Kinogucken

Fauler Zauber

Thomas Empl

Bevor man sich den Dokumentarfilm The United States of Hoodoo anschaut, hat man als Zuschauer vermutlich wenig Ahnung von der im Film gezeigten Voodoo-Religion. Danach allerdings auch nicht.

the-united-states-of-hoodoo

Die Ausgangslage scheint eigentlich vielversprechend. Der deutsche Regisseur Oliver Hardt folgt dem schwarzen amerikanischen Autor Darius James auf dessen Reise durch die USA, auf der er den Ursprüngen der Voodoo-Religion sowie deren Verankerung in der amerikanischen Gesellschaft nachgehen will. Dabei trifft er auf Künstler, Lehrer und Freunde von sich und versucht, von ihnen mehr über diese uns fremde Kultur zu erfahren.

Nur leider bleibt es beim Versuch. James erweist sich als merkwürdiger Fragesteller. Er wirkt oft seltsam zerstreut oder gar desinteressiert, hakt in den durchaus vorhandenen interessanten Momenten nicht nach, lässt aber seine langweiligsten Gesprächspartner unendlich lange über Belangloses reden. Es fehlt ein schlüssiges Konzept. Viele der Befragten haben nur sehr entfernt etwas mit dem eigentlichen Thema zu tun. Der Film scheitert daran, irgendetwas Außergewöhnliches oder auch nur Unbekanntes zu zeigen, stattdessen redet James über’s Wetter. Als er dann gegen Ende über zehn Minuten hinweg mit seinen Freunden darüber diskutiert, wo ein gerade gekochtes Essen herkommt, verliert man als Zuschauer vollends die Geduld. Warum sollte einen dieses “Gumbo”-Gericht interessieren? Welche Bedeutung hat seine Herkunft überhaupt? All das bleibt, wie so vieles, rätselhaft. Sicherlich kann auch ein weitgefasstes Themenfeld in einem Dokumentarfilm sinnvoll sein: Nur bräuchte The United States of Hoodoo dafür eine engagiertere oder einfach nur interessantere Hauptfigur.

So taugt der Film nämlich leider weder zur Charakterstudie noch zum Entdecken einer unbekannten Religion und Kultur. Einige wenige der getroffenen Menschen haben kurzzeitig durchaus Interessantes zu erzählen, manche der zwischengeschalteten Musikabschnitte lassen eine gewisse Schönheit aufblitzen, eine Erkenntnis aber bleibt gänzlich aus. Hinterher hat man nicht viel Neues erfahren und weiß so viel über Voodoo wie zuvor. Darius James meint am Ende selbst, er „hätte nur an der Oberfläche gekratzt.“ Da hat er Recht.

voodooWEB

(Kinostart ist der 26. Juli)

Tags:
,
No Comments

Post A Comment

Simple Share Buttons
Simple Share Buttons