Kultur

Krimiabend zwischen Banalität und Wahnsinn

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Sigi Zimmerschied

Gar nicht mal so dunkel und abgründig sind die Geschichten, die das Fraunhofer Institut im Rahmen einer Krimireihe vom 28. bis 31. Mai präsentiert.
Sigi Zimmerschied, Jörg Maurer, Friedrich Ani lassen uns das Herz in die Hose rutschen oder doch eher vor Lachen selbst vom Stuhl fallen…Diese Krimilesungen leben vor allem von ihren Ermittlern- mürrischen, skurrilen Alltagsgestalten, die die Fälle auf ihre ganze eigene Art lösen.
Von Kommissaren, bei denen man am Ende sehr froh ist, dass sie nur auf dem Papier gefangen sind- auch wenn sie fast lebendig wirken und Nachbarn, die so nebenan sind, dass sie fast mit am Tisch sitzen- schaurig schöne Krimiabende!

Am 28.5. beginnt Sigi Zimmerschied. Er liest und lebt den Roman „Weißbier im Blut“ von Jörg Graser.
Ob man bei diesem Charakter möchte, dass er zu leben beginnt mag jedoch manch einer bezweifeln, schließlich ist Kommissar Kreuzeder alles andere als ein freudiger Weggefährte. „Die wahren Täter kriegt man eh nicht. Deswegen machen wir nichts.“ -Der übergewichtige Staatsbeamte und ausgesprochene Weißbierfreund hat schon viel Tod und Leid gesehen, keine Bluttat rührt ihn mehr mit der Wimper zu zucken. Erst als sein Chef ihm eine Psychologin auf den Hals hetzt, die ein Arbeitspsychologisches Gutachten erstellen soll und der Wirt seines Stammlokals Opfer eines Verbrechens wird revitalisieren den alten Kommissar neue Kräfte. Ein Bayernkrimi im tschechischen Grenzgebiet zwischen Anarchie und Humanismus- der aber erst durch die Lebendigkeit des Vorlesers so richtig zum Leben erwacht.

Kabarettistische Lesung aus dem Roman “Weißbier im Blut”( Kreuzeder Reihe) von Jörg Graser


Maurer-J-2012

Am 29.5. entführt Jörg Maurer ins Unterholz – gesellschaftlich, wie gegenständlich: Der Fall von Kultermittler Hubertus Jennerwein mag zunächst für den betuchten Krimileser nicht besonders spannend anmuten- eine tote Frau wird auf einer Alm nahe eines idyllischen Alpendorfs gefunden. Keiner im Dorf möchte etwas mitbekommen haben, die Frau bleibt „ohne Gesicht“! Doch spätestens als das Bestatterehepaar die Aussage wagt es handele sich um eine „Äbtissin“, eine in der Szene wohl bekannte Auftragskillerin und als ein weiterer Almenmord geschieht, ist die Aufmerksamkeit des Lesers gefesselt.
In den musikkabarettistischen Interpretationen seiner Werke sorgt Autor Jörg Maurer für eine feurige Stimmung- ein auf und ab der Gefühle zwischen Furcht, Spannung und herrlichem Lachen: Maurer singt mörderische G‘stanzln und spürt am Klavier abgründig-schaurigen Motiven in der klassischen Musik nach. Gevatter Tod greift zwischen Dreivierteltakt und Blues höchst unterhaltsam in die Tasten, in die schwarzen natürlich – denn mit Musik verbricht es sich einfach viel besser.

J̦rg Maurer: UnterholzРeine Musikkabarettistische Lesung


Friedrich-Ani

Und zum krönenden Abschluss heitzt uns am 31.5. Friedrich Ani ein paar schrecklich alltägliche Gestalten auf den Hals:
„Möge es nützen“, der wohl häufigste Ausspruch des schweigsamen Detektivs Tabor Süden. Immer dann, wenn er auf seinen Ermittlungen eine Gastwirtschaft betritt um zutun was er am besten kann und ihm am liebsten ist: einfach nur zuhören. “Möge es nützen“ ist die Ãœbersetzung des lateinischen „prosit“!
Detektiv Süden steht exemplarisch für das, was die gesamte Romanreihe auszeichnet- ihre skurril-komischen, tragischen Helden. Die Zerrissenheit zwischen Lachen und Weinen, die melancholische Grundstimmung des Alltags. An diesem Abend wir sie zudem noch untermalt durch die Klänge der Musikerinnen, Evi Kegelmaier und Maria Hafner von der Band „Zwirbeldirn“. Sie singen und spielen mit Geige, Bratsche und Ziehharmonika morbide Lieder vom Leben.
Friedrich Ani liest zudem auch ein paar Kurzgeschichten über eigenwillige Leute von nebenan. Manche sind derart nebenan, dass sie praktisch mit am Tisch sitzen.

MÖGE ES NÜTZEN! Geschichten vom Süden und anderen Stüberlbewohnern Lesung mit Musik

Für alle gilt:
Einlass: 20.15 Uhr
Beginn: 20.30 Uhr
Eintritt: 18 €

Theater im Fraunhofer, Fraunhoferstr. 9
Tel.:089-267850
info@fraunhofertheater.de
www.fraunhofertheater.de


Fotos: Frauenhofer

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