Stadt

“Schmunzeln und nachdenken” – Interview mit der Guttenberg-Guerilla

Marco Eisenack

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Beinahe hätten sie es sogar vor der Bild-Zeitung gewusst. Eine anonyme Gruppe aus München wollte Zeitungskästen des Guttenberg-Blattes mit dem Titel “Rücktritt: Zapfenstreich für Guttenberg” plakatieren, noch bevor diese Worte des falschen Doktors wirklich gesprochen waren. Die Realität holte die Stadtguerilla ein. Einer der Plagiat-Aktivisten erklärt uns die ganze Aktion noch einmal.

Wie viele verschiedene Schlagzeilen-Motive habt ihr verbreitet?

Insgesamt haben wir drei Schlagzeilen auf die BILD-Zeitungsständer geklebt. Den “Ehrendoktor für Guttenberg” und die beiden Meldungen, die mucbook schon veröffentlicht hat. Ursprünglich wollten wir „Rücktritt! Zapfenstreich für Guttenberg“ plakatieren. Allerdings fanden wir das unpassend. Zum Glück. Wenn es blöd gelaufen wäre, hätten wir in der Nacht auf Dienstag die Rücktritts-Meldung plakatiert und die BILD quasi vorab informiert.

Eure Aktion wurde kritisiert, dass es dem Blatt nicht schadet, sondern eher wieder Publicity brachte. War es als Angriff gegen die BILD-Zeitung gedacht?

Mit unserer Aktion verfolgen wir kein konkretes Ziel. Wir haben nur den Ablauf des Skandals und das Handeln der BILD-Redaktion als äußerst kurios empfunden. Wir wollen die Menschen lediglich zum Schmunzeln bringen. Und zum Nachdenken.

Wer ist „wir“?

Ein lockerer Haufen ohne Namen, keine feste Gruppe. Politisch nicht extrem, weder links noch rechts. In der Regel treffen wir uns einmal in der Woche zu einem geselligen „Herrenabend“ in einer der vielen Münchner Boazen. Dabei sprechen wir über die unterschiedlichsten politischen Themen. Manchmal entspringt daraus eine mehr oder weniger lustige Idee, die im besten Fall umgesetzt wird.

Also habt ihr schon früher solche Aktionen gemacht?

Die Plakatierung der Zeitungsständer war nicht unsere erste Aktion und wird voraussichtlich auch nicht unsere letzte gewesen sein. Aber das versprechen wir: Die stummen Verkäufer der BILD-Zeitung sind für uns künftig tabu.

Warum das?

Wir wollen uns immer neue Aktionen ausdenken.

Was könnte die Münchner in Zukunft erwarten?

Wir haben viele weitere Ideen, allerdings noch nichts Spruchreifes. Außerdem sind unsere finanziellen Mittel beschränkt. Grundvoraussetzung sind aber immer: Keine Sachbeschädigung oder Körperverletzung. Über Mitstreiter freuen wir uns. Wir legen aber keinen großen Wert auf Öffentlichkeit.

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