Kultur, Was machen wir heute?

Bilder von Tätern

Michael Prakash
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Agraphobie ist politisch. Vielleicht klingt es ein bisschen nach der Furcht der Kleinbauern obsolet zu sein, oder die der Verbraucher vor pestizid-belasteten Waren. Aber Agraphobia, die Ausstellung der amerikanisch-münchnerischen Künstlerin Shari Pierce, ist auf eine andere Art politisch.

Das Wort an sich bezeichnet die Angst vor sexuellem Missbrauch. Weitläufig gesehen auch die Angst sich im öffentlichen Bereich aufzuhalten. Amerika, wo der Großteil der Ausstellung entstand, ist bekannt für seine Ängste. Nicht nur wegen der Waffengesetze. Im Internet können sich Bürger Kanadas oder der USA informieren, ob in die Nachbarschaft ein Sexualstraftäter gezogen ist. Das hilft sicherlich ebenso gut Täter in die Gesellschaft zu re-integrieren, wie Mütter vor dem Nervenkollaps zu bewahren.

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Shari Pierce portraitiert mit unterschiedlichen Materialien ca. 300 Sexualstraftäter aus Regionen der USA. Fotografien auf Folien. Drucke schwerer Straftaten auf leichten Stoffen. Die Augen der Täter sind mit Tüchern verbunden. Ihre Gesichter zensiert. Dadurch lassen die Bilder Interpretationen Luft. Auch politischer Art.

Für die Künstlerin war es möglich Kontakt zu den Straftätern herzustellen. Schließlich sind ihre Daten im Internet abrufbar. Zählt das noch als Opferschutz? Ist es für die Opfer, oder die potenziellen Gefährdeten überhaupt eine Hilfe? Und was ist mit dem Täterschutz?

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E324 präsentiert die Ausstellung Agraphobia – Fotos und Körper-Teile von Shari Pierce. Die Kunsträume existieren seit 2009 und sind eine direkte Reaktion auf die Finanzkrise. Anfang des Jahres berichtete das Art-Magazin über diesen alternativen “Off-Space” der Kunst. Das Motto von E324: White Cube kann sein, muss aber nicht.

Eröffnung von Agraphobie – Fotos und Körper-Teile der Künstlerin Shari Pierce am 11. März von 19 bis 22 Uhr.

Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag 12 bis 16 Uhr, sowie nach Vereinbarung.

Läuft bis 26. März

E 324 – Gabelsbergerstraße 65, zwischen U-Bahnhöfen Stiglmaierplatz und Theresienstraße.

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