Kinogucken, Leben

Tagestraum im Nebel

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Ein nebliger Sommertag an einem aus der Zeit gefallenen Ort: auf dem Internationalen Festival der Filmhochschulen ist in dieser Woche Anfang Juni zu sehen, ein Beitrag der Kunsthochschule für Medien Köln.

Zwei Frauen, eine ältere und eine jüngere, stehen inmitten eines verwilderten Gartens und blicken auf ein schmuckloses Haus. Suchend bewegt sich die Kamera über eine Wiese, während nur die Grashalme zu hören sind, wie sie im Wind wiegen. Der Kopf eines kleinen Mädchens, das ihren Körper in der Erde vergraben hat, das Gesicht fragend und ernst dem Zuschauer zuwendet. Dasselbe Mädchen wenig später auf einer sonnendurchfluteten Lichtung, auf der es Blüten sammelt, die es anschließend feierlich über einen Teich wie über ein Grab streut. Die mit gefallenen Äpfeln bedeckte Oberfläche des Wassers spiegelt Baumkronen, dann die geisterhafte Erscheinung des Mädchens, das vorbeirennt.

Anfang Juni besticht mit seinen zwischen kindlicher Unbeschwertheit, Melancholie und Morbidität oszillierenden Aufnahmen, die von einer traumartigen Qualität sind. Bis auf das Rauschen des Windes, der die Zeit wegzuwehen scheint, wird Kerstin Neuwirths Kurzfilm von Stille dominiert. Die nicht selten an Tarkowskij erinnernden Bilder dürfen so für sich stehen – sie prägen sich dem Zuschauer ein und werden so bald nicht mehr verschwinden.

Anfang Juni (2012, Kunsthochschule für Medien Köln) von Kerstin Neuwirth läuft auf dem diesjähren Internationalen Festival der Filmhochschulen München.

Zu sehen mit weiteren Kurzfilmen im Programm 6 (Gesamtlänge 76 Minuten):

Am Donnerstag, 21.11.2013, 22:00 Uhr im Filmmuseum

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