Leben, Stadt

Kennt ihr schon Innocent?

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Spass an der Arbeit

Ich war mal mit meiner Schule auf einer Business Convention im Disneyland Paris. Die Tatsache, dass man auch im Disney Village Haschisch kaufen kann – an einem Donnerstagabend um 18 Uhr – war nicht das einzige ungewöhnliche Ereignis an diesem Wochenende.

Das andere waren die zwei Studenten im Schlabberlook. Kurz zuvor waren sie mit einem Businessman of the Year Award ausgezeichnet worden. Sie erzählten von ihrer Firma und der Philosophie, Die dahinter steckt.

Ihr Unternehmen, der Saft und Smoothie Hersteller Innocent, setzt Maßstäbe in Sachen Unternehmenskultur. Ein möglichst umweltschonend hergestelltes Produkt, dass zur Gesundheit der Leute beiträgt, und mit dem sich auch noch Geld verdienen lässt – richtig viel Geld.
Die Angestellten sollen Spaß an der Arbeit haben und gerne ins Büro kommen. Das Arbeitsklima und das Gehalt spielen dabei eine große Rolle. Robert Bosch hat mal gesagt: „Ich zahle nicht gute Löhne weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“
Viele moderne Unternehmen wie Google, Facebook und Microsoft gehen diesen Weg, sie gehören zu den größten, einflussreichsten und reichsten Konzernen der Welt.
In Schweden wird über den sechs Stunden Tag diskutiert – bei vollem Lohnausgleich. Studien haben gezeigt, dass die Reduzierung der Arbeitszeit, die Produktivität hat steigen lassen.
Burnout war gestern..

Ist das die Reaktion auf das immer höher, immer weiter, welches uns unsere Gesellschaft und die Kapitalmärkte seit Ende des Kalten Krieges aufgezwungen haben?
Der Mensch scheint an seiner Belastungsgrenze. Der Zwang immer mehr zu produzieren, und zu konsumieren, zwingt uns einen Rhythmus auf, der von vielen Menschen zunehmend als unangenehm empfunden wird. Mal ehrlich, wer hat wirklich Bock darauf einer stupiden, monotonen Arbeit nachzugehen?

Warum denn nicht zwei Tage die Woche arbeiten, die anderen fünf Koks und Nutten? – auch nicht wirklich zielführend – Charly Sheen mag hier anderer Ansicht sein.

Der Mensch braucht eine Aufgabe, etwas dass ihn antreibt und das ihm Spaß bereitet. Spaß kommt, wenn man in etwas gut ist.

Jeder hat ein Talent!

So wie Charly gut darin ist Pornostars zu beglücken – gerne im Doppelpack – interessiert sich ein anderer für das Wegenetzwerk Südamerikanischer Waldameisen. Wir machen den Fehler, dass wir manchen Talente und Interessen eine größere Bedeutung zusprechen als anderen. Der Film Alphabet von Erwin Wagenhofer zeigt dies in bedrückender Weise. Denn er verdeutlicht, welch gefährliche Richtung unsere Gesellschaft eingeschlagen hat.
Unseren Druck übertragen wir auf unsere Kinder – schon in der 4. Klasse fangen wir damit an.

Hauptschule, Realschule, Gymnasium – „Wehe du kommst auf die Hauptschule, dann bist du schon ein Loser“.

Grausamer geht es nicht.

Hauptsache fleißige Bienchen, die für anonyme Konzerne Produkte und Dienstleistungen produzieren – der Mensch bleibt dabei meist auf der Strecke. Dass es anders geht zeigen Unternehmen wie Innocent. Weil sie ein gutes Businessmodell haben. Amazon hat dies z.B. nicht.

Stell dir vor du verkaufst Waren über das Internet. Deine Angestellten bezahlst du natürlich scheiße, mehr als Pakete packen müssen sie eh nicht. Wenn sie mehr Geld wollen drohst ihnen einfach damit, dass du eine Maschine baust die ihren Job übernimmt.
Zur Not gibt’s ja noch die Polen. Wer Spargel stechen kann, kann auch Pakete packen – ist ja logisch.
Die Post reibt sich vergnügt die Hände. Den Preis für die Umweltbelastung und die zukünftige Arbeitslosigkeit der Einzelhändler zahlt die Allgemeinheit.
Alles weil Max Mustermann (ich verzichte hier bewusst auf Gender Spezifizierung, wen das stört soll sich bitte an der Uni Leipzig einschreiben) seinen fetten Arsch nicht hochbekommt um in die Stadt zu gehen.
Die Gewinne streichst du dann über das Steuerparadies deines Vertrauens ein.
Am Ende hast du dich in keiner Weise an den Kosten für dein Handeln beteiligt. Obwohl du eigentlich auf eine gute Infrastruktur, Arbeiter und Konsumenten angewiesen bist.

Im Endeffekt bist du eine Zecke, die sich vom Blut der Menschen ernährt – so überflüssig wie ein Arschloch am Ellenbogen.

Szenenwechsel

TTIP ist das Stichwort – Transatlantic Trade and Investment Partnership – was uns als sogenanntes ‚Freihandelsabkommen‘ verkauft wird – andere bezeichnen es auch als die Abschaffung der Demokratie. Großkonzernen soll noch mehr Einfluss auf unser Leben gegeben werden. Alles im Sinne des Kapitals. Nun bin ich kein Sozialist, sondern klarer Befürworter der sozialen Marktwirtschaft, aber sozial ist an der heutigen Unternehmensstruktur nur selten etwas.

Immer mehr empören sich über diese Pläne – Gegeninitiativen schießen wie Pilze aus dem Boden. Mehr Aufruhr könnte nur die Erhöhung des Bierpreises nach sich ziehen.

Dabei war doch alles so gut getarnt. Seit einem Jahr laufen die Verhandlungen, erst jetzt sickert so nach und nach durch, was uns da untergejubelt werden soll – und dabei war doch alles so gut gelaufen, schnell eine Krise auf der Krim vom Zaun gebrochen, die WM kurz vor der Haustür – perfekt um die Massen zu betäuben.
Die Flügelzange Merkel, Hollande ergänzt durch den Mittelstürmer Obama. Was für ein Team!

Die aktuelle Lage lässt uns nur zu einem Ergebnis kommen. Wir müssen endlich aufwachen. Uns frei machen von bisherigen Denkweisen und ein neues Gesellschaftssystem entwickeln. Soziale Verantwortung gepaart mit der Möglichkeit durch Fleiß und Geschick reich zu werden – ohne dass dabei jemand auf der Strecke bleiben muss. Den Bedürftigen helfen, den Strauchelnden auf die Beine helfen und die Zweifler überzeugen.
Wir brauchen Banken, aber keine Spekulation an den Rohstoffmärkten, geschweige denn Privatisierung des Wassers. Politik und Wirtschaft müssen entflochten werden. Die Politik muss sich emanzipieren und unabhängig werden. Echte Experten braucht das Land, denn die Themen mit denen sich Politiker beschäftigen müssen überschreitet meist ihre Kompetenz.
Viele sagen Politiker sind unterbezahlt – ich meine gebt ihnen mehr, damit wir auch wirklich die besten Leute bekommen um die Geschicke unserer Gesellschaft zu lenken – Mittelmaß war gestern.

Aber auch wir selber sollten uns mal an der Nase packen. Wer ist heute denn noch wirklich gut informiert? Die wenigsten. Das ist schlecht, erleichtert es doch denjenigen die uns täuschen wollen ihre Arbeit.

Wer von dem hier nichts kapiert hat und sich fragt was das alles soll, sollte dringend mal auf die Webseite der Bundeszentrale für Politische Bildung schauen, und soviel Bücher bestellen, wie der Postbote tragen kann.

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