Kultur, Leben

Kunst statt Schutt!

Markus Michalek

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Nach der Universität nun die nächste Besetzung in München: Das Gelände an der Schweren-Reiter-Straße, vielen auch als Pathos und Halle 3 bekannt, ein Zentrum für Kunst und Kultur wurde besetzt.

Bis zum 20. Juni versuchen Künstler aller Colour dadurch ein Bewusstsein für Kunstorte in München zu schaffen. Hintergrund: Wieder einmal droht die Schließung eines bereits zur Institution gewordenen Ortes. mucbook.de hat mit einem der Verantwortlichen über die Hintergründe gesprochen.

mucbook: Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Motto Kunst statt Schutt?

Arthur Klemt: Wir sind eine Initiative zur Erhaltung des Schwere Reiter Geländes für kreative Kräfte.

mucbook: Das soll ja geschlossen werden, wie ist da die Vorgeschichte?

Arthur Klemt: Das ehemalige Kasernengelände war lange Jahre in München ein Zentrum für Subkultur. Jetzt sind wir an der Reihe. Perfide ist, dass das Kulturreferat unser Projekt erhalten will, das Kommunalreferat aber eigene Pläne verfolgt. Eigentlich soll das Gelände ja schon seit den Achtzigern abgerissen werden.

mucbook: Inwiefern?

Arthur Klemt: Das Gelände wurde vom Kommunalreferat sehr hoch bewertet und wird immer wieder temporär an Immobilienfirmen vermietet. Um die auf dem Gelände ansässige Subkulturszene auszudünnen, gab es sehr skurrile Maßnahmen seitens des Kommunalreferats. Die Feinspeiserei z.B. wurde im Juni (!) mit der Begründung gekündigt, das Dach würde die Schneemassen nicht aushalten.

Mucbook: Und der Abriss fand aber bis jetzt noch nicht statt?

Arthur Klemt: In Teilen schon, da ja bereits eine Baugrube vorhanden ist. Aber Abreißen kostet Geld, das Gelände ist wegen seiner früheren Kasernennutzung auch kontaminiert – der aus den Baumaßnahmen entstehende Schutt soll nämlich in den Hallen abgelagert werden, die wir gerne kreativ und dauerhaft nutzen wollen. Bis jetzt gibt es aber immer nur mittelfristige Pläne von ein bis zwei Jahren, Planungssicherheit ist leider nicht vorhanden und macht es uns natürlich auch schwer.

mucbook: Also Besetzung, der letzte Ausweg?

Arthur Klemt: Hoffentlich nicht! Wir haben aber vom Kulturreferat die Zusage, dass wir bis 20. Juni die Halle 3 besetzen dürfen und haben deshalb ein breites Programm zusammengestellt, das offen ist – jeder kann vorbeikommen und mitmachen.

mucbook: Also eine knappe Woche noch Kunst und Kultur?

Arthur Klemt: Genau! In dieser Beschränkung liegt aber auch sehr viel Kraft, da wir bisher jeden Tag ein unglaubliches großes Publikum haben. Es kommen immer mehr, Künstler, Leute vom Theater, Musiker. Musiker haben in München z.B. das Problem, dass Proberäume sehr teuer sind. Bei uns geht das einfach so.

mucbook: Eine gute Sache. Aber wie realisiert ihr das auf die Schnelle – z.B. ein Theaterstück?

Arthur Klemt: Improvisation eben. (lacht) Theaterstücke können auch ohne Bühne stattfinden und die Bands spielen dann akustisch. Generell kann ich vor allem aber  sagen, dass trotz einer sehr heterogenen Kreativszene eine große Solidarisierung der Künstler untereinander stattfindet.

mucbook: Euer Ziel in dieser Angelegenheit?

Arthur Klemt: Die Halle 3 zu halten, um einen Ort für Subkultur zu haben, der für Vernetzung steht und gleichzeitig für ein gutes Programm. Vielfalt in der Stadt ist schließlich wichtig! (Lacht)

mucbook: Danke für das Gespräch.

Wer mehr wissen will: Auf der Facebook-Seite oder auf der Homepage des Pathos-Transport-Theaters gibts weitere Informationen zu den laufenden Veranstaltungen. Außerdem sind Münchner KünstlerInnen herzlich eingeladen, spontan an dieser kulturellen Besetzung teilzunehmen.

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