Kultur, Was machen wir heute?

Weibsbilder

Ina Hemmelmann

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Max Beckmann, Frau mit Mandoline in Gelb und Rot, 1950, Öl auf Leinwand, 92 x 140 cm

Frauen: Ein auf den ersten Blick schlichter Titel für die anstehende Ausstellung in der Pinakothek der Moderne. Doch die Perspektive auf das andere Geschlecht in den Werken der ausgestellten Künstler Pablo Picasso, Max Beckmann und Willem de Kooning ist vielseitig. Mal ist die Frau Gegenbild, dann wieder verführerische femme fatale oder Sinnbild der Natur, nie aber bloßes Lustobjekt im begehrenden Blick des Mannes.

Biographische Aspekte der abgebildeten Damen spielen kaum eine Rolle in der Präsentation der Werke. Vereinzelt verraten die Titel der Gemälde, wer darauf zu sehen ist, wie beispielsweise Max Beckmann häufig seine zweite Frau namens Quappi oder Olga Picasso, die erste Frau des Malers. Weitaus inspirierender ist der Dialog der Bilder untereinander und mit dem Betrachter. Eine Gliederung in fünf Teilbereiche ordnet die Werke innerhalb der Ausstellung thematisch: Die Schlagworte Porträt, Typus, Idol vereinen Bilder, die sich in die Tradition der abendländischen Portraitmalerei einschreiben. Allerdings ist oftmals eine Überschreitung der individuellen Abbildung einer Frau hin zu einem Urbild, einem Menschenideal auszumachen. Der Betrachter nimmt starke Charaktere jenseits tradierter Weiblichkeitsklischees wahr.

Harmonie, Ruhe, Selbstvergessenheit zeigt die Frau als in sich ruhende Schönheit, bei Picasso beispielsweise in Anlehnung an antike Bildsprache, bei Beckmann voller selbstbewusster, reifer Erotik. De Kooning lässt Figur und Landschaft verschmelzen und schafft so einen harmonischen Ausgleich von Mensch und Natur.

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Pablo Picasso, Die Dryade (Akt im Wald) (Nu dans une forêt), 1908, Öl auf Leinwand, 185 x 108 cm

Natürlich darf auch der Aspekt der Leidenschaft nicht fehlen: Passion, Extase, Exaltiertheit zeigt die Dargestellten zwischen Selbstvergessenheit und Selbstzerstörung. Ob verspielte Lolita oder verruchte Verführerin, hier ist vor allem die erotische Präsenz der Frauen in den Bildern spürbar. Der folgende Blickwinkel Verheißung oder Bedrohung schließt sich nahtlos an und zeigt die Frau als Spiegel- oder Gegenbild, als Partnerin oder Rivalin. Am Ende schließlich steht die Reflexion der zeitlichen und gesellschaftlichen Umstände, die Abbildung der Geliebten oder Partnerin wird zum allgemeingültigen Sinnbild einer Epoche.

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Willem de Kooning, Woman V, 1952/53, Öl und Kohle auf Leinwand, 154,5 x 114,5 cm

Doch jenseits jeglicher Perspektiven und Themenspektren bleibt alles beim alten – und die Frau Objekt des männlichen (begehrenden) Blickes. Mit dem Status der Betrachteten, Inspizierten und Abgebildeten wird die Frau in eine passive, machtlose Position manövriert, der Wahrnehmung und Gestaltung ausgeliefert. Dass Picasso, Beckmann und de Kooning Ausnahmekünstler waren und wegweisend für die Entwicklung der modernen Malerei, ist nicht abzustreiten. Doch sind wir mittlerweile in der Postmoderne angekommen, die Geschlechterrollen und – differenzen kritisch hinterfragt und dekonstruiert. Derartige Perspektiven beleuchtet die Ausstellung kaum. Gut, man könnte einwenden, dass es sich hier auch um eine Werkschau in der Pinakothek der Moderne und nicht der Postmoderne handelt. Dennoch: Wann kommt einmal eine Ausstellung zum Mann, jenseits von Klischeebildern und Selbststilisierung? Es ist Zeit…

Frauen. Pablo Picasso, Max Beckmann, Willem de Kooning
30. März – 15. Juli
Di, Mi, Fr, So 10-18 Uhr / Do, Sa 10-22 Uhr
Pinakothek der Moderne
Barer Str. 40
U3/6 Universität, U2 Theresienstraße, Tram 27 Pinakotheken

Bilder: (c) Pressematerial der Pinakothek der Moderne

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