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“ANONYM” – Performance als Mahnmal

Hauptleidtragender so ziemlich aller Kriege ist die Bevölkerung. Die Kreativität des Menschen kennt bei Gräueltaten kaum Grenzen und so sind auch sexuelle Übergriffe gegenüber Frauen und Männern immer Teil der Kriegsführung. Susanne Wagner sieht Vergewaltigung und sexuelle Demütigung vor allem als Kriegsstrategie, die bewusst eingesetzt wird um den Feind zu schwächen. Und genau dieses heikle Thema ist Mittelpunkt ihrer Kunst-Performance, die am 10.7.2014 am Odeonsplatz stattfindet.

Foto: Susanne Wagner

Foto: Susanne Wagner

“Der Häuptling der Tataren und seine Gäste und andere Kannibalen verspeisten ihre Kadaver, als wäre es Brot, und ließen nichts übrig als die Knochen für die Aasgeier. Die alten und häßlichen Frauen wurden den Kannibalen als ihre tägliche Essensration vorgeworfen. Die Schönen wurden nicht gegessen, sondern trotz aller ihrer Wehklagen entehrt. Jungfrauen wurden vergewaltigt, bis sie vor Erschöpfung starben.”

Chronist Matthäus Paris, Chronica Majora um 1238

Der Chronist beschreibt die Geschehnisse, als Dschingis Khan mit seinen Feldzügen Europa erreichte. Oft denkt man sich dabei, dass solche Zeiten vorbei sind und dass solche Methoden im dunklen Mittelalter zu verorten sind. Aber falsch gedacht! Gerade wenn man auf die Kriege des zwanzigsten Jahrhunderts blickt, wird deutlich, dass sexuelle Folter immer systematischer eingesetzt wird. Einfachen Soldaten wird im Blutrausch von ihrem Befehlshaber ein Freifahrtsschein ausgestellt. Und das geschieht im Kalkül, denn wie kann man einen Feind besser besiegen, als durch seelische und körperliche Folter der gesamten Bevölkerung?

Foto: Susanne Wagner

Foto: Susanne Wagner

Susanne Wagners Performance “ANONYM” konzentriert sich auf eben jene Kriegsstrategien, die in fast jedem Krieg eingesetzt werden. Dazu werden vierzehn Darsteller die Rollen von Denkmälern einnehmen und in Anlehnung an die Statuen der Feldherrnhalle (allesamt siegreiche Feldherren – der Name ist Programm) posieren. Dabei wird es allerdings keine Bezüge zu bestimmten Kriegen geben. Überzeitlich werden die lebenden Statuen auf dem Odeonsplatz als Mahnmal gegen die sexuelle Gewalt in Kriegen dienen.

Die Künstlerin selbst ist 1977 geboren und hat an der Akademie der bildenden Künste in München und in Wien während und nach ihrem Studium viel gearbeitet und bewegt. Ihre letzte große Installation wurde in der Galerie Jo van de Loo gezeigt und hieß “Sculptor”.

Die Performance am Odeonsplatz reiht sich ein in die Jubiläumsveranstaltungen zum ersten Weltkrieg und wir sind gespannt wie es uns danach gehen wird.

Foto: Susanne Wagner

Foto: Susanne Wagner

 

„ANONYM”
Wer?Susanne Wagner
Do. 10. und Fr. 25. Juli, jeweils um 19 Uhr (bei schlechtem Wetter: 17. beziehungsweise 30. Juli,19 Uhr)
Odeonsplatz

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