Live
Bilder, die den Rahmen sprengen.
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Fabelwesen in Neonfarben, Barbies als Lampenständer und Pornosiebdrucke in Wundertüten tummeln sich seit gestern bis Sonntag wieder auf der STROKE ART FAIR. Wir haben uns für euch auf Deutschlands größter Messe für urbane Kunst einmal umgeschaut.
Während die letzten Sonnenstrahlen auf dem Isarwasser glitzern, das die Praterinsel umspült, stehen wir im Innenhof des Geländes. Vor uns ragt ein großer, pinker Kitschquader aus dem Boden, der aussieht wie die Kreuzung aus explodiertem Kinderzimmer und dem Inneren von Jeff Koons’ Gehirn. Linker Hand eine glitzernde Darth Vader-Maske à la Damien Hirsts Million-Dollar-Prunkschädel.
Aha.
Ist es das, was Creative Director der STROKE, Marco Schwalbe, meint, wenn er sagt: “Vorherrschende ästhetische Normen werden nicht verneint, sondern im weltweiten Sog ihrer Dynamik assimiliert, überprüft und nach dem Prinzip freier Ausdrucksformen neu interpretiert”?
Intellektuelles Geschwurbel hin oder her, auf jeden Fall macht das ganze Spaß!
Links und rechts geht es Treppen hinauf und hinab in Räume voller überbordender, auf Leinwände gebannter Kreativität.
Dort sprudeln Farben, Formen, Blasen, Schriften, Kanten und Körper auf jede erdenkliche Weise aus Wand und Boden.
Wieder ist da diese “Neuinterpretation”, die die urbane Kunst auszumachen scheint: kopflose Körperskulpturen winden sich ulkig am Boden und erinnern an Erwin Wurm und es findet sich doch tatsächlich Delacroix‘ berühmtes La Liberté guidant le peuple
auf einer Motorhaube. Es geht um den Wiedererkennungswert und Neukontextualisierung – den Aha-Effekt und das leise Schmunzeln, das diese Kunst hervorrufen will.
Schmunzeln müssen wir auch, als wir Schnurrbärte berühmter Künstler zum Ankleben finden: Salvador Dalí, Vincent van Gogh oder Frida Kahlo.
Es geht eben einmal nicht steril zu, wie im Museum, aber auch nicht so dreckig wie auf der Straße. Im Gegensatz zu Museum und Straße kann man die Kunst aber auch für wenig Geld mit nach Hause nehmen. Wer sich in den kleinen gezeichneten Kerl in der Ecke verliebt hat oder wie ich in den aufgedruckten Regenschirm auf einem alten, vergilbten Lageplan muss nicht lange überlegen – hier findet jeder Geldbeutel sein Stückl Kunst.
Neben all der neuartigen, noch nie zuvor gesehenen Kunst darf der Klassiker, Kunst als Hommage an Street-Art-Phantomgott Banksy natürlich nicht fehlen. Eine weitere Berühmtheit, die ebenfalls auf der STROKE ausstellt und es mit der Heimlichtuerei ähnlich genau nimmt ist Peintre X, Street-Art-Künstler aus München.
Künstler: Ray Moore
Besonderes schön finden wir den Rundgang durch Haus 3. Das Gebäude ist der ideale Ort für urbane Kunst, die sich am wohlsten fühlt, wo der Putz bröckelt und die Rohre klaffen. Hier gibt es zum Beispiel ein beeindruckendes, gelasertes Stück Typographie, altes Porzellangeschirr mit erheiternd obszönen Sprüchen und ein Tattoostudio. Ein persönliches Highlight sind die Lampen, deren Ständer aus einem Konglomerat aus Kinderspielzeug bestehen, das zusammengeklebt und anschließend in goldene, silberne oder knallrote Farbe getunkt wurde. Die Lampen wirken mondän, komplex und manche davon sogar gruselig. Kann man nicht verstehen, muss man gesehen haben.
Während sich die Massen noch durch die bunte Welt der Comics und Graphic-Novels, Designerspielzeuge und Siebdruckshirts, Spraydosenerzeugnissen und Tuschzeichnungen schieben, sitzen wir draußen, unweit des Gin-Tonic-Stands. Den Drink gibt es hier nämlich umsonst und mit Gurke. Die Sonne ist bereits untergegangen, es schallt leise Electromusik zu uns hinüber und wir beobachten eines von den vielen Live-Paintings, die über das Wochenende hier stattfinden werden. In akribischer Sprayarbeit bändigt der Künstler einen vieräugigen Fuchs samt mystischem Wald auf seine Leinwand.
Warum vier Augen?, fragt jemand.
Der Künstler lacht und sagt Schulter zuckend: Damit er besser sehen kann!
Die Veranstaltung findet statt vom 30. April – 4. Mai auf der Praterinsel.
Donnerstag, 1. Mai 2014 / 13.00 – 22.00
Freitag, 2. Mai 2014 / 13.00 – 22.00
Samstag, 3. Mai 2014 / 13.00 – 22.00
Sonntag, 4. Mai 2014 / 13.00 – 18.00
Eintritt:
Erwachsene einfach 13 Euro
Erwachsene Dauerkarte 17 Euro
Studenten 10 Euro
Mehr Infos hier.
Fotos: Ludwig Fichtner
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