tagebook vom Tollwood Weltsalon

The Bubble – Ein Selbstversuch

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Für 30 Minuten untertauchen: Katharina Bianca Mayerhofers Audioteatro „The Bubble“ ist ein Experiment, das zwei Teilnehmer durch den Tollwood Weltsalon führt.

Beide Teilnehmer erhalten Kopfhörer, auf denen sich jeweils unterschiedliche Tonspuren befinden. Diese enthalten Anweisungen, denen beide folgen. Die Tonspuren sind genau aufeinander abgestimmt und ermöglichen eine ganz besondere Reise durch den Weltsalon, inmitten und doch abgeschirmt vom dort herrschendem Trubel. Ein Erfahrungsbericht über eine Performance, in der die Teilnehmer ihr eigenes Theater spielen.

Copyright Bernd Wackerbauer

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„Das fängt ja gut an!“ denken sich meine Performancepartnerin und ich, als wir zunächst vergeblich versuchen, die beiden Tonspuren absolut synchron ablaufen zu lassen. An der Ausgabestation haben wir pro Person einen MP3-Player und Kopfhörer erhalten. Oberste Regel: Die Kopfhörer sollen während der gesamten Dauer des Audioteatros aufbehalten werden. Außerdem müssen beide Tonspuren zur exakt gleichen Zeit gestartet werden, damit die Anweisungen genau aufeinander abgestimmt sind. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten klappt es dann doch. Die freundliche Stimme, die wir hören, wird für die nächsten Minuten unsere Wege, Gesten und Handlungen bestimmen. Ich erhalte meine erste Instruktion: „Du bist B, dein Partner ist A. Ihr seid jetzt Komplizen.“ Das klingt aufregend! Zwar ist es seltsam, plötzlich nur noch einen Buchstaben statt eines Namens zu haben, aber es hilft, sich auf das Experiment einzulassen. Schließlich geht es ja um eine Performance – in der wir gleichzeitig Schauspieler und Zuschauer sind.

Copyright Tollwood

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In den nächsten Minuten werden wir durch den Weltsalon geführt, erhalten Anweisungen, unseren Partner zu verlassen, zu beobachten, wiederzufinden – oder mit ihm direkt wie indirekt zu kommunizieren. „The Bubble“ ist genau auf den Weltsalon zugeschnitten und ermöglicht so auch die Interaktion mit und in den verschiedenen Räumen – egal, ob es darum geht, im „Klassenzimmer“ über die eigenen Urlaubswünsche zu sinnieren oder im „Bahnhof Fremde Heimat“ geheime Nachrichten möglichst unauffällig zu platzieren.

Obwohl beide Teilnehmer das Experiment gleichzeitig durchführen, gibt es viele Abschnitte, die man alleine durchläuft: Den Menschenmengen folgen, sich fragen, wohin sie gehen, genau beobachten. Und sich tatsächlich wie in einer „Bubble“ zu fühlen. Die Anweisungen zwingen zum Innehalten und helfen dabei, einen neuen Blick auf den Weltsalon zu erhalten – gefiltert durch die Kopfhörer. Während kleine Textpassagen oder Musik im 60er-Jahre Stil erklingen, entstehen zwischendurch immer wieder kleine Pausen, in denen man seine Umgebung erkunden und beobachten kann. Die Reaktionen der anderen Leute nimmt man dabei kaum wahr, so sehr ist man mit den Instruktionen und seiner eigenen Performance beschäftigt.

Copyright Bernd Wackerbauer

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Nach 30 Minuten platzt die Blase: Wir, Partner A und B, treffen uns und beenden gemeinsam das Experiment. Danach werden die Kopfhörer abgenommen und wir sind wieder ganz normale Besucher des Weltsalons. Es kommt einem fast komisch vor, sich ohne Anweisungen fortzubewegen, plötzlich wieder Teil dieser Menschenmenge zu sein, von der man sich doch so erfolgreich abgekapselt hatte. Aber wir stellen beide fest: Die Reise hat sich gelohnt.

„The Bubble“ macht Spaß, da sind wir uns einig. Und der Name ist tatsächlich Programm: Man taucht unter, nimmt sowohl den Weltsalon als auch dessen Besucher anders wahr, eingebettet in seine eigene, kleine Audioblase. Die Anweisungen laden zur Interaktion ein, ohne jedoch eine klischeehafte Message à la „Umarmt euch und habt euch lieb!“ zu verbreiten. Vielmehr ist es eine gute Möglichkeit, etwas Neues an sich selbst und seinem Gegenüber zu entdecken – oder sich erst kennenzulernen: Das Audioteatro kann auch problemlos mit einer fremden Person durchgeführt werden. Auch wenn es dann vielleicht etwas schwerer fällt, sich auf die Instruktionen einzulassen.

Wer das Experiment wagen will, hat noch bis zum 23.12. die Gelegenheit (außer 16.12. – 21.12., Spielzeiten durchgängig 14 – 24 Uhr).

Copyright Tollwood

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