Kinogucken, Kultur

Die 16 Geschworenen

Thomas Empl

Alles am neuen Film der Dardenne – Brüder („Der Junge mit dem Fahrrad“) ist präzise. Es gibt eine Idee, die wird konsequent verfolgt und zu Ende gedacht, ohne Ausschweifungen und Kitsch. Dieses Prinzip beginnt bereits beim Titel. Zwei Tage, eine Nacht : So viel Zeit hat Marion Cottilards Sandra. Entweder sie überredet ihre Kollegen, auf deren Bonuszahlungen zu verzichten oder sie wird gefeuert.

Die Firma hat ihre sechzehn Mitarbeiter vor die Wahl gestellt: Jeder bekommt die tausend Euro Prämie oder aber Sandra darf bleiben, obwohl der Betrieb auch ohne sie auskommt. Über die Hälfte muss bei der Abstimmung für Sandra stimmen. Um ihren Job zu retten, fährt die nun durch die Stadt und arbeitet ihre Liste ab.

Sandra

Viel erfährt man nicht über die Protagonistin. Sie hat Kinder, kommt gerade aus einer Depression und braucht ihren Job unbedingt. Wie so oft mit Depressiven, die man nicht gut kennt, ist es auch mit ihr lange schwer mitzufühlen. Von Panikattacken geplagt, oft nur von ihrem Mann (Fabrizio Rongione) angetrieben weiterzumachen, bekommt Sandra von vielen der Sechzehn auch noch die gleichen Antworten zu hören: „Ich will nicht, dass du deinen Job verlierst, aber ich brauche die Prämie“ oder „Es ist nicht meine Entscheidung“.

Diese Passagen, in denen Sandra um Stimmen ringt und immer wieder gleich abgewiesen wird, sind quälend und auslaugend. Fast ist man geneigt, sie den Dardennes übel zu nehmen – doch schon wird alles Vorhergehende gekonnt zu einem stimmigen Ende geführt; und das nicht unbedingt so, wie man es erwarten würde.

Nach 90 Minuten ist es vorbei, keine davon war überflüssig: Kompakter als Zwei Tage, eine Nacht lässt sich eine Geschichte kaum erzählen.

Sandra und Kollege

(Kinostart ist dieser Donnerstag, der 30.10.14)

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