Anzeige, tagebook der Villa Stuck

Recht surreal aber ziemlich echt

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Der japanische Architekt Terunobu Fujimori gilt als erster surrelaer Architekt. Er baut mit Vorliebe Gebäude aus formbarem Naturmaterial. Im Garten der Villa Stuck ist im Vorfeld seiner ersten Werkschau in Deutschland ein seltsames Baum-Stelzen-Roll-Kugelhaus entstanden – aber noch verhüllt. Wir haben vorab ein paar Bilder.

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Inspiration für die Skulptur fand der Architekt unter anderem in dem Gemälde „Das Schlaraffenland“ von Pieter Bruegel. Das eiförmige Volumen steht auf vier Baumstämmen, ist begehbar und auch fahrbar. Über eine Leiter gelangt man in einen ovalen Raum, indem acht Leute um einen Tisch sitzend gemütlich Café trinken können. In einem einwöchigen Workshop entstand das „Walking Café“ in Zusammenarbeit mit Auszubildenden der Zimmererinnung München, Studenten der TU München und dem Architekten selbst.

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Das Grundgerüst wurde von der Firma Schmid aus Trostberg schon im Vorfeld angefertigt. Schnell hat man sich in Teams aus Studenten und Zimmerern zusammengefunden. Verständigungsschwierigkeiten mit dem berühmten Architekten gab es nicht, da einer der Studenten japanisch beherrscht. Begonnen wurde mit der Verkleidung des Volumens mit Schindeln und Kupferblech.

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Mit viel besserem Wetter wurde am zweiten Bautag weitergemacht. Die Räder wurden mit Kupferblech und Schindeln verkleidet. Die Leiter, die schon am Vortag begonnen wurde, konnte fertiggestellt werden. Die Arbeiten am Kamin und an der Verkleidung wurden fortgeführt.

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Am dritten Bautag ergaben sich bei den Arbeiten einige Detailfragen, die man durch Gespräche, Diskussionen und Zeichnungen schnell löste. Die Unterkonstruktion für den Lehmverputz wurde fertiggestellt und die Schindelverkleidung bis zur Hälfte fortgeführt. Bei dem guten Wetter haben sich einige fleißige Helfer einen Sonnenbrand geholt.

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Am vierten Bautag ging das Schindeln schon viel schneller. Die Verkleidung am Einstieg des „Walking Cafés“ wurde fertiggestellt. Auch Professor Musso war auf der Baustelle anwesend. Mittags konnten sich dann alle mit einem Weißwurstfrühstück kräftigen. Vor allem Fujimori war davon begeistert.

Um das „Walking Café“ später auf seine Füße zu stellen, musste am fünften Tag die Hälfte des Gerüsts abgebaut werden. Der Cafékessel steht schon bereit!

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Letzter Bautag! Nachdem am 1. Mai mehrere Kinder den Bauch des von Architekt Fujimori konzipierten Walking Cafés mit Lehm verputzt haben, konnte das Gerüst abgebaut werden. Mit einem Gabelstapler wurde die Skulptur angehoben. So konnten die Studenten und Zimmerer die vier Füße unter der Skulptur montieren. Keine leichte Arbeit. Nach dem Einsatz von viel Kraft und noch mehr Geduld stand das Walking Café am Ende des Tages im Garten der Jugendstil-Villa. Zum krönenden Abschluss wurde dem ungewöhnlichen Teehaus ein vergoldete Kamin aufgesetzt.

21. Juni bis 16. September 2012
Terunobu Fujimori. Architekt
Werkschau 1986–2012

Das Museum Villa Stuck präsentiert die erste umfassende Ausstellung zum Werk Terunobu Fujimoris in Deutschland. Höhepunkt der Schau wird eine für den Garten der Villa Stuck entwickelte architektonische Struktur sein, die den Sommer über für die BesucherInnen des Museums zugänglich ist. Das für Fujimori in seiner »intimen Bauweise« typische Teehaus eröffnet einen geschützten Raum wie einst die Villa des Künstlerfürsten, wenn auch ganz anderer Art.

Die Ausstellung veranschaulicht anhand von Modellen, Zeichnungen, Architekturplänen und Fotografien das Schaffen Fujimoris, der bisweilen als weltweit einziger surrealer Architekt bezeichnet wird. Fotografien des Kollektivs Roadway Observation Society (ROJO) komplettieren diese Werkschau.

Ursprünglich arbeitete Fujimori ausschließlich als Architekturhistoriker, der sich der Übersetzung nahezu der gesamten europäischen Architekturmoderne verschrieben hatte. Seit 1991 realisiert er auch eigene Entwürfe. Hierbei verwendet er fast ausschließlich traditionelle Materialien wie Erde, Stein, Holz, Kohle, Baumrinde und Mörtel. Fujimori ist jedoch nicht Traditionalist, sondern vielmehr Vorbild für eine junge, internationale Architektengeneration, die sich auf nachhaltiges, geschichtsbewusstes und gleichzeitig zukunftsfähiges Bauen im 21. Jahrhundert spezialisiert.

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