Kinogucken

Daydreamin’

Thomas Empl

In allen Komikern wächst eines Tages der Wunsch, ernstgenommen zu werden. Auch mal ernste Rollen zu spielen. Manchen ist das gelungen… Adam Sandler in Punch-Drunk Love, Will Ferrell in Schräger als Fiktion und vor allem Jim Carrey in Vergiss mein Nicht. Jetzt versucht sich Ben Stiller an Ähnlichem und spielt in “Das erstaunliche Leben des Walter Mitty” nicht nur die Hauptrolle, sondern führt auch noch Regie.

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Walter Mitty ist ein 42-jähriger Mittelständler, Angestellter des “Life”-Magazins, gelangweilt und allein; und natürlich heimlich verliebt in eine Kollegin (Kristen Wiig). Einziges Entkommen aus seinem monotonen Leben sind seine Tagträume, in denen er Hunde aus explodierenden Häusern rettet oder seinen Vorgesetzten verprügelt. Dieselbe Idee wie in Scrubs, nur mit ein bisschen (viel) mehr Budget und weniger Charme.

Komisch ist nur, dass diese Sequenzen – trotz ihrer tiefen Verankerung im eigentlichen Konzept – so gar nicht zum Rest des Films passen. Zeitweise versucht Stiller verzweifelt, nicht witzig zu sein und die Tragik, die seinem Helden innewohnt, einzufangen – nur um eine Szene später in eine blödsinnige Benjamin Button – Parodie abzudriften.

Erst als Mitty seine Tagträume durch echte Abenteuer ersetzt, findet der Film seinen Rhythmus. Um eine verlorene Aufnahme einer exzentrischen Photographen-Legende (Sean Penn) zu finden, die angeblich die “Quintessenz des Lebens” zeigen soll, reist er nach Island. Springt aus einem fliegenden Helikopter. Flieht vor einem Vulkanausbruch. Besteigt den Himalaya. Auch wenn die simple “Lebe dein Leben” – Botschaft so recht überspitzt dargestellt wird – so ist sie dennoch gut gemeint und – ab Island – stimmig vermittelt.

So widersprüchlich es klingt: Sobald Stiller das eigentliche Haupt-Gimmick des Films hinter sich lässt, wird “Das erstaunliche Leben des Walter Mitty” zu einem ziemlich schönem (und vor allem toll photographiertem) Film. Als hätte sich Stiller selbst erst von seinen eigenen Klamauk-Träumereien emanzipieren müssen.

bergsteigen

(“Das erstaunliche Leben des Walter Mitty” gibt’s in folgenden Münchner Kinos zu sehen: http://www.artechock.de/film/text/filminfo/e/er/erlede.htm)

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