Kolumnen, Nach(t)kritik
Münchens Herz pulst Bass
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Donnerstagnacht, eine gute Juninacht. Vor zehn Minuten hat das Harry Klein (Harald Klein, Tonträger und Musikalienhandlung) offiziell die Tür seines neuen Domizils geöffnet. Sonnenstraße 8, in einer langen Schlange warten ein paar hundert Feierhungrige darauf, noch eingelassen zu werden. Wir kamen rein – und was wir sahen, machte uns glücklich.
Wer drin ist, dessen Mundwinkel formen ein Lächeln, dessen Körper nimmt automatisch Bass und Rhythmus auf, dessen Laune ist bestens, selbst wenn es unglaublich heiß ist, aber der Pegel steigt und das ist gut so!
Kenner und Liebhaber des alten Harry Kleins dürften ebenso positiv überrascht sein, wie Neuzugänge: Der gesamte Club streng minimal eingerichtet, die Wände unverputzt, die legendäre Videoleinwand fehlt natürlich nicht, die Akustik ist erste Klasse.
Zweistöckig mit Empore und ein Raucherraum mit eigener (!) Bar. Im Harry Klein, das vom renommierten DJMag zu den 100 besten und wichtigsten Clubs der Welt gezählt wird, lässt es sich hervorragend feiern, besser noch, hervorragend abgehen.
Wieder ein Grund mehr, nicht mehr neidvoll nach Berlin zu schielen, wenn im Zentrum von München eine derart coole Location mit einem ordentlichen Booking zur Verfügung steht …
Dreihundert Leute finden hier wieder bis sechs Uhr morgens (Do – Sa) ein Zuhause, um ihrem Drang nach elektronischer Tanzmusik nachzugeben, oder Münchens Herz pulst Bass, die erste Nacht im neuen Harry Klein, ein Traum.
Infos:
Homepage des Harry Klein
Harry Klein auf Facebook
Nachtrag, literarisch subjektiv: Das ist der Wahnsinn, sagt meine Begleitung, besser als ich dachte … Das ist der Wahnsinn, sagt auch Hasi, den wir oben im Raucherraum an der Bar auf ein paar Runden Jägermeister treffen.
Das ist der Wahnsinn, das liegt jedem ins Gesicht geschrieben, egal wo ich hinsehe, jeder ist einfach nur verdammt glücklich und die DJs drehen zielsicher am Regler. Die logische, zwingende, gewollte Folge: Arme, hochgerissen, sauber und auch mal nicht ganz so sauber ausrasierte Achselhöhlen, was macht das schon, im Szenevolk und ein einziger Aufschrei, der durch die Menge geht: gebt uns mehr!
Irgendwie ist irgendwann eine Sax-Line über den Bass gemischt, der Moment, der mich katapultiert. Am nächsten Vormittag, aufgewacht, da war etwas gewesen, das ich lange nicht vergessen werde.
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