Kultur, Live

Muppets go sexy

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Die Produktionen der Theaterakademie sind bekannt für ihre spritzige Lebendigkeit und so zeichnet sich auch die jüngste durch Biss gepaart mit tollem Gesang und viel Spielwitz aus.In dem mit drei Tony Awards ausgezeichnetem Musical Avenue Q erleben wir schlaglichtmäßig ein Jahr im Leben einer Zwangsgemeinschaft, die eine Eigenschaft vereint: sie leben in der gleichen Straße am Rande von New York, wo ein Umzug in die Bronx einen Aufstieg bedeutet. Princeton kommt frisch vom College und mietet sich ein Apartment in dieser skurrilen Umgebung. Nach und nach lernt er seine Nachbarn kennen: Christmas Eve, die japanische Sozialpädagogin ohne Patienten, Brian, ihr Verlobter und mäßig begabter Komiker, Rod, ein Schwuler, der sich nicht outen möchte und Nicky, sein chaotischer Mitbewohner, Gary Coleman, der einstige Kinderstar, dem seine Eltern das ganze Geld geklaut haben, Trekkie Monster, der nur ganz selten seine Bude verlässt und vor allem Kate Monster, eine Kindergärtnerin, die so gerne eine eigene Schule für Monster eröffnen möchte. Nicht in der Avenue Q wohnen die Bad Idea Bären, die, wie der Name schon sagt, zu miesen Ideen verleiten und Lucy, die Schlampe, die sich ziemlich rücksichtslos in Princetons Leben drängelt.

Zusammen liebt man, weint man, hat Sex, ist rassistisch, niedergeschlagen oder freudig erregt. Das Stück spielt mit vielen Tabus und bricht sie immer mit einem ironischen Augenzwinkern. Das Musical wird erst ab 16 empfohlen, denn auch die Puppen gehen zur Sache. Anders als bei den Muppets, bei denen die Spieler komplett ausgeblendet waren, sieht man hier die Personen hinter den Pelzköpfen. Sie verkörpern perfekt den jeweiligen Charakter,

Das Bühnenbild ist ein Straßenzug, vor den immer wieder Zimmer geschoben werden. Das ist wirklich clever gelöst, denn leider ist die Bühne im Zelt ja ziemlich klein. Ebenso hat man anscheinend vergessen, dass es auch Orchester gibt und keinen Platz vor der Bühne dafür eingeplant. In diesem Fall wurden die sechs Musiker der Band elegant aufs Dach des Straßenzuges gesetzt, bei einem größeren Orchester ist so eine Integration ins Bühnenbild vermutlich nicht möglich.

Die Sänger waren durch die Bank fantastisch in Spiel und Stimme. Ich könnte mir vorstellen, einige zukünftige Musicalstars auf dieser Bühne versammelt gesehen zu haben. Teilweise waren es Studierende des erst zweiten (!) Jahrgangs (Benjamin A. Merkl/Nicky, Manuel Dengler/Lavinia Semmelmöse, Corinna Steudler/Bad Idea Bär, Pascal Höwing/Bad Idea Bär), die schon wie absolute Profis agieren. Auch ein Studierender des dritten Jahrgangs waren vertreten, Christian Fröhlich hauchte dem Trekkie Monster Leben ein, sowie als Gast Michael Masberg/Brian. Die Hauptpartien wurden durch Studierende des vierten Jahrganges verkörpert: Dustin Smailes/Princeton, Birgit Reutter/Kate Monster, Denisch M. Rudisch/Rod, Julia Klemm/Lucy die Schlampe, Charlotte Irene Thompson/Gary Coleman und Kathrin Hanak/Christmas Eve. Wie gesagt, alle waren fantastisch und es war ein Highlight, diesen begabten jungen Menschen zuzuhören und –zusehen.

Weitere Vorstellungen bis 24.06.2012 Dienstag (20 Uhr) bis Sonntag (19 Uhr) im Deutschen Theater, Tickets von 19€ bis 29€ unter 089/55 23 44 44 oder unter www.deutsches-theater.de

Foto: Charles Tandy

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