Kinogucken, Kultur

Fernost ganz nah – das Asia Filmfest 2012

Thomas Empl

Wurde auch Zeit! Nach zweijähriger Abstinenz kehrt das Asia Filmfest nach München zurück und gewährt vom 31. Oktober bis zum 07. November Einblicke in fernöstliche Kinokunst. Das neue Filmfest zieht nicht nur vom Gloria Palast komplett ins Mathäser um, sondern präsentiert sich auch deutlich kompakter. Auf Retrospektiven und Klassiker wurde diesmal (leider) verzichtet. Stattdessen wird der Fokus auf das aktuelle, moderne asiatische Kino gerichtet.

"Rent-a-Cat"

Unter den 20 ausgewählten Filmen findet sich dennoch einiges an Vielfalt und Abwechslung. Klassische Kung-Fu- (Tai Chi 0) und Martial Arts – Streifen (Flying Swords of Dragon Gate 3D mit “Expendable” Jet Li oder Reign of Assassins mit “The Lady” Michelle Yeoh) dürfen dabei natürlich ebenso wenig fehlen wie absurd überdrehte Horrorfilme. Schon allein vom Titel vielversprechend: Zombie Ass: Toilet of the Dead. Ja, der heißt wirklich so.

Um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, nur Klischees bedienen zu wollen: Asiatisches Kino hat natürlich noch viel mehr zu bieten als fliegende Fäuste und schrillen Horror. Kim Ki-duks brutaler Rachethriller Pieta löste ob seiner Verbindung von Gewalt und christlicher Symbolik beim Filmfest in Venedig nicht nur Unmengen an Diskussionen aus, sondern gewann auch als erster südkoreanischer Film den Goldenen Löwen. Die Komödie Rent-a-Cat baut auf der Idee auf, ihre Hauptfigur einen Katzenverleih betreiben zu lassen. “Einsam? Warum keine Katze mieten?”

Und jetzt schon wirklich uneingeschränkt zu empfehlen ist der China-Export A Simple Life, der als einziger Film vorab gezeigt wurde. Die über 70-jährige Haushälterin Ah Tao stand 60 Jahre lang in den Diensten einer chinesischen Großfamilie. Nach einem Schlaganfall will sie ins Altenheim. Dort besucht sie ihr früherer Arbeitgeber, der Filmproduzent Roger, und begleitet sie beim Älterwerden. A Simple Life ist ein leiser Film, der schwer in Worte zu fassen ist. Es passiert eigentlich gar nicht viel. Und doch erreicht er einen auf einer emotionalen Ebene, auf der es selbst dem größten Zyniker unmöglich sein wird, nicht bewegt zu sein. Diese Ah Tao ist eine so herzensgute, menschliche Frau – wer nach diesem Film aus dem Kino heimkommt, wird sicherlich als erstes seine Großmutter anrufen oder besuchen wollen. Mit A Simple Life hat das Asia Filmfest ein wundervolles Meisterwerk und einen der besten Filme dieses Jahres in seinem Programm, der einen auch lange später nicht los lässt.

Nicht nur dieser, sondern jeder der 20 Filme lauft im Original mit Untertiteln. Es gibt Stimmen, die behaupten, man dürfe sich erst Cineast nennen, wenn man mindestens einen Film auf Chinesisch mit englischen Untertiteln gesehen hat. Das Asia Filmfest 2012 wäre eine gute Gelegenheit dafür.

"A Simple Life"

Das vollständige Programm mit Trailern lässt sich hier finden:
http://”>http://www.asia-filmfest.de/index.php/programm/filme
Und ein Programmheft gibt’s auch, entweder im Mathäser oder im Internet:
http://www.asia-filmfest.de/index.php/programm/programmheft

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