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Die Moralapostel der Nation

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Rupert Illek / pixelio.de

Die moralischen Instanzen der Republik fallen wie die Fliegen. Nachdem im Jahr 2013, bereits Uli Hoeneß sich mit den negativen gesellschaftlichen Folgen seiner Steuerhinterziehung auseinander setzen musste, trifft es nun eine weitere Ikone der Deutschen.

Alice Schwarzer, die zweifelsohne in den Anfängen Ihrer Karriere herausragendes für die Frauenbewegung in Deutschland geleistet hat, wurde ebenso als Instanz für Gesellschaftskritik zu Fall gebracht. Ihre Reaktion zeigt, dass weder Reue, noch Schuld, Platz in ihrem Bewusstsein haben. Stattdessen geht sie dazu über sich selber als Opfer zu sehen.

Es ist ein Muster erkennbar bei Deutschlands Prominenten und Politikern. Kaum ertappt, beim Plagiieren, Steuer hinterziehen oder sonstigen dubiosen Geschäften fängt es an, das Herumeiern und sich winden um die Wahrheit.

Anstatt sich den eigenen Verfehlungen zu stellen und reinen Tisch zu machen, wird versucht die Wahrheit so weit wie möglich aus der Öffentlichkeit zu halten. Ein gefundenes Fressen für die Presse, welche sich alsbald mit all ihren Ressourcen auf den Übeltäter stürzt.

Egal ob Guttenberg, Wulff, Hoeneß, Schwarzer etc. sie alle haben eines gemeinsam, keiner wählte den Weg an die Öffentlichkeit. Sie alle spekulierten darauf, dass die Wahrheit nicht komplett ans Tageslicht kommt. Ein Fehler.

Moralischer Anstand und Geradlinigkeit? Fehlanzeige! Schwarzer versucht zwar, sich mit ihrer eine Million Euro Spende aus der Affäre zu ziehen, ob dies allerdings reichen wird um ihr Ansehen in der Öffentlichkeit wieder herzustellen, bleibt zu bezweifeln. Ebenso bei Uli Hoeneß, bei dem gerne auf sein umfangreiches soziales Engagement verwiesen wird, welches sicherlich außergewöhnlich ist, dennoch nicht über die Moralische Komponente hinwegtäuschen kann.

Auch Karl-Theodor zu Guttenberg hätte mit einer umfassenden Beichte und einer schonungslosen Selbstabrechnung sicherlich besser dagestanden, eventuell sogar noch an Ansehen gewinnen können.
Denn anstatt das Kernthema bei den Hörnern zu packen, die moralisch, ethische Verfehlung, wird gerne auf äußere Umstände, eine lückenlose Selbstanzeige oder Sonstiges verwiesen.

Dies wirft die Frage auf, wie unsere Gesellschafft im Allgemeinen mit der Frage der Moral umgeht. Seien wir einmal ehrlich, kaum einer ist selbst frei von moralischen Verfehlungen. Selbst der vermeintlich „kleine Mann“ trickst, täuscht und betrügt wo immer sich die Möglichkeit bietet. Als Legitimation wird gerne die Phrase verwendet „Die da oben machen es ja genauso“. Nicht jeder aber viele.

Ist es nun utopisch von der Gesellschafft bei ihren Aushängeschildern zu fordern, dass diese tugendhaft ihr Leben beschreiten, gleichzeitig aber selbst die Frage der Moral etwas lockerer zu sehen? Sind nicht die Auswüchse an der Spitze auch Indiz für das Verhalten an der Basis? Nur weil es nicht in der Zeitung steht, heißt dies nicht, dass es nicht passiert. Die Griechen hat diese Einstellung an den Rand des Abgrunds gebracht.

Wir sollten darüber nachdenken, ob wir uns nicht alle mehr von Moral und Ethik leiten lassen sollten. Dieser Weg ist sicherlich der schwierigere und steinigere. Aber auch der erfolgversprechendere.

Längst wird dieses Verhalten schon von den jüngsten adaptiert. Ein Indiz dafür, dass Moral und Ethik auf dem Rückzug sind. Wie sollte man es auch anders lernen, wenn weder Eltern, Schule, noch die hochgelobten Aushängeschilder der Nation mit gutem Beispiel vorangehen.

Wir als Gesellschaft müssen uns die Frage stellen, ob wir nicht einen höheren Anspruch haben sollten. Hier ist jeder einzelne gefragt, auch wenn man vermeintlich schlechter dasteht. Zumindest der morgendliche Blick in den Spiegel dürfte wesentlich leichter fallen.

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