Kinogucken, Kultur

DOK.fest: Ai Weiwei und Song from the Forest

Thomas Empl

Da sind sie, die vollen Säle, die wir versprochen hatten. In Scharen strömte das Münchner Festivalpublikum gestern ins Kino. Solltet ihr folgen?

Ai Weiwei – The Fake Case
2011 wurde der chinesische Künstler Ai Weiwei ohne Vorwarnung festgenommen und für fast drei Monate weggesperrt. Ihm und seiner Firma “Fake” wird Steuerhinterziehung vorgeworfen. Nach seiner willkürlichen Freilassung steht er unter Hausarrest und wird beschattet. Für The Fake Case hat ihn der Däne Andreas Johnsen während dieser Zeit begleitet.
Weiwei wirkt müde, angeschlagen – und doch geistig hellwach. Trotz seiner strengen Auflagen versucht er auf die ihm widerfahrende Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen: Etwa indem er Webcams in seiner Wohnung anbringt, um seinen Beschattern „zu helfen“.

Dadurch, dass Johnsen seinem Protagonisten immer über die Schulter schaut, werden die Methoden der Regierung quasi auf den Zuschauer erweitert. Vom Fake Case selbst ist nichts zu sehen, weil Weiwei gar nicht erst ins Gerichtsgebäude gelassen wird – zu seiner eigenen Verhandlung. Wenn er überhaupt etwas über seinen Fall erfährt, dann über Dritte. Alle Chinesen, so meint er, seien nun mal Gefangene des Systems. „Soll ich jetzt für dich weinen?“, fragt er einmal. Nein, Ai Weiwei macht weiter.

Ein letztes Mal gibt es Ai Weiwei – The Fake Case am So., den 11.05. zu sehen, um 16 Uhr in der Pinakothek der Moderne.

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Song from the Forest
Der amerikanische Musikologe Louis Sarno lebt seit 25 Jahren im zentralafrikanischen Urwald, in einer Gemeinschaft mit dem Jäger und Sammler – Stamm der Bayaka-Pygmäen. Seinem 13-jährigen Sohn Samedi, der den Dschungel noch nie verlassen hat, hat er einst versprochen, ihm irgendwann seine alte Heimat – New York – zu zeigen.
Der deutsche Journalist Michael Obert, der auch zur Deutschlandpremiere ins City kam, hat Sarno erst in seinem Dorf besucht und ihn anschließend auf der Reise nach New York begleitet. Sein Blick auf das Leben des Stammes ist faszinierend, gefilmt in großartigen Aufnahmen. Es gibt wenig Konflikt in diesem Film, Sarno hat seinen Frieden gefunden, ist einer von ihnen geworden.
Erst als sich das Geschehen im zweiten Abschnitt in die USA verlagert, wird Song from the Forest – abgesehen von einem Besuch bei Sarnos Jugendfreund Jim Jarmusch – etwas ereignisarm. Was sich, ob der beeindruckenden Urwaldsbilder, verschmerzen lässt.

Die nächste Vorstellung findet ebenfalls am Sonntag statt, um 20 Uhr im Filmmuseum. Es folgt eine Podiumsdiskussion mit Michael Obert und Fotodocs.

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Trailer:

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(Bilder von: DOK.fest München)

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