Kultur, Nach(t)kritik
Ben Howard im pickepackevollen Zenith
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“Has the world gone mad, or is it me?” ist auf den hochgereckten Arm eines weiblichen Ben Howard Fans in der ersten Reihe tätowiert. Und so wirkt der etwas in sich gekehrte Künstler auch selbst ein bisschen, als er mit fünf weiteren Musikern unter gedämpftem Licht die Bühne betritt.
Mit “Conrad” eröffnen sie das Konzert zum neuen Album “I forget where we were” im pickepackevollen Zenith. Fast wie in einem privaten Studio, kauert sich Ben Howard über seine Gitarre und lässt die sphärischen Klänge in die Synapsen der Fans fliessen.
Die lieben seine Musik, auch wenn es diesmal wesentlich ruhiger, nachdenklicher und abgehobener zugeht als beim vorigen Album “Every Kingdom”. Auf bekannte Songs wie “Old Pine” oder “Keep your Head Up” warten die Fans vergeblich, wenngleich zweiteres in einer stark abgewandelten, instrumentalen Form angedeutet wird.
Eine konzentrierte, authentische Performance ohne Schnickschnack bis zur Hälfte, danach lockert sich die Stimmung auch beim Künstler, der davon erzählt, wie er nach einem Konzert in Frankfurt nicht erkannt wurde und so ein ehrliches Feedback eines weiblichen Fans bekam: die Show habe sie als zu ernst empfunden – das will ihm nicht nochmal passieren und um dem entgegenzuwirken, spielen sie das dynamischere Stück “Rivers in your mouth”. Ein nettes Highlight ist, als Ben dem Tonmischer zum Geburtstag gratuliert und eine Flasche Hochprozentiges aus seiner Hand von der Bühne über hunderte Hände weiter gereicht wird, bis sie schliesslich das Geburtstagskind erreicht. Nachdenkliche, träumerische Songs, die zum Novemberwetter passen, kreieren eine intime Atmosphäre, die von großartigen Musikern getragen und von einer fein abgestimmten Lightshow unterstrichen wird. Ben Howard wirkt so unprätentiös, dass man am liebsten den Rest des Abends gemeinsam Geburtstag feiern, einen trinken und über Anekdoten lachen will, doch leider ist es nach gut neunzig Minuten und einer Zugabe vorbei.
Eingestimmt wurden die Fans übrigens von einem vielversprechenden Solo-Künstler namens Jack Garrat, der elektronische Sounds mit Gitarren und überraschenden, massiven Beats zu einem geladenen Gesamtwerk komponiert, dem man sich nicht entziehen konnte. Also Ausschau halten – Tipp.
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