Kultur, Live

Gegen Kapitalismus – für die Rettung der Welt

Welche gesellschaftliche Kursänderung brauchen wir? Dieser elementaren Frage gingen gestern Wunderbaum, ein Schauspielkollektiv aus den Niederlanden, zusammen mit Schauspielern der Münchner Kammerspiele nach.

Unser Dorf soll schöner werden 1

Das Projekt „Unser Dorf soll schöner werden“ fand im Werkraum der Kammerspiele statt, ein passender Ort ohne viel Firlefanz, an dem nichts von dem Stück ablenkt, ihm aber trotzdem „Werkcharakter“ verleiht.
Nach den ersten zehn Minuten gibt es Szenenapplaus nach einem aufbrausenden und doch sehr klaren Monolog der Klimaexpertin, gespielt von Maartje Remmers, dessen Quintessenz lautet, dass die Menschen vor allem Angst haben, außer vor dem Klimawandel. Remmers spricht von der Angst vor Überfluss und vor Mangel, sowie vor Kinderlosigkeit und Überbevölkerung, im gleichen Zug nennt sie die Angst vor fehlendem Handy-Empfang.
In dem folgenden dramatisierten Szenario von Auseinandersetzungen mit verschiedenen Ansichten und Perspektiven kommt es auch zu einer Gruppensex-Szene und der (niederländischen) Erzählung der Noah-Geschichte. Das Einspielen von Musik unterbricht das wilde und oft laute Geschehen immer wieder in ausweglos erscheinenden Momenten und regt die Darsteller zum Singen oder auch einfach nur Mitweinen an.

Unser Dorf soll schöner werden 7

Die laute Wut, die großen Tränen und starke Verzweiflung wird immer mit einem Hauch Humor dargestellt, der im Zuschauerraum von Anfang an für viele Lacher sorgt.
Aber worüber lacht der Zuschauer eigentlich? Ist es nicht seine eigene Prophezeiung vom Untergang, die da auf der Bühne erahnbar wird?
An der Garderobe zieht eine ältere Dame langsam ihren dicken Wintermantel an und murmelt: „Hach, das muss ich wohl erst mal verdauen“ – und so verlässt sie, jetzt nicht mehr lachend, eher etwas ratlos das Theater. Wurde ihr vielleicht ein Spiegel vorgehalten, ohne dass sie es bemerkt hat?

Wo: Kammerspiele München, Werkraum
Wann: 06. 03., 07.03., 08.03. Weitere Informationen im Spielplan

Fotos: Tanja Kernweiss, Julian Baumann

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