Kultur, Nach(t)kritik

Allein unter Fremden

Charlotte Frey
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“Asyl-Monologe” beruhen auf dem Konzept des Dokumentar-Theaters. Die Texte geben geführte Interviews wieder, wortgetreu. Nichts wurde verschönert, nichts zensiert. Der Zuschauer soll die unverblümte Wahrheit erfahren. Eine Bühne vor einem schwarzen Vorhang, drei Notenständer. Es soll ein schlichter Abend mit wenigen Mitteln sein. Eine Lesung der besonderen Art. Drei Geschichten, drei Leben, drei Schauspieler.

Die Asyl-Monologe der „Bühne für Menschenrechte“, die am Samstag zu Gast im Münchner Kulturzentrum Gorod waren, erzählen von Menschen, die Grenzen überwunden, Tragödien überstanden und nie aufgegeben haben. Sie erzählen von Asylbewerbern, ihren Ängsten, und ihren Problemen in Deutschland Fuß zufassen.

Das Konzept funktioniert erstaunlich gut: Der Zuschauer wird in ihr Leben einbezogen und erfährt wie menschenverachtend sich Asylbewerber in Deutschland behandelt fühlen. Drei Protagonisten beschreiben ihre Ankunft in einem Land indem sie Glück und Freiheit suchten, stattdessen eine weitere Gefangenschaft und Verzweiflung fanden.

Sie erzählen von Ali aus Togo (gespielt von Vincent Légitimus), von Freunden liebevoll „Präsident“ genannt, Felleke aus Äthiopien (gespielt von Asad Schwarz-Msesilamba), der Abschiebeversuche verhindern muss und dann einen Menschenrechtspreis überreicht bekommt, und Safiye (gespielt von Diana Marie Müller), die nach Jahren der Haft in der Türkei und einer absurd wirkenden Asylablehnung sich für das Lebensbejahendste überhaupt entscheidet: Sie schenkt einem Sohn und einer Tochter das Leben.

Begleitet werden die Schauspieler von der Querflötenspielerin Prisca Mbawala-Dernbach. Die Nachricht an die Zuschauer wird alleine durch die Stimme der drei Schauspieler und ihre Gesichtsmimik vermittelt: den Kummer, die Traurigkeit aber auch Glücksmomente. Das Erlebte wird zu einem Teil des Beobachters. Die Monologe werden zu Zeitzeugen. Ein sichtlich ergreifendes Spektakel, welches das Publikum in einen Bann zieht und sie bis zum Ende nicht los lässt.

„Wacht auf“

Auch die Diskussionsrunde am Ende des Stückes mit dem Publikum ist packend. Ali Touré ist auch da. Er erzählt über die jetzigen Zustände, über seine Aufgabe Menschen zu informieren. Er hofft, dass die Leute aufhören die Augen zu verschließen und will doch nur eins: Die Asyl-Anträge sollen endlich genehmigt werden.

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