Kultur, Nach(t)kritik

Cowboy, Cola und Clyde

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Es ist kalt in der Unterführung. Ein rotes Cabrio steht mitten im Raum. Auf der Kühlerhaube tanzt ein Cowgirl in Stiefeln, Jeans und goldenem Bikini-Oberteil. Auf der dahinter liegenden Wand läuft die entsprechende Filmszene aus „Natural Born Killers“.

Neben dem Cabrio ist das Equipment einer Country-Band aus den 70ern aufgebaut. Gegenüber, am Ende des Raums, steht ein massives Bett. Ausgetretene Cowboystiefel ragen über das Fußende hinaus. Wer im Bett liegt, ist nicht zu sehen, nur ein dicht aufsteigender Qualm der “Zigarette danach”.

Aus dem MaximilansForum wird ein perfekter Schauplatz eines amerikanischen Blockbusters. Die Zuschauer können ihren Platz im Raum selbst wählen. Inmitten der Kulissen wird das Publikum so selbst Teil der Installation.

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In Sebastian Hirns „Fluchträume“ werden der amerikanische Freiheitsbegriff und der Mythos der Autonomie des Einzelnen thematisiert. Hirn vereint dazu Schauspiel, Musik und bildende Kunst zu einer intermedialen Installation.

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Berühmte Gangster-Pärchen aus der amerikanischen Filmgeschichte veranschaulichen dem Publikum diese komplexe, gesellschaftskritische Thematik: Bonnie und Clyde, Mickey und Mallory (Natural Born Killers) und Holly und Kit (Bad Lands). Und mit Sailor und Lula (Wild At Heart) wird der Bogen zu “Der Zauberer von Oz” geschlagen. Plötzlich stehen ein paar Zuschauer aus dem Publikum auf und singen Passagen aus dem Märchen.

Sex und Gewalt treffen auf Mystik und Fantasie. Verzweiflung trifft auf Rausch.

Die Schauspieler interagieren immer wieder mit Videosequenzen, werfen sich ab und zu Sprüche auf Englisch zu. Und mit eingeschobenen Monologen über Utopie, Raum und Wahrnehmung werden dem Publikum zusätzlich theoretische Ansätze vermittelt.
Amerika wird als gigantisches Hologramm beschrieben. Als einen dreidimensionalen Raum, der zum betretbaren Traum wird.

Aus Fluchträumen, werden Flucht-Träume.

Gar nicht so einfach so eine vielschichtige Installation in Worte zu fassen.
Wer sich selbst ein Bild davon machen will: „Fluchträume“ von Sebastian Hirn, mit Unterstützung des vox nova Chors, wird noch bis zum 16. Dezember im MaximiliansForum gespielt.

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