Essen, Kultur, Leben

Mit dem Krokodil durchgekommen

Stefanie Witterauf

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Die Feierbanane und Food-Meile im Glockenbach hat Zuwachs bekommen. In der Müllerstraße 23 hat das neue Café Man Versus Machine aufgemacht. Ein großes Krokodil auf dem Schaufenster und ein cleanes Design hat schon vor der Eröffnung für Gesprächsstoff im Viertel gesorgt. Cornelia Mehrwald und ihr Mann Marco haben ihren jahrelangen Traum von einer eigenen Kaffeerösterei mit Kaffeeausschank in die Tat umgesetzt. Vor zehn Jahren beschäftigt sich das Ehepaar Mehrwald mit der Thematik der Rösterei – besonders mit heller geröstetem Kaffee. Letztes Jahr hat Cornelia, gelernte Bauingenieurin, den Umbau koordiniert und organisiert. Jetzt hat Man Versus Machine eröffnet. Wir haben mal nachgefragt.

Das Interview führte Stefanie Witterauf.

Euer Plan stand fest – ein eigenes Café. Wie ging es dann weiter?

Cornelia: Wir haben uns einen kleinen Laden angeschaut, aber die Fläche war zu klein. Dann haben wir recht schnell hier in der Müllerstrasse die Lokation gefunden und dann war die Entscheidung schnell gefallen. Es war klar, dass wir in dem Café rösten können, dazu braucht man einen funktionierenden Schornstein. Das ist in der Münchener Innenstadt sehr selten. Marco: Jeder Kaffee hier ist auch hier geröstet. Wir verstehen uns auch mehr als Rösterei mit Ausschank als reines Café. Der Schwerpunkt ist auch mehr, dass wir schönen Rohkaffee finden und sie auf die Art rösten, wie wir es auch am Liebsten mögen.

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Wie wählt ihr eure Rohstoffe aus?

Marco: Das machen wir zusammen mit Jasper Springeling, unser Headroaster. Wir machen das auf sogenannten Cuppings. Wir haben Sampling Roasts und auf Basis dieser kann man dann entscheiden, welchen Charakter oder was man glaubt welches Potenzial darin steckt der richtige ist, und ihn dann auch später auf bestimmte Art zu rösten.

Auf was legt ihr bei eurer Wahl am meisten Wert?

Marco: Am meisten Wert legen wir auf den Geschmack.Das geht meistens einher damit, dass man von hochwertigen Importeuren Kaffees kauft, die darauf achten, wie wirtschaftlich damit umgegangen wird. Wir achten auf Nachhaltigkeit, aber orientieren uns nicht strikt nach Siegel. Wir haben auch Kaffee, der 100% organic ist, aber das ist bei uns nicht das höchste Auswahlkriterium.

Wo kann man euren Kaffee noch kaufen?

Marco: Aktuell nur hier.

Wie war die Eröffnung?

Cornelia: Die Eröffnung war gigantisch. Wir haben keine Einladungen verschickt oder Werbung für den Eröffnungstag gemacht – keine Flyer. Schon in den Wochen davor, als wir umgebaut haben, sind viele Nachbarn gekommen und haben nachgefragt. Wir haben einen gewissen Qualitätsstandard, den wir auch unbedingt halten wollen, deswegen haben wir uns entschlossen, keine Aushänge zu machen. Nicht, dass am Ende zu viele Leute kommen. Tatsächlich waren auch ohne Kommunikation 330 Leute da. Zwischen elf und zwölf Uhr war es dann wirklich sehr voll, da standen die Gäste teilweise bis zur Tür Schlange.

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Wie war das Feedback?

Cornelia:  Viele sagen, das ist der beste Espresso, den sie je getrunken haben – oder seit Langem. Vor allem geht die Rösterei in dem Café durch alle Altersschichten. Wir haben das Café vom Design oder Look her so gemacht für Leute, die in München im Glockenbach wohnen und so sind wie wir. Die Gäste sind von jung bis 80-Jährige, die das Thema Kaffee-Rösten noch von früher kennen. Das finden wir besonders schön, dass sich alle angesprochen fühlen.

Zu eurem Design – was hat eigentlich das Krokodil zu bedeuten?

Nichts. (lacht) Wir haben angefragt, ob Jon Contino das Logodesign für uns machen würde. Wir sind auf ihn gekommen, weil er für den Maschinenhersteller, den wir haben ein Buch gemacht hat. Contino ist ein Illustrator aus Brooklyn, der sonst für Nike, Jack Daniels, Stephen King Buch Cover und solche Sachen arbeitet und normalerweise kostentechnisch out-of-reach für uns wäre. Das war auch mit seinem ersten Vorschlag so, aber ich habe noch mal mit ihm telefoniert und gesagt, dass wir ein kleines Unternehmen sind und die Arbeit mit uns unkompliziert ist, viele Freiheiten beinhaltet und Spaß machen wird. Das hat ihn überzeugt und ist mit an Bord gekommen. Er hat uns mit seinem ersten Vorschlag eine Seite gezeigt mit zehn oder zwölf Skizzen – und das Krokodil hat mit Abstand am wenigsten Sinn gemacht. Trotzdem hat es uns am meisten angesprochen. Ich hab ihn dann gleich gesagt, dass wir das Krokodil wollen. In einem kleinen Skype Interview – das wir für die Website gemacht haben – sagt er, dass er gerade sein Getränk ausgespuckt hat, weil er so überrascht war, weil man sonst mit so einem Vorschlag nicht durchkommt.

Und euer Name? Man Versus Machine? Das ist eine klare Stellungsname zur Handarbeit. Eine Abgrenzung zu allem was unter industriell und automatisiert abläuft, sowohl beim Rösten und auch was Maschinen angeht. Bei uns hat der Mensch den größten Einfluss, was am Ende das Ergebnis in der Tasse ist.

Eure Meinung zu Starbucks, San Fransisco Coffee Company & Co.?

Die Geschmäcker sind verschieden. Wir bieten auch keinen Latte Macchiato an und generell keine Getränke, wo die Milch den Geschmack des Kaffees gänzlich überlagert. Und auch solche Sirup-Geschichten machen wir gar nicht.

Preislich seid ihr günstiger – wie sieht es mit der Qualität aus?

Ich weiß nicht, was für Rohstoffe sie verwenden, aber ich bin mir sicher, dass wir dramatisch höhere Kosten für unseren Qualitätseinkauf haben. Wir wollten auf keinen Fall teuer sein, dass man sagt, dass es einen elitären Ansatz hat oder für eine bestimmte Zielgruppe ist – allein über den Preis. Wir wollen für Leute da sein, die einen Zugang zu tollen Kaffee haben wollen und ihnen diesen Zugang mit Man Versus Machine möglich macht. Es geht nicht in erster Linie um Profitmaximierung: Wenn es für unsere Kunden funktioniert, funktioniert es auch für uns, indem mehr Kunden kommen.

Jeden Samstag findet im Café ein kostenfreies public cupping/tasting statt. Die Besucher können sich durch verschiedene Produkte probieren und einen geschulteren Geschmack entwickeln.

Man Versus Machine
Müllerstr. 23
Mo-Fr 8-18 Uhr Sa 9-19 Uhr

Cappuccino/Flat White mit double Shot  3 Euro
Espresso/double Shot 2.20/2.50

Fotocredit: Torsten Mess

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