Kinogucken, Leben
Brett trifft Kopf
- Ein Blick auf die Täter – “Der Hauptmann” ab 15. März im Kino - 9. März 2018
- Eskalation! – Darren Aronovskys “mother!” - 15. September 2017
- Kinoküche #2: Mit der Co-Autorin von “Einmal bitte alles”! - 26. Juli 2017
Viele reine Actionhelden hat Hollywood nicht mehr. Die einstigen Rivalen Stallone und Schwarzenegger müssen sich schon zusammenschließen, um überhaupt noch ins Kino zu kommen. Bruce Willis hat keinen Bock mehr. Die indonesischen The Raid – Filme stellten mal eben alles Amerikanische der letzten Jahre in den Schatten. Und es kommt einfach keiner nach. Nur Jason Statham ist noch da und füllt in immer gleichen Rollen verlässlich die Nische des trocken ironischen Prügel-Einzelgängers.
In dieser Woche startet Wild Card, in dem Statham mal wieder sein Klischee erfüllt – und das ist gut so. Immer dann, wenn der Film dann doch darüber hinaus gehen will, scheitert er.
Alles beginnt – natürlich – simpel, als einfache Rachegeschichte: Es ist Weihnachten in Las Vegas. Böse Typen misshandeln Stathams Mädchen… „Don’t fuck with these guys!“, macht er natürlich trotzdem.
So will man das sehen. Regisseur Simon West („The Mechanic“, „Expendables 2“) hat ein Auge für schöne Bilder, Jackie Chan – Weggefährte Cory Yuen (Stunt-Choreograph bei den grandiosen „Drunken Master“ und „Dragons Forever“) inszeniert ein paar einfallsreich choreographierte Kampfszenen. Nach guter alter Hongkong-Art verzichtet Stathams Figur Nick Wild (toller Name!) aus Prinzip auf den Einsatz von Waffen, sondern kämpft mit dem, was halt so da ist: Löffel, Kreditkarten und dergleichen.
Die Rachestory, das Erwartbare, ist nur leider – nach einer fast physisch schmerzhaften Genital-Fast-Folterszene überraschend früh auch schon wieder vorbei. Nick zieht’s für eine endlos lange Blackjack-Sequenz ins Casino – und Wild Card weiß zwischenzeitlich nicht mehr, was für ein Film das eigentlich sein soll. Tragische Spielsucht – Charakterstudie oder doch Actionfilm, in dem Statham zu Weihnachtsmusik Typen auf kreative Art und Weise verkloppt.
Man würde gerne gratulieren, dass man hier bewusst versucht, sich vom bewährten Statham-Shtick abzusetzen. Aber Wild Card funktioniert nur als Brett, das einem Jason Statham in die Fresse haut. Wenn er damit aufhört und anfängt, über sein Leben nachzudenken, wünscht man sich das Brett zurück.
Wild Card startet am 12.02.15 in unseren Kinos.
No Comments