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Als IT-Spezialistin bei der Landeshauptstadt München

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In vielen Unternehmen der IT-Branche sind Frauen weit unterrepräsentiert. Sogar IT-Riesen des Silicon Valley wie Google und Facebook beschäftigen laut einer aktuellen Statista-Studie in den technischen Jobs unter 20 Prozent Frauen. Aber es tut sich was in der klassischen Männerdomäne. Bei der Landeshauptstadt München sind die Informatikerinnen auf dem Vormarsch. 23,1 Prozent der fast 520 städtischen IT-ler sind Frauen.

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Daniela Drexler ist eine von ihnen. Sie arbeitet seit April 2014 im Prozessmanagement für den städtischen IT-Dienstleister it@M. Am 29. September 2014 wurde sie bei der Prüfungsfeier für die Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge Informatik – Bachelor of Science (B. Sc.) und Verwaltungsinformatik in der Grütznerstube im Neuen Rathaus als eine der Jahrgansbesten geehrt.

Frau Drexler, Sie teilen sich die Bestnote 1,5 mit zwei Männern. Wie fühlt es sich an, als beste Absolventin eines Informatikstudiengangs auf dem Siegertreppchen zu stehen?
Natürlich war das ein tolles Gefühl! Für meine zwei Kollegen sicherlich auch. Das hätte ich mir zu Beginn meines Studiums nie träumen lassen. Damals wäre ich einfach schon damit zufrieden gewesen, gut durchzukommen.

Aber immerhin gehören Sie jetzt zum Top-IT-Nachwuchs der Stadt! Und dabei entsprechen Sie äußerlich gar nicht dem Nerd-Klischee. Trügt der Schein?
(lacht und wehrt vehement ab) Nein, ein Nerd bin ich wirklich nicht! In der Freizeit sitze ich höchstens eine Stunde pro Tag vor dem PC. Ich treffe meine Freunde lieber, als mit ihnen auf Facebook zu chatten, und ich zocke und twittere nicht. Dafür mache ich lieber Sport oder gehe ins Kino und höre Musik. Nachdem jetzt auch der Stress mit dem Studium vorbei ist, kann ich endlich meiner Liebe zur Musik wieder nachgehen. Sofern ich die Zeit finde, will ich gerne wieder im Chor singen.

 

“Nein, ein Nerd bin ich wirklich nicht! In der Freizeit sitze ich höchstens eine Stunde pro Tag vor dem PC.”

 

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„Ein bezahltes Informatikstudium mit einem hohen Praxisanteil, das ist genau das, wonach ich gesucht habe.“

 

Wie sind Sie denn dazu gekommen, bei der Stadt Informatik zu studieren? 
Mir ging es, wie allen anderen auch, die das Abitur hinter sich haben. Ich habe mir überlegt, welches Fach mir liegt und was mich am meisten interessiert. Die Arbeit am Computer hat mich schon immer fasziniert, da war Informatik sehr naheliegend. Außerdem war für mich klar: Ich wollte von Anfang an Geld verdienen und auf eigenen Beinen stehen. Bei meiner Jobrecherche bin ich auf den dualen Studiengang bei der Stadt gestoßen und dachte: Ein bezahltes Informatikstudium mit einem hohen Praxisanteil, das ist genau das, wonach ich gesucht habe.

Hat Ihre Familie bei Ihrer Entscheidung für das Studium nicht auch ein Wörtchen mitgeredet?
Na ja, erwischt. Ich bin familiär schon etwas vorbelastet, weil der Rest meiner Familie auch in der IT arbeitet. Meine Eltern sind beide gelernte Softwareentwickler und mein Bruder Fachinformatiker. Aber meine Entscheidung für das Studium habe ich selbst und in Eigenregie getroffen. Hätte ich etwas anderes studieren wollen, wären meine Eltern sicher hinter mir gestanden.

 

„Man hat schon gemerkt, dass sich die Kommilitonen und Professoren über jedes weibliche Gesicht freuen.“

 

Haben Sie sich damals Gedanken darüber gemacht, wie es sein würde, als Frau in einer klassischen Männerdomäne zu studieren?
Kurz vor Beginn des Studiums habe ich mich schon mal kurz gefragt, ob mich die Jungs von meiner Studiengruppe und die Professoren als Informatikerin ernst nehmen würden. Tatsächlich war das in der Realität aber nie ein Problem. Im Gegenteil! Man hat mich immer ernst genommen.

Und wie war es dann als Frau im Informatikstudium?
Sie werden lachen: Ich war manchmal tatsächlich die einzige Frau in den Vorlesungen.

Tatsächlich? Gab es für Sie als „Exotin“ da manchmal auch Vorteile?
Als Exotin? (lacht) Nein, und das ist mir auch sehr recht so. Ich will nicht bevorzugt werden, nur weil ich eine Frau bin. Natürlich können Sie es als Frau unter so vielen Männern nicht verhindern, dass Sie hin und wieder im positiven Sinne eine besondere Stellung einnehmen. Aber Vorteile gab es dadurch nicht, eher lustige Begebenheiten. Während des Studiums haben einige Professoren uns schon mal extra mit „Meine Dame – und meine Herren“ begrüßt, wenn ich als einzige Frau in einer Vorlesung saß. Und man hat insgesamt gemerkt, dass sich die Kommilitonen und die Dozenten an der Hochschule über jedes weibliche Gesicht freuen.

„Frauen trauen sich IT-Berufe und mathematische Berufe immer noch nicht in ausreichendem Maße zu.“

 

Wie ist es diesbezüglich jetzt in Ihrer neuen Abteilung?
Ich sitze tatsächlich mit drei Männern in einem Büro, aber das klappt wunderbar.

Ist das nicht auch manchmal anstrengend?
Nein, wirklich nicht. Außerdem kommen in meinem gesamten Team auf elf Männer drei Frauen. Eine dieser Frauen bin ich, und eine davon ist meine Chefin.

Sie haben tatsächlich eine Chefin?
Ja, tatsächlich. Sie sehen, die Frauen sind in meiner Abteilung sehr gut vertreten.

Ist eine IT-lerin als Chefin anders als ein männlicher Chef?
Das kann ich nicht beurteilen, da es meine erste feste Stelle ist. Ein Vorteil ist allerdings schon, dass wir uns auch mal über Schuhe unterhalten können. (grinst)

Aber trotz Chefin: Auch in Ihrer Abteilung sind die Männer in der Mehrheit. Warum ist das Ihrer Meinung nach in der IT immer noch so?
Ich glaube zumindest nicht, dass es alleine daran liegt, dass Frauen in den Ingenieurberufen manchmal schlechte Chancen bei der Einstellung haben. Das Problem liegt, denke ich, vielmehr bei den Frauen selbst. Sie trauen sich IT-Berufe und mathematische Berufe immer noch nicht in ausreichendem Maße zu. Und das, obwohl sie in der Schule oft auch in den Naturwissenschaften sehr gute Noten haben!

 

„Wir hatten auch viel Spaß an der FH.“

 

Hier tut die Stadt aber was! Sie organisiert in München jedes Jahr den Girls’ Day, einen Berufsorientierungstag für Mädchen! 
Ja, ich weiß. Meines Wissens hat dort in diesem Jahr sogar eine Informatikstudentin aus einem anderen Jahrgang über ihre Erfahrungen im Studium erzählt.

Würde Ihnen das auch Spaß machen?
Das habe ich sogar schon gemacht. Zwar nicht auf dem Girls’ Day, dafür auf einer Messe in der Fachhochschule und auf einer Berufsmesse bei der Bundesagentur für Arbeit.

Mittlerweile arbeiten Sie schon ein halbes Jahr. Wie sieht es mit Ihren Zukunftsplänen bei der Stadt aus?
Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich direkt nach meinem Studium eine so interessante Stelle bekommen habe. Wir sind ja als Stabsstelle eine Querschnittsabteilung. Das heißt, meine Arbeit ist sehr vielschichtig und übergreifend, und wenn ich meine Arbeit gut mache, profitiert nicht nur der städtische IT-Dienstleister davon, sondern auch alle städtischen Referate. Mir geht es jetzt erst einmal darum, meine Arbeit gut zu machen. Über meine nächsten Karriereschritte mache ich mir erst mal noch keine Gedanken. Aber natürlich bin ich offen für alles.

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