Kinogucken

Seelenloses Höhlengleichnis

Thomas Empl

2002 veröffentlichte ein bis dahin unbekanntes Animationsteam mit dem Namen Blue Sky Studios einen relativ kleinen Animationsfilm namens „Ice Age“. Den fand die Welt so gut, dass seitdem sogar drei Nachfolger erschienen, mit immer weniger neuen Ideen und immer höheren Einspielergebnissen. Jemandem beim Konkurrenzstudio Dreamworks (“Shrek”, “Kung Fu Panda”) müssen diese Filme aber sogar so gut gefallen haben, dass er sich dachte: „Hey, lasst uns doch einfach genau dasselbe machen!“ Das hat man dann auch getan und ersetzte die Eiszeit einfach mit der Steinzeit. Fertig ist die Ice Age – Kopie. Nur ohne Seele.

Croods-Familie

Na gut, die Ausgangslage ist unterschiedlich. Statt sprechenden Tieren steht in Die Croods eine Familie von Höhlenmenschen im Mittelpunkt. Die lebt – nun ja – in einer Höhle. Die befindet sich in einem Graben. Der Vater bleut seinen drei Kindern, seiner Frau und seiner Schwiegermutter immer wieder ein, dass alles Neue schlecht und die Höhle – hallo, Platons Höhlengleichnis – auf keinen Fall zu verlassen sei. Natürlich fragt sich die älteste Tochter mit dem klangvollen Namen Eep trotzdem, was da draußen auf sie wartet. Als dann eine Art McGuyver-Tarzan namens Guy in ihr Leben tritt, der den Croods als wohl hässlichster Prometheus aller Zeiten das Feuer bringt, kommt dieses langweilige Dasein zu einem jähen Ende. Guy warnt vor der drohenden Apokalypse, weshalb die Familie in Richtung eines weit entfernten Berges aufbrechen muss.

Der Film macht sich allerdings nicht einmal die Mühe, zu erklären, woher Guy das weiß. Vielmehr existiert diese simple (und 1:1 aus “Ice Age 2” übernommene) Plot Device nur, um die Figuren von A nach B zu bringen. Also reisen die Höhlenmenschen durch die Urzeit, was immer wieder von Verfolgungsjagden, die spektakulär- sowie Slapstickeinlagen, die lustig sein sollen, unterbrochen wird. Leider sind beide Arten von Abwechslung nur laut und nervtötend. Tatsächlich vergeht kaum eine Minute, ohne dass jemand schreit.

So muss man zu der fatalen Erkenntnis kommen, dass dieser Film eigentlich gar keine Geschichte zu erzählen hat. Die wenig liebenswerten und ziemlich unschön designten Figuren laufen durch die Gegend, dazu „leiht“ – wie Karl Theodor zu Guttenberg vielleicht sagen würde – Dreamworks sich dann sogar mal ein 1:1 aus Ice Age übernommenes Musikstück. Klar, Die Croods tun keinem weh und es ist ja auch nur ein Film für Kinder. Aber auch Kinderfilme können etwas zu sagen haben. Dieser hier schafft es, so belanglos zu sein, dass man sich fragt, warum er eigentlich existiert.

Geschichtsstunde

Der Film kommt diesen Donnerstag, also am 21.03., in die Kinos. Der Steinzeitvater, der da oben zu sehen ist, wird im Original von Nicolas Cage gesprochen. Wer in nur vier Minuten besser unterhalten werden will und das auch noch umsonst, sollte sich folgendes Video anschauen:

Nicolas Cage Losing His Shit

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