Kultur

„Der Papst hatte keine Zeit.“

Thomas Steierer

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Kabarett und Jonglieren: Christoph Sieber hat beides drauf. Am Montag hat der Diplom-Pantomime den Bayerischen Kabarettpreis erhalten (Kategorie „Senkrechtstarter“). Das Bayerische Fernsehen sendet die Aufzeichnung der Preisverleihung am Freitag, 20. Juli um 22.30 Uhr. Im Interview spricht Sieber, der im SWR das TV-Kabarett-Format „Spätschicht“ moderiert, über Bayern, Willy Astor und sein aktuelles Bühnenprogramm. Für das er im Herbst wiederkommt: Die München-Premiere von „Alles ist nie genug“ findet am 16. September in der Lach-und Schieß-Gesellschaft statt.

Was bedeutet Ihnen der Bayerische Kabarettpreis?
Dieser Preis bedeutet mir wahnsinnig viel. Bayern ist für mich das Mutterland des deutschen Kabaretts und dass nun dieses Bundesland, das ja selbst über unzählige großartige Kabarettisten verfügt, einen in Köln lebenden Schwaben auszeichnet ist eine riesige Ehre.
Außerdem schließt sich für mich damit ein Kreis, denn mein erstes Gastspiel nach dem Studium der Pantomime war tatsächlich in München. Ich war damals für ein einwöchiges Gastspiel auf der Bühne Robinson gebucht und in diesen sieben Tagen kam Abend für Abend nicht ein einziger Zuschauer. Wirklich wahr! In Zahlen: 0 Zuschauer. Diese Zahl dürfte sich mit dem Gewinn des Bayerischen Kabarettpreises doch nachhaltig ändern.

Was verbindet Sie mit Ihrem Laudator Willy Astor?
Den Willy kannte ich eigentlich nur aus dem Fernsehen. Einer der wenigen, über den ich immer herzlich lachen konnte. Dann war er Gast in meiner Sendung „Spätschicht“ und ich durfte feststellen, dass hinter diesem verrückten Wortspieler ein sehr tiefer, ernster Mensch wohnt, den man einfach gern haben muss. Für mich also der beste Laudator, den ich mir vorstellen kann. Außerdem hatte der Papst keine Zeit.

Welchen Stellenwert hat Fernsehpräsenz für den Kabarettisten Christoph Sieber?
Im Fernsehen erreicht man mit einer Sendung so viele Menschen wie mit 1000 Gastspielen auf Kleinkunstbühnen nicht. Deshalb ist die Fernsehpräsenz eine notwendige Ergänzung zur Live-Tour. Außerdem ist die Arbeit vor der Kamera, gerade als Moderator einer eigenen Sendung, eine ganz neue Herausforderung. Und ich freue mich auf jede Herausforderung, denn sie lässt einen künstlerisch und menschlich reifen.
Aber eines sei auch gesagt: Ich bin teilweise öfter im Fernsehen zu sehen, als ich selber vor der Glotze sitze.

Sie stammen aus Baden Württemberg und sind dort verwurzelt. In Kürze: Was macht für Sie aus der Außenansicht Bayern aus?
Bayern das ist Tradition. Die größten Komiker sitzen in Bayern beispielsweise in der Regierung. Schon aus Gründen der Tradition. Und das Volk erträgt das alles mit Gleichmut und Fröhlichkeit, wobei Bier immer eine tragende Rolle spielt. Und das wird natürlich auch nur aus Tradition getrunken.

Gibt es etwas, das Kabarett in Bayern besonders kennzeichnet?
Große Klappen, stramme Waden. Die bayerischen Kollegen sind allesamt Bühnentiere. Auch die Frauen. Außerdem mag ich den bayerischen Dialekt. Das hat so was Erdverbundenes. Selbst die bösesten Bemerkungen bekommen so etwas Liebevolles.
Wenn mich jedenfalls einer fragt: „Moagst a gescheite Fotzn?“…da möchte ich nicht nein sagen!

Könnten Sie sich vorstellen auch in Bayern, etwa in München zu leben?
Na, wir wollen jetzt mal nicht übertreiben. Ich schätze zwar das bayerische Publikum sehr und freue mich über den Preis, aber für einen Umzug reicht das nicht aus. Noch fühle ich mich in Köln sehr wohl. Wenn die mir aber nicht demnächst auch mal einen Preis verleihen, dann könnte ich mir einen Umzug doch noch überlegen.

Im September findet in der Lach-und Schieß-Gesellschaft die München-Premiere ihres neuen Soloprogramms “Alles ist nie genug” statt. Was erwartet die Zuschauer?
Am besten die Zuschauer erwarten gar nichts. Erwartungen machen doch das ganze Leben kaputt. Man erwartet so viel vom Leben und das Leben kann am Ende damit nicht Schritt halten. Also: Karten kaufen, reinsetzen und den Rest mache dann ich. Man muss sich auch mal überraschen lassen.

Bayerischer Kabarettpreis 2012 im Bayerischen Fernsehen, Freitag, 20. Juli, 22.30 Uhr.

Christoph Sieber, Alles ist nie genug, 16. September, Lach-und Schieß-Gesellschaft, Karten für 19/ ermäßigt 12 Euro.

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