Anzeige, Leben, Stadt

“Es kann so nicht weitergehen”

Charlotte Frey
Letzte Artikel von Charlotte Frey (Alle anzeigen)

parking day

Acht Masterstudenten des Lehrstuhls für Industrial Design an der TU haben den Prototypen eines Parkplatz-Grills entworfen. Beim Parking-Day war Würstel-Premiere. Ein Interview über die Frage: Wem gehört der öffentliche Raum und wie lange stehen noch überall Autos herum.

grill 1

Wie kamt ihr auf die Idee, so einen Grill zu entwerfen?

Marc: “Gut es ist nicht nur ein Grill, man muss auch sehen, was wir damit wollten. Es gibt im städtischen Raum eben sehr wenige Plätze, wo die Leute sich treffen, miteinander reden und auch zusammen essen können. Insofern wollen wir mit dem Grillauto eigentlich viel mehr erreichen. Wir wollen nicht nur die Leute zum Grillen bewegen, sondern die Leute einfach zusammen bringen und ihnen einen Platz bieten wo sie sich treffen und sich austauschen können.”

Christoph: “Es betrifft auch das Thema Integration. Es geht um das Thema soziales Zusammenkommen in der Stadt, die natürlich sehr anonym ist. Dass es sich um Autos handelt, haben wir eigentlich zusammen am Lehrstuhl entwickelt. Der Grund dafür ist, dass wir gesagt haben, dass die Hälfte der Siedlungsflächen Verkehrsflächen sind. Aber das Ganze ist nicht autofeindlich gemeint. Man kann natürlich so eine Verkehrsfläche auch anders nutzen, den Leuten wieder zugänglich machen. Und das haben wir einfach gekreuzt mit der Idee, etwas für die soziale Integration und das soziale Zusammenfinden zu machen.”

grill0

Wie groß war euer Team?

Christoph: “Wir waren zu acht glaub ich, oder?”

Marc: “Ja genau wir waren zu acht, und letztendlich war natürlich ein Prozess davor gelagert und jeder hat seine Vorschläge eingebaut. Dieses Projekt ist dann per Mehrheitsentscheidung gewählt worden.”

Wie lange hat die ganze Prozedur gedauert vom Entwurf bis zum präsentierten Projekt?

Christoph: “Ja, also wir haben eine kleine Projektdokumentation dazu gemacht. Es gab sehr viele Konzepte im Vorfeld. Es war im Grunde die Arbeit im Rahmen eines Semesters. Ich würde mal sagen so vier Monate haben wir jegliche Konzepte gemacht, und dann in wenigen Wochen die Ausarbeitung. Da gibt es andere interessante Konzepte auch noch, die man als Produktfamilie ansehen könnte. Man könnte sagen, hier steht das Grillmobil, woanders steht dann das Mobil, wo man so ne Art Trimm-dich-Fahrt unternehmen kann oder eins indem man baden kann oder sonst was. Da sind also noch viele interessante Schätze in der Dokumentation.”

Marc: “Letztendlich war diese Ausarbeitung hier eine Sache von zwei bis drei Wochen. Da ging es dann tatsächlich um die Sache. Die Konzeptfindung braucht eine wesentlich längere Zeit. Dafür haben wir einfach mal ein ganzes Semester gebraucht.”

grill 2

Welche Schwierigkeiten gab es?

Christoph: “Das stark heterogene Team hat uns immer wieder vor kleine Zerreisproben gestellt. Wenn es um so ein populäres Thema geht wie „Zukunft des Verkehrs in der Stadt, soziale Integration, Stadtanonymität. Was kann man da tun?“. Dann stehen sehr viele Ideen im Raum und das Aussuchen war besonders schwer. Aber unter Druck entstehen eben diese schwarzen Diamanten.”

Wie war das Feedback eurer Freunde und Professoren?

Marc: “Gut, letztendlich gibt es bei so einem Projekt immer noch Verbesserungsmöglichkeiten. Aber das Feedback war positiv im Großen und Ganzen und wenn man das natürlich auf der Straße sieht, da gibt’s die eine oder andere Sache die man verbessern kann. Aber das ist ein Prototyp den wir hier sehen und ich denke es stellt eine gute Basis dar. Es soll nur den Anreiz bieten, was man alles mit einem Parkplatz machen kann. Den Zweck, dass man sich hier einfach zusammen findet, erfüllt es glaub ich auch.”

grill 3

Es heißt, das München eine Autostadt ist. Glaubt ihr, dass sich das irgendwann ändern wird in ferner Zukunft?

Christoph: “Also offiziell wurde diesen Sommer München glaube ich zur Radfahrerstadt gekürt. Vielleicht sollten wir jemanden von Green City dazu holen. Aber Autostadt? Ich denke das hängt mit der Größe zusammen. Da gibt es ja jetzt diese Plaketten. Und ich glaube, wenn eine gewisse Stadt eine gewisse Größe und Verkehrsdichte erreicht, wie es in München ist oder wie es in London zum Beispiel ist, dann gibt es Restriktionen für die Autofahrer und dann müssen sie dafür zahlen, das sie die Stadt durchqueren können. Dann gibt es auf der anderen Seite, in München ist es glücklicherweise so, viele öffentliche Verkehrsmittel und dennoch wird das Auto sicherlich in dieser Art und Weise nicht mehr all zu lang in der Stadt sein. Was sind die Alternativen, ist die Frage.”

Glaubst du, das München eine autofreie Stadt wird?

Marc: “Also ich glaube, irgendetwas wird sich in München tun müssen. Es kann nicht so weitergehen, dass so viele Autos da sind. Die Aktion soll ja auch zeigen, was mit diesen Parkflächen alternativ noch möglich ist. Es soll einfach einen Denkanstoß bieten. So wie es jetzt ist, wird es sicher nicht weitergehen. Gucken wir jetzt 20 bis 30 Jahre in die Zukunft, dann hoffe ich zu mindestens, dass es etwas umweltfreundlicher zugehen wird und vielleicht nicht mehr so viele spritfressende oder extrem umweltbelastende Autos unterwegs sind.”

grill4

Und was ist euer Idealbild?

Christoph: “Schwer zu sagen. Es ist sicher ein sinnvoller Mix nötig in der Stadt zwischen Individual- und Öffentlichen Verkehr.”

Marc: “Ganz radikal zu denken ist nicht sinnvoll. In der Zukunft kann man sich nicht die Autos wegdenken. Sie sind einfach da. Die werden sich vielleicht etwas verringern und der öffentliche Verkehr sich etwas mehr verstärken, womöglich auch der Rad- und Fußverkehr. Vielleicht verlagert sich auch alles ein bisschen mehr auf den öffentlichen Verkehr und die Leute nutzen das Angebot das da ist. Das ist wohl das Bild, das man von der Zukunft haben kann.”

No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons