Kinogucken

Fühlt sich das Leben nicht gut an?

Cornelius Zange

Ich muss zugeben, ich hatte vor “Life Feels Good” noch keinen polnischen Film gesehen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Das mag daran liegen, dass man im normalen Kinoprogramm kaum polnische Filme findet, ich untertitellesefaul bin und sich mein Polnisch auf den Satz “nie mam ryby” beschränkt, was so viel heißt wie “ich habe keine Fische”. Letzten Donnerstag besuchte ich dann das polnische Filmfestival Cinepol im Münchner Monopol Kino. Und es hat sich gelohnt.

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Nach einer wahren Begebenheit, erzählt der Film die Geschichte von Mateusz, der seit seiner Geburt, an einer zerebralen Kinderlähmung leidet.  Durch seine Behinderung hat er kaum Möglichkeiten, seinen Körper zu kontrollieren. Seine Gefühlswelt und sein Verstand hingegen sind normal entwickelt, nur kann er das nicht zeigen. “Life Feels Good” ist die tragische Geschichte eines Mannes, der gefangen in einem nicht funktionierenden Körper ist und 26 Jahre um Anerkennung rang.

Bis auf seine Eltern glaubt kaum jemand, dass er nicht geistig behindert ist und sein Umfeld versteht. Eine Ärztin stellt gleich zu Beginn des Films den Vergleich auf, dass er wie ihr Hund zwar auf Reize reagiere, eine Reaktion aber nicht automatisch Verständnis signalisiere und bezeichnet ihn als “Gemüse”. Seine Familie hingegen geht ausgesprochen liebevoll mit ihm um. Dennoch zeigt der Film auch, welche Schwierigkeiten die Pflege eines behinderten Kindes mit sich bringt. Beispielsweise fühlt sich Mateusz Schwester benachteiligt, weil seine Eltern mehr Zeit für ihn aufbringen müssen, als sie es für sie tun.

Der Film ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die von Mateusz aus dem Off erzählt werden. Jedes Kapitel stellt eine andere Phase seines Lebens dar. Somit kann man ihn dabei begleiten, wie er sich verliebt, die Schönheit der weiblichen Brust entdeckt oder ihm klar wird, dass er Dinge aufgrund seiner Behinderung verpasst. Erst nachdem er als erwachsener Mann Zeit in einem Therapiezentrum für geistig Behinderte verbracht hat, stellt eine Therapeutin fest, dass Mateusz nicht geistig behindert ist.

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Ganz besonders beeindruckend ist die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller. Sowohl dem jungen als auch dem erwachsenen Darsteller von Mateusz gelingt es perfekt, seine Gefangenschaft in eigenen Körper darzustellen. Es gelingt ihnen sogar so gut, dass man sich zwischenzeitlich nicht vorstellen kann, dass sie ihre Rolle wirklich nur spielen.

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