Kultur, Nach(t)kritik

Pssscht! – 5/8erl in Ehr’n in München

Cornelius Zange

Es ist Freitag Abend ca. 21:10. Es läuft eine schleimige Version von „Are You Ready“ und 5/8erl in Ehr’n betreten die Bühne des Millas. Die Band setzt sich und beginnt mit dem Lied „Siasse Tschick“, einem Kifferdialog, der den stürmischen Begrüßungsapplaus verstummen lässt. Wer es noch nicht wusste, weiß es jetzt: 5/8erl in Ehr’n mögen es nicht allzu schnell.
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Das Publikum, das von der Band gesiezt wird, lässt sich gerne darauf ein. Man wippt gemütlich mit, lauscht andächtig der Musik und nach jedem Song entsteht eine kurze Pause, bis sich jemand traut zu klatschen.

Eine Dame Ende 50 stört sich gewaltig daran, dass ein paar junge Leute auch während der Songs frech tuscheln. Also dreht sie sich um und schimpft Psssscht, geht’s halt raus zum Ratschen, herschaftzeiten!“ – man fragt sich, ob sie das ernst meint. Es ist wohl so. Somit startet der running Gag des Abends und jedes Mal wenn eine Flasche umkippt oder jemand hustet, psscht es aus allen Ecken.

Zu den Highlights des Abends zählt unter anderem „Der totale Sommerhit“, ein Klischee-Sommerlied mit allem, was dazu gehört. Ein sinnloser englischer Refrain „Live by the sun and löve by the moon“, der am Ende natürlich nochmal einen Halbton höher wiederholt wird.
Nach etwa einer Stunde ist das Publikum begeistert. Die Band, die es „urfett“ fand, dass so viele Leute gekommen sind, lässt sich auch nicht lange um eine Zugabe bitten. Sie erklären, dass sie es jetzt wie die großen Bands machen und ein kurzes Set und dafür viele Zugaben spielen.

Zu 5/8erl in Ehr’n könnte man auch gehen, wenn man sich nicht für die Musik interessiert. Denn es lohnt sich alleine schon wegen den kabarettähnlichen Ansagen zwischen den Liedern zu kommen. Sie nehmen sich selbst nicht zu ernst, erzählen aus ihrer Zeit als Hobbymeteorologen, scherzen, dass sie keine Pause machen, da sie eh so langsam seien und als sie ein Lied damit ankündigen, dass es jetzt schneller werde, lachen sie genüsslich. Bei einem Lied schlagen sie sogar vor, dass man seine Augen schließen könne, um sich einen Kinderspielplatz oder einen Jahrmarkt vorzustellen. Zum Abschluss starten sie eine Merchandise-Verkaufsshow mit dem Argument, dass man bei ihnen Ein- und Austritt zahle.

Das Ganze tragen sie staubtrocken in ihrem uuunglaublich gemütlichen Wiener Dialekt vor. Schee war’s.

(c) Klaus Pichler

 

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