Kultur, Leben

“Mir war wichtig, dass BÃœRGER und LEISE darin vorkommt”

Markus Michalek

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In München hängen Plakate, die zur Ruhe im Glockenbachviertel mahnen. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden sie von einem Aktionsbündnis angebracht, dass sich BÜF.F.E.L. nennt. mucbook hat zwei dieser scheuen Herdentiere für ein Interview getroffen.

Ihr wollt anonym bleiben, wie sollen wir euch nennen?

Büffel 1: Nenn uns doch Büffel eins, zwei, drei und vier bitte. Unser dritter und vierter Büffel können aber leider nicht kommen, sie sind verhindert.

Kein Problem. Diese Plakataktion, wie ist sie entstanden?

Büffel 2: Wir sind irgendwann nach Hause gekommen und haben uns über das allgemeine Kneipensterben geärgert.

Büffel 1: Die Schließung des X-CESS war der Auslöser dafür.

Die Idee mit der Vereinigung BÃœF.F.E.L.?

Büffel 2: Im Gespräch und in E-Mails. Da entstehen erstaunliche Dinge, mir war vor allem aber wichtig, dass „Bürger“ und „leise“ darin enthalten sind.

Büffel 1: Ja, das war seine Idee und ich finde, sie hat einen guten Symbolgehalt. Für Menschen, die mitdenken …

Im X-CESS wart ihr jedenfalls öfter, oder?

Büffel 1 und 2: Unzählige Male.

Was macht ihr, wenn es geschlossen wird?

Büffel 1: Fürchterlich traurig sein. Eine Kerze anzünden.

Büffel 2: Weinen! (lacht)

Habt ihr weitere Aktionen geplant?

Büffel 1: Wir behalten uns definitiv das Recht vor, uns auf diesem Weg zur Stadtpolitik zu äußern.

Büffel 2: Man muss auf jeden Fall auf die allgemeinen Gentrifizierungsprozesse in dieser Stadt hinweisen. Das nimmt teilweise wirklich Überhand.

Fällt euch spontan noch eine weitere Kneipe für eine solche Aktion ein?

Büffel 1: Im Prinzip kann man das überall in der Stadt machen, wo es Kneipen gibt.

Büffel 2: Wir wünschen uns auch, dass wir mit BÜF.F.E.L. Nachahmer finden!

Und welche Reaktion erhofft ihr euch außerdem?

Büffel 2: Wir wollen auf jeden Fall anonym bleiben. Das ist weniger die Angst vor einer strafrechtlichen Verfolgung, als das Wissen, etwas für das Allgemeinwohl zu tun, ohne immer gleich im Rampenlicht zu stehen.

Büffel 1: Gentlemen schweigen und genießen eben! (lacht)

Gab es eigentlich Probleme beim Plakatieren?

Büffel 2: Nein, eigentlich nicht. Etliche Leute sind auch stehen geblieben und haben sofort angefangen, die frisch geklebten Plakate zu fotografieren.

Büffel 1: Nein, wir haben für uns die Linie, die Stadt als urbane Kommunikationsplattform zu betrachten – wir sehen uns quasi als Stadtblogger, die aber offline unterwegs sind. Probleme sollte das nicht geben.

Hattet ihr für eine solche Aktion eigentlich Vorbilder, Stichwort Kommunikationsguerilla, die Yes-Men etwa?

Büffel 1: Nein, hatten, wir nicht. Die Yes-Men sind zwar witzig, aber da steckt viel zu viel Geld dahinter.

Büffel 2: Eigentlich kann man jeden als Vorbild nennen, der in dieser Art und Weise schon mal tätig war.

Wenn die geplante Mahnwache fürs X-CESS zustande kommt, werdet ihr da sein?

Büffel 1: Natürlich!

Büffel 2: Auf jeden Fall!

Vielleicht einen Büffel hochhalten?

Büffel 1: Das wäre schön, wenn das jemand anderes machen würde.

Büffel 2: Wir wollen auf jeden Fall die Schablonen für unsere Plakate offen im Internet bereitstellen. Jeder, der Lust hat, ein solches Plakat zu kleben, soll sich da bedienen können. Im Prinzip kann man diese Aktion auf jedes beliebige Viertel anwenden. Leise muss man schließlich überall sein. (Lacht)

Was ist eigentlich euer Lieblingsviertel?

Büffel 1 und 2: Maxvorstadt.

Maxvorstadt?

Büffel 1: Man kann da viel Zeit verbringen …

Könntet ihr euch eigentlich auch vorstellen, selbst mal wegen Ruhestörung die Polizei zu rufen?

Büffel 2: Ich habe lange in einem Studentenwohnheim gelebt. Da war im Prinzip permanent Ruhestörung …

Büffel 1: Nein, auf keinen Fall.

Auch nicht, wenn ihr mal Familie mit Kindern und einen anstrengenden 7 to 9 Job habt?

Büffel 1: Na, wenn man in ein Viertel wie das Glockenbach zieht, dann muss einem schon klar sein, dass es seinen Preis hat. Nicht nur, was den Quadratmeter angeht.

Büffel 2: In Villenvierteln und in den Außenbezirken soll es ruhig sein, zumindest hört man das so …

Wir danken fürs Gespräch!

Einige Fotos der Plakate kann man hier sehen.

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