Kinogucken

Mach Schluss, Matthias!

Thomas Empl

Matthias Schweighöfer ist jung, sympathisch und sieht gut aus. Und jetzt liefert er nach What a Man auch schon seine zweite Regiearbeit ab. Endlich mal wieder erfolgreiches, jugendliches deutsches Kino, möchte man schreien, hallelujah! Die Sache hat nur einen Haken: Schlussmacher ist ein absolut grauenhafter Film, voll von fehlgeleitetem Humor und Fremdschäm-Momenten.

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Gut, für eines muss man den Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller loben: Es ist durchaus mutig, auch mal eine durch und durch unsympathische Rolle zu spielen. Schweighöfers Paul Voigt arbeitet bei einer Trennungsagentur. Das heißt, er wird von Menschen engagiert, die sich nicht trauen, selbst mit ihrem Partner Schluss zu machen. Paul ist gut in seinem Job, vielleicht weil er selbst unfähig ist, eine Beziehung zu führen. Als er kurz davor steht, die 1000. Trennung zu vollziehen und deswegen von seinem Chef (Heiner Lauterbach – denn Heiner Lauterbach muss in jedem deutschen Film mitspielen) befördert zu werden, trifft er den verschrobenen Toto (oben links). Zusammen ziehen die beiden daraufhin durch’s Land, wobei Paul natürlich bald klar wird, dass er seinen Beruf doch nicht so toll findet und … ach, ist doch eh klar, wie es ausgeht.

Die Geschichte klingt auf dem Papier sogar noch besser, als sie eigentlich ist; verschweigt sie doch all die peinlichen Episoden, die das ungleiche Paar auf seiner Reise erlebt. Toto schüttet Paul vor einem Termin ausversehen sein Essen über den Kopf (hihi), woraufhin der selbigen in ein Klo steckt (haha). Die beiden machen Anti-Allergie-Übungen zusammen, was erst so aussieht, als hätten die zwei Männer Sex (igitt!) und dann auch noch in einem Furz-Gag kulminiert. Und dicke Frauen sind ja sowieso von vornherein witzig, besonders wenn sie sich in einer Szene dreimal (!) krachend auf ein Bett schmeißen oder von Autos überfahren werden. Ja, dieser Film ist manchmal so schlecht, dass er durch reines Zusehen physische Schmerzen auslöst.
Wenn die Kamera dann zum zehnten Mal irgendwelche Sehenswürdigkeiten (der Berliner Fernsehturm und die Frankfurter Skyline haben es Schweighöfer besonders angetan) begleitet von viel zu lautem Popgedudel rauf- und runterfährt, will man einfach nur noch, dass es vorbei ist.

Doch das ist es viel zu lange nicht. Schließlich muss nach all den platten Witzen und dummen Klischees (zwei Lesben gehen mit dem erstbesten, richtig mies aussehenden Kerl ins Bett, einfach nur weil sie mal wieder einen Schwanz in ihrem Leben brauchen), auch noch etwas ausgesagt werden. Liebe ist schließlich nichts für Feiglinge. Und überhaupt, Paul “hat in den letzten Tagen einiges gelernt”. Um rüberzubringen, wo dieser plötzliche Sinneswandel herkommt, bräuchte man allerdings so etwas wie nachvollziehbare Charakterentwicklung. Aber wozu, wenn man auch einfach ein paar Glückskeks-Sprüche zwischen die grenzdebilen “Du furzt im Schlaf” – Dialoge einbauen kann? Nein, wirklich, Paul hat einen emotionalen Flashback, weil er einen Glückskeks sieht.

Warum der talentierte Schweighöfer sich auf diesen Stoff eingelassen hat, bleibt ein Rätsel. Nicht einmal sympathisch ist er als Schlussmacher noch. Stattdessen scheint die alleinige Zielsetzung der Produzenten gewesen zu sein, ihn möglichst oft in oder ohne Unterwäsche zu zeigen. Wer sich als weiblicher Fan nun aufgrund dieser Information trotz aller Kritik in den Film wagen will, sei gewarnt: Das ist es nicht wert. Vielmehr wird man, nachdem auf das Zuckergussende endlich der Abspann folgt, so schnell wie möglich den Saal verlassen. Und erstmal das Kino hassen. Dabei kann das ja eigentlich gar nichts dafür.

Schlussmacher_01_SchweighöfersiehtseinenFilm

(So ähnlich haben wir während des Films auch geschaut. Kinostart ist der 10.01.13.)

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