Kultur, Live

So ging man mit aufdringlichen Verehrern um

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fa_copyright_berndschuller_5Die Kammeroper München begeistert wieder mit einer witzigen Bearbeitung einer komischen Oper, auch wenn diese, anders als die Cenerentola im Vorjahr, kleine Längen aufweist. Falstaff ist ein in die Jahre gekommener Ritter, Alkoholiker und ewig pleite. Der Ausweg aus seiner Misere schein eine Liebschaft mit Mrs Ford zu sein, über die er an den Geldbeutel ihres Mannes rankommt. Oder doch lieber mit Mrs Slender? Ach was, Falstaff ist nicht zurückhaltend und versucht gleich beide Frauen zu verführen. Die sind aber schlauer als er und verbünden sich gegen ihn. So landet der dicke Ritter mal in der Themse, mal wird er ordentlich durchgeprügelt und am Ende gar fast zu Tode gekitzelt. Hilfe erhalten die beiden Frauen von ihren Ehemännern, wobei Mr Ford erst mal für seine Eifersucht bestraft werden muss, was die beiden Frauen aber auch mit links machen.

Das Libretto von Salieris Bearbeitung des Shakespeare-Stoffes ist auf Italienisch, und wie es gute Tradition bei der Kammeroper München ist, hat Dominik Wilgenbus sich an eine Neuübersetzung gemacht und herausgekommen ist eine witzige, freche und zeitlose Komödie. Der große Opernlibrettist Lorenzo da Ponte soll übrigens selbst für Übersetzungen gewesen sein und folgerichtig wurden Mozarts große Opern im deutschsprachigen Raum auch auf Deutsch gesungen. Übertitelungsanlagen sind kein Ersatz für eine gute Übersetzung.

fa_copyright_berndschuller_1Wilgenbus hat sich aber nicht nur der Übersetzung angenommen, sondern hat auch noch eine Figur hinzuerfunden: Königin Elizabeth I, die sich persönlich von dem neuen Stück des großen Barden überzeugen möchte und dann in den Handlung eingreift und sich zum Beispiel mit Falstaff einen Schlagabtausch liefert oder mit dem Lautenisten erst flirtet, nur um ihm dann einen Schaumkuss ins Gesicht zu drücken. Viola von der Burg beeindruckte in der Rolle mit kehliger Stimme und resolutem Auftreten und an ihr lag es sicher nicht, dass sich die Figur irgendwann abnutzte. So gut die Figur auch hineingepasst hat, am Ende wurde ich ihrer überdrüssig.

Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich an diesem Abend habe. Die Gebrauchsmusik Salieris, die an sehr vielen Stellen stark an Mozart erinnerte, vor allem an den Figaro, wird oft als langweilig beschrieben, davon war keine Spur. Das Arrangement von Alexander Krampe für die Münchner Kammeroper war wieder einmal ein klangliches Erlebnis, außergewöhnlich durch Marimbaphon und Akkordeon und genau zugeschnitten auf das Orchester, das aus nur 10 Musikern besteht, aber eine Klangfülle mit unglaublicher Virtuosität erzeugte. Das Orchester, das mit seinem wie immer hervorragenden musikalischen Leiter Nabil Shehata unter der Decke klebte, entzückte durchgängig, obwohl die Musiker wohl am meisten unter der großen Wärme im Saal zu leiden hatten.

400 Sängern hätten sich um die Rollen beworben, erzählten Dominik Wilgenbus und der Direktor der Kammeroper Christoph Gördes in der Einführung vor der Vorstellung. 200 hätten sie sich angehört und man merkte an diesem Abend, dass sie sich wirklich die besten herausgepickt hatten. Die Kammeroper München legt Wert auf die Förderung junger Musiker und so war auch die erst 24-jährige Athanasia Zöhrer aus Berlin in der Partie der Mrs Ford der Star des Abends. Trotz ihrer jugendlichen Erscheinung verkörperte sie eine gestandene Frau, die sich eines lästigen Verehrers erwehren muss, glaubhaft. Ihr wunderbarer Sopran überstrahlte mit Leichtigkeit alle Ensembles. Ebenfalls aufmerken lies die nur ein Jahr ältere Kirgisin Katharina Konradi in der Rolle der Dienerin Betty. Besonders gut gelungen ist die Besetzung des Falstaff mit dem Wiener Florian Pejrimovsky, von Statur und Stimme prädestiniert für diese Rolle. Robert Schär als Mr Ford. Philipp Jekel als Mr Slender, Florence Losseau (in der letzten Spielzeit als Schlaues Füchslein am Gärtnerplatztheater zu sehen) als Mrs Slender sowie Carl Rumstadt als Bardolf ergänzten das sängerisch wie szenisch hochklassige Ensemble.

fa_copyright_berndschuller_2Weitere Vorstellungen bis 14.09.2013, jeweils 19.30 Uhr (sehr hörenswerte Einführung um 18.30 Uhr) im Hubertussaal des Schlosses Nymphenburg. Karten von 25€ bis 58€, 50% Ermäßigung für Schüler und Studenten. Am 28., 29. Und 31.8. sowie am 01.09. jeweils um 15 Uhr gibt es eine Kindervorstellung des Stückes Ritter Falstaff oder drei Streiche für ein Schepperfass!, eine kleine Oper für Kinder ab 4 Jahren und die ganze Familie, Musik von Antonio Salieri, spielen wird das Figurentheater Moritz Trauzettel. Karten zu 13€ bwz 9€ können ebenfalls über die Kammeroper München bezogen werden.

Fotos ©Bernd Schuller

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