Leben

Der FC Bayern golft gegen Gladbach

Sebastian Gierke
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Beim mühsamen Sieg gegen Mönchengladbach jubelt die Mannschaft des FC Bayern auf eine ganz spezielle Art.

Alle zehn Feldspieler rannten zur Eckfahne, und guckten zurück, als ob da etwas angeflogen käme, von ganz weit weg, die Hand über den Augen. Gerade hatte Mario Gomez das 1:0 für seine Bayern geschossen. Und das war jetzt also der Jubel: Torwart Jörg Butt immitierte einen Abschlag beim Golf – und seine Mannschaftskameraden bejubelten das imaginäre Hole-in-One an der gegenüberliegenden Eckfahne. Das ist Jubel auf Bayrisch. Man stelle sich nur mal vor: die 60er würden mit einem Golf-Jubel aufwarten. Oder irgendein anderer Verein. Das geht in Deutschland nur bei den Bayern.  

bayernfamilie

Kaum auszudenken, wenn die nach diesem Jubel auch noch verloren hätten. Das war durchaus im Bereich des Möglichen. Denn die Gäste hatten das Spiel im Griff. Von Beginn an. Auf den Rängen gab Borussia Mönchengladbach den Ton an. Die mitgereisten Fans sangen, als wäre der Sieg gegen den FC Bayern München bereits eingefahren. Und auch auf dem Platz war das Selbstvertrauen der Mannschaft zu spüren. Gladbach kam als das beste Team der vergangenen fünf Spieltage nach München: drei Siege zwei Unentschieden. Doch am Ende war es wie immer in München: großer Kampf, keine Punkte. Die Bayern gewannen 2:1.

Dabei hatte sich Mönchengladbach nicht einmal vom 0:1 durch Mario Gomez verunsichern lassen. Gerade hallten die ersten Pfiffe durch die mit Erwartungen wie immer zum Bersten gefüllte Arena in München. Wahrscheinlich war Dante davon kurz etwas abgelenkt, das ist er aus dem Borussia-Park nicht gewöhnt, jedenfalls war er nicht nahe genug dran, am Nationalstürmer. Der jagte den WM-Ball „Jabulani“, der in München seinen Premiereneinsatz hatte, unhaltbar für Logan Bailly ins Netz. „Noch nie dagewesene Rundheit“, so preist der Hersteller den neuen Ball an, doch die mit WM-Kadidaten gespickten Münchner konnten trotz Führung mit dem neuen Spielgerät kaum etwas anfangen.

Stattdessen lief es für die Borussia rund. Vor allem der Venezolaner Juan Arango machte seinem Spitznamen aus der Heimat alle Ehre. „Der Hurrikan der Karibik“ wirbelte ein ums andere Mal die Abwehr der Bayern durcheinander. Doch es war einer der wenigen potenziellen WM-Teilnehmer in Diensten der Mönchengladbacher, der Amerikaner Michael Bradley, der dann den Pass auf Roel Brouwers spielte. Brouwers schob in der 28. Minute cool zum Ausgleich ein.

Und danach: Die Gäste hatten das Spiel im Griff. Jetzt sogar noch deutlicher als in den ersten Minuten. Immer wieder musste Butt sein Können aufbieten. Man hatte das Gefühl, dass hier das Wunder möglich ist. Dass Borussia Mönchengladbach nach 41 Jahren ohne Sieg in München sogar gewinnen kann. Am 14. Oktober 1995 war das zum letzte Mal gelungen. Sollte also der klassische Aufbaugegner der Bayern den FC Ruhmreich wieder zurück in die Krise schießen? Zur Pause mussten sich die Bayern-Spieler jedenfalls Pfiffe gefallen lassen.

Der in der zweiten Halbzeit eingewechselte Arjen Robben brachte dann zwar etwas Schwung, doch Mönchengladbach hielt weiter gut mit, spielte zwar jetzt kaum mehr nach vorne, ließ aber auch so gut wie keine Chance für den Gegner zu. Der Schiedsrichter war es, der in der 75. Minute wieder Gefahr für das Borussia-Tor heraufbeschwor. Robben, der auf Dante auflaufen war, bekam von ihm an der Strafraumgrenze einen Freistoß zugesprochen. Das außergewöhnlich Runde traf der junge Holger Badstuber außergewöhnlich gut, Bailly wieder ohne Chance.

Louis van Gaal hatte da gerade Miroslav Klose einwechseln wollen. Darauf verzichtete er jetzt, brachte stattdessen Anatoliy Tymoshchuk.  Die Bayern mauern. Wow. Doch zu stark hatte Gladbach in der ersten Halbzeit gespielt. Hätten sie sich in der zweiten nicht so sehr versteckt, sie hätten den München-Fluch an diesem Abend beenden können.

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