Kultur, Live

“Wir sind keine Konsensband”

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Am vergangenen Freitag ist „Alienation“, das siebte Album der Ingolstädter Indieband Slut erschienen, es kommt reduzierter, ruhiger und weniger konventionell daher als der Vorgänger und die Band wartet nun gespannt auf die ersten Reaktionen. Für den Januar ist eine ausgedehnte Tour geplant, die natürlich auch über München führt – Mapambulo sprach mit René Arbeithuber, dem Keyboarder des Quintetts, über Arbeitsansätze, die Möglichkeit, sich neuen Herausforderungen zu stellen, deutsche Texte und die Maske von Sido.

Das neue Album klingt bei aller Leichtigkeit nach viel Arbeit und Mühe – wieviel Zeit habt Ihr tatsächlich da reingesteckt?
Also die Vorgabe zur Platte war eigentlich, keine Vorgabe zu haben, wir haben uns die Zeit genommen, die es gebraucht hat – hätte es noch drei weitere Jahre gebraucht, dann wäre das auch okay gewesen. Der Vorteil daran ist, dass so von allen immer mehr Facetten hinzukommen.

Diese Einflüsse, die jeder mit einbringt – tickt ihr da alle ähnlich oder ist das sehr verschieden, was da zusammengetragen wird?
Also das ist mittlerweile schon sehr unterschiedlich, was jeder einzelne von uns favorisiert und mitbringt, wir haben da keinen eigentlich gar keinen Grundkonsens, auf den wir uns alle einigen können. Aber das ist eben auch gut so, es kommen so Ansätze und Richtungen zum tragen, die man erst einmal bei uns gar nicht vermuten würde.

„Alienation“ wirkt im Vergleich zum Vorgänger deutlich reduzierter und weniger konventionell als zum Beispiel „StillNo1“, auch nachdenklicher – wie ordnet ihr die Platte ein, orientiert man sich überhaupt an den letzten Songs oder macht man einfach geradezu und schaut, wo die Sache hinläuft?
Also wir versuchen generell, den Ansatz komplett anders zu wählen als beim jeweiligen Vorgängeralbum, einfach auch um in Bewegung zu bleiben. Diesmal war unser Ziel zu prüfen, ob ein Song schon mit Stimme und Schlagzeug funktioniert und dann zu schauen, ob’s danach überhaupt noch etwas braucht. Das war bei anderen Platten anders, aber diese sollte eben auch tanzbar werden, ob das gelungen ist, müssen dann die Hörer entscheiden.

Bei „Idiot Dancers“ spricht ja schon der Name dafür, aber besonders „Broke My Backbone“ erinnert sehr an den Electrosound von Thom Yorkes Atoms For Peace, nutzt sogar vereinzelte Drum&Bass-Elemente.
Gerade solche Sachen hätten wir eigentlich schon viel eher machen können, „Broke My Backbone“ zum Beispiel fußt auf einem Playback, das der Rainer [Schaller] schon länger auf seinem Laptop hatte, nur haben solche Sachen eben bisher nie den Weg bis in die Produktion gefunden und diesmal war es dann soweit, das auch mal zuzulassen. Für die Zukunft kann es schon sein, dass so etwas öfter passiert.

An der Fertigstellung des Albums waren eine Reihe Eurer früheren Produzenten beteiligt, in Hamburg, Berlin, München, Weilheim, Stuttgart, wie kann man sich die Arbeit mit so einer Vielzahl von Leuten und an verschiedenen Orten vorstellen?
Wir haben das Ganze zeitlich aufgeteilt, haben also nicht eine fünf-, sechswöchige Tour durch alle Städte unternommen, sondern verlängerte Wochenenden oder auch mal eine Woche da oder dort verbracht, das war dann schon ein kleinerer Logistik-Irrsinn.

René Arbeithuber, Slut

Wird man denn mit knapp zwanzig Jahren Erfahrung im Geschäft sicherer und ruhiger oder bleibt der Druck unverändert, weil man auch nach so langer Zeit nicht enttäuschen möchte?
Ein bisschen ruhiger, das liegt in der Natur der Dinge, wird man natürlich schon, was sich auch musikalisch äußert. Wir werden oft gefragt, wann wir denn endlich wieder rocken, wann also das nächste „Easy To Love“ kommt, aber ob’s das je wieder geben wird, weiß ich nicht, wir versuchen da unsere Musik auch ein Stück weit erwachsener zu gestalten. Aber sonst ist es heute noch genauso aufregend wie bei der ersten Platte, beim ersten Song, den du im Radio hörst…

Das komplette Interview gibt es unter www.mapambulo.de

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