Kultur, Nach(t)kritik

Perfekt – Hundreds im Ampere

Cornelius Zange

Ich muss zugeben, ich steh nicht auf Elektro. Die Beatles sind für mich die größten und ich mag es, wenn in einem Club der Schweiß von der Decke tropft, weil sich ein paar Musiker auf der Bühne vollkommen verausgeben und ihr Publikum mitreißen. Dann ist es mir auch egal, dass es gelegentlich knackt oder pfeift oder die Songs nicht so fett klingen,wie im Studio.
Doch ab und zu braucht der Mensch Abwechslung. Also habe ich mir gestern mal ein Elektropop Konzert gegeben… und ich muss sagen, es war schwer beeindruckend.

Obwohl nur drei Musiker auf der Bühne stehen, klingt es so gewaltig, als wären es mindestens 10. Es gibt Backgroundgesänge ohne Backgroundsänger, der Drummer haut einmal auf eine Trommel und man hört einen Trommelwirbel. Toll.

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Den Anfang machten Lea Santee aus Wien, mit Elektro Pop alla Claire, Lorde oder Lana Del Rey. Zwischen schüchtern wirkenden Ansagen füllt die Stimme der Sängerin Lea Stöger (und die Stimmen ihrer unsichtbaren Backgroundsängerinnen) das Ampere bis in die hintersten Ecken. Den Namen “Lea Santee” sollte man sich merken. Von denen hört man sicher noch.

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Hundreds sind eigentlich zu zweit. Sängerin Eva und ihr großer Bruder Phillip, der einen Keyboardschrank bedient, der an die ersten Computer erinnert, bilden das Fundament der Band. Bei Konzerten werden sie von einem Schlagzeuger begleitet, der ein Schlagzeug bedient, das aus drei großen Trommeln und einem Kasten, der von der Seite wie ein Rednerpult aussieht, besteht. Ihr Auftritt ist perfekt und durchgestylt. Kein Ton geht daneben, kein Sample kommt zu spät, kein Takt wird verpasst. Hundreds verstehen sich auf ihr Handwerk.gif2

Nach dem Set ist das Publikum des locker gefüllten Amperes begeistert und auf den letzten Ton der 3. Zugabe folgt ein ohrenbetäubender Applaus. Vielleicht der Lauteste, den ich je gehört habe. Der Band hat es auch sichtlich gefallen und sie bedanken sich höflich. Und auch ich muss zugeben, dass es weder langweilig noch schlecht war. Aber ich glaube, ich bleibe dann doch bei den rauschenden Gitarren.

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