Kultur, Sport

“Ich war überrascht von dem großen Outdoor-Kult in München”

Isabelle Karlsson
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Jason Mraz – der kalifornische Feel-Good-Barde – braucht zum Glücklichsein mehr als seine Ukulele: Anlässlich eines Privatkonzerts im edlen Westin München am 28. Juli verrät der Songwriter  was sein veganer Lifestyle, Münchner Freunde, eine Avocado Farm und Yoga für ihn mit dem guten Leben zu tun haben.

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Foto: Flickr/Ron Henry

Michael: Vielleicht beginnen wir mit deinen Erinnerungen an München. Gibt’s da was?

Jason: Ja! Mein erster Eindruck von Deutschland war geprägt von der Großzügigkeit der Fans. Ich bin davor noch nie durch Europa getourt und wir haben den Fans mitgeteilt: wenn ihr wollt, dass ich in eurer Stadt spiele, helft mir, eine Show auf die Beine zu stellen! Ich hab damals Leute in meinem Alter kennengelernt, das war vor ca. 8 Jahren, und konnte so Locals treffen und dauerhafte Freundschaften schließen. Die haben mich auch mitgenommen zur Eisbachwelle und sind mit mir durch die Stadt geradelt. Ich war echt überrascht von dem großartigen Outdoor-Kult hier in München! Natürlich war ich auch ein paar mal auf dem Oktoberfest, das war schön. An das erste mal dort erinnere ich mich alleridngs nur bis zu einem gewissen Punkt (lacht).

Deine Fans wurden also zu Freunden?

Ja.

Weil sie dir Deutschland näher gebracht haben?

Ja schon. Ich meine, wir haben bei ihnen gewohnt, überall übernachtet wo es ging. Wundervoll!

Hast du die Eisbachwelle auch gesurft?

Ja! Diesen morgen erst. Es ist schön, es ist andersartig, es ist etwas total einzigartiges, worauf München stolz sein kann!

Ein Profisurfer, der hier war, um die Welle zu surfen, hatte echt Angst vor ihr. Ihm war wohl ziemlich unwohl dabei, hier ins Wasser zu gehen. Und du hattest gar keine Angst?

Beim ersten Mal vor ein paar Jahren bin ich schon ein bisschen durchgedreht, aber inzwischen fühle ich mich dabei total wohl. Ich versuche die Technik und Funktionsweise zu erkunden. Es ist rückwärts!

Wie reagieren die Menschen, wenn sie dich am Eisbach sehen? Erkennen sie den Sänger?

Nein. An der Welle füge ich mich in die Reihen der anderen. Heute früh wollte ich mich tatsächlich mit jemandem treffen und sagte, ich sei der dünne Kerl mit dem schwarz-gelben Neopren. Als ich dort ankam, waren gefühlt noch fünf andere dünne Kerle in schwarz-gelben Neos dort! (Lacht)

Woher kommt deine positive Einstellung? Hat das mit dem Surfen zu tun?

Manche Dinge, wie Surfen und Yoga, setzen meine Aufmerksamkeit, mein Bewusstsein darauf zurück, mich erfüllt und komplett zu fühlen. Musik bewirkt das gleiche bei mir. Sie besinnt mich drauf, mich gut zu fühlen. Weil ich ganz einfach oft pessimistisch bin, weil ich es mir einrede. Das ist eine Schwäche. Ich nutze die Musik, um mich in den Moment zu versetzen, sozusagen da zu sein. Eine positive Einstellung zu haben ist eine Tätigkeit!

Dann ist das Singen eine Art Mantra für dich? Weil dann kein Raum für negative Gedanken ist?

Ganz genau! Wir haben oft diese gegensätzlichen Dialoge oder Konversationen in unseren Köpfen: sollte ich dies machen? – oder nein, ich sollte jenes machen. Und du fragst dich: was sind das jetzt für Stimmen? Durch Musik und Songwriting kristallisiert sich aus diesem Dialog die eine, wahre Stimme für mich heraus.

Interessant! Und was machst du für Yoga?

Vinyasa Yoga Flow oder Hot Yoga. Inzwischen nicht mehr so ausgiebig, aber das habe ich lange Zeit ziemlich intensiv betrieben.

Damit einher geht auch dein veganer Lifestyle? Und du hast einfach eine Avocado Ranch in Kalifornien!

Naja, die Avocados sind nicht mein Verdienst, die waren schon da als ich eingezogen bin, aber ich hab das als Projekt letztendlich doch in die Hand genommen. Außerdem haben wir Gemüsegärten verteilt über das Anwesen angelegt. Ich liebe es, die Vorteile davon wirklich zu spüren! Früher hab ich Junkfood gegessen, geraucht und Bier getrunken. Dann habe ich angefangen mit Surfen und gemerkt, dass mich das alles nicht zum besseren Surfer macht, und hab damit aufgehört. So bin ich schrittweise zum veganen Lifestyle gekommen. Ich probier schon mal einen Bissen Fisch oder Fleisch von anderen Tellern, aber im Großen und Ganzen hab ich mich die letzten Jahre vegan ernährt.

Dann sagt dir dein Körper, was am besten ist für dich?

Ja! Ich habe durch meine kleinen Gartenexperimente gesehen, was Eigenanbau und gesunde Ernährung für die Umwelt, meinen Körper und meinen seelischen Zustand bewirkt. Es funktioniert und es ist wert, darüber zu sprechen!

Zurück zu deiner Musik, den Konzerten. Du sagst, du magst am liebsten kleine Locations, weil du dir Interaktion mit dem Publikum wünschst. Bringt es dich nicht durcheinander, wenn dir dann zugerufen wird, was du spielen sollst?

Nein, das macht mir nichts, weil das kann dir überall passieren. Und wenn jemand einen Wunsch hat, dem ich nicht nachkommen kann, weil zu alt, weil ich den Song einfach vergessen hab oder er nicht angebracht wäre, dann entschuldige ich mich und mach wie gehabt weiter.

Und du erlaubst, dass man deine Konzerte mitschneidet?

Absolut. Das kommt daher, dass ich nach meinem Highschoolabschluss im Tabakladen gejobbt hab, und einer der Kunden mir alle möglichen Tapes von Konzerten mitgebracht hat. Das hab ich so geliebt! Ich habe mir gesagt, wenn ich beginne zu spielen, dann werde ich das auch erlauben. So viele gute Shows gehen einfach vorüber und dies ist eine Möglichkeit, sie zu konservieren.

Schüchtert dich das nicht ein? Wenn all die Menschen dein Konzert aufnehmen und damit auch jeden noch so kleinen Fehler, den du machst.

Genau das mochte ich ja bei diesen alten Mitschnitten, dass ich Fehler gehört habe oder etwas jenseits der Studioversion, wenn die Band einfach improvisierte und der Sänger ein Solo zum Besten gab. Ich liebe diese Momente und hab mir das als Vorbild für meine eigenen Konzerte gemacht.

Was war das Erstaunlichste was dir bezüglich deines Publikums passiert ist?

(lange Pause) Hmmmm…ich hatte das Glück immer ein sehr freundliches Publikum zu haben. Die Leute lieben es, mitzusingen und ich hol sie mir manchmal auf die Bühne um zusammen mit ihnen zu singen. Ich kann mich an keinerlei negative Erfahrung erinnern. Das ist es, was mich erstaunt! Und auch die Tatsache, dass ich hier bin und wir dieses Interview in München führen! (lacht) Ich wusste irgendwie schon immer, dass ich spielen würde, aber nicht, dass ich das auf der ganzen Welt tun würde! Das ist das wirklich Erstaunliche.

Na gut, in diesem Sinne vielen Dank dir!

Klar, danke für das Gespräch.

fred morledge; photofm; photofm.com; las vegas; concert photographer; photographer

Foto: Flickr/PhotoFM.com

Jason Mraz (*23.6.1977) ist ein Singer-Songwriter aus den USA. Mit seiner Gute-Laune-Musik, die ein Spektrum von superentspannt bis fröhlich-belebend abdeckt, verkörpert er seinen puren, positiven Lebensstil, der nach ständigem Einklang von Natur, Körper und Seele strebt. Für seine Musik bekam Jason Mraz zwei Grammies. Vor allem seinen Song I’m Yours aus dem Album We Sing. We Dance. We Steal Things.von 2008 kennt man hier zu Lande aus der Spitze der Charts. In Deutschland wird er am 2.10. (Frankfurt) und 3.10. (Hamburg) zu sehen und hören sein.

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