Kinogucken, Kultur

Kein Big Fish

Thomas Empl

Tim Burton ist in den letzten Jahren ziemlich vorhersehbar geworden. Sein Kumpel Johnny Depp läuft in tonnenweise Make-Up und verrückten Kostümen durch bunte Phantasiewelten, fuchtelt exaltiert herum und Burtons (Ex-)Frau Helena Bonham Carter darf natürlich auch nicht fehlen. Konnte man sich immer noch anschauen, wurde aber langsam fad. Was wohl auch Mr. Burton irgendwann bemerkt hat, weswegen er sich – statt Alice im Wunderland 2 (kommt wirklich) zu drehen – tatsächlich mal wieder eines realen Stoffes angenommen hat: Big Eyes kommt ganz ohne Monster aus und Depp und Carter fehlen gänzlich – stattdessen spielen Christoph Waltz und Amy Adams die Hauptrollen.

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Basierend auf einer „wahren Geschichte“ erzählt der Film die Geschichte des Maler-Ehepaares Margaret (Adams) und Walter Keane (Waltz), vom Ende der 50er bis in die 60er Jahre. Margaret malt Kinder mit riesigen Augen, Walter Pariser Stadtbezirke, beide erstmal erfolglos. Doch als die Augen-Bilder zum Verkaufsschlager werden, gibt sich Walter – erst zufällig, dann mit voller Absicht – als ihr Urheber aus. „Weil niemand weibliche Künstler ernst nimmt“ und er geschickter darin ist, sie zu verkaufen. Margaret sitzt allein im Atelier und malt, Walter wird zum Star.

Das ist alles sehr nett anzusehen. Burton, selbst Maler, zeichnet die Welt in übersättigten hellblauen, rosa und hellgrünen Farben, die an seinen Edward mit den Scherenhänden erinnern. Die 60er erweisen sich wieder einmal als wunderbares Setting (wer es noch nicht getan hat, sollte sich unbedingt die grandiose Serie „Mad Men“ anschauen). Doch kann er teils nicht gegen das nicht wirklich pointierte Drehbuch ankommen, das kein Biopic-Klischee auslässt: Voice-Over – Erzähler, am Schluss ein Was-aus-ihnen-wurde und die teils hektische Abhandlung von wichtigen Momenten, die unbedingt noch in den Film mussten. Gerade wenn sich man wirklich fragt, was Margaret nun tun wird, springt die Handlung einfach ein Jahr weiter.

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Und noch einer ist nicht unbeteiligt daran, das Big Eyes nicht über das Prädikat „nett“ hinauskommt. Der sonst so grandiose Christoph Waltz scheint hier nie so ganz Zugang zu seiner Figur zu finden. Wenn Walter den charmanten Dampfplauderer mimt, sieht man oft nur einen over-actenden Christoph Waltz, der in irgendeiner US-Talkshow sitzt und gerade etwa Jimmy Fallon den Krampus erklärt. Eine wirkliche Bindung zu Amy Adams‘ Margaret kauft man ihm nie ab: So bricht dem Film sein emotionaler Mittelpunkt, die Beziehung zwischen den zwei Ehepartnern, weg.

Big Eyes geht einigermaßen unterhaltsam vorüber, der Abspann erzählt uns – wie schon erwähnt, was aus diesen Leuten später wurde und als Fazit muss leider der eigene Eingangsparagraph zitiert werden: Kann man sich anschauen, ist aber doch recht fad.

(Big Eyes startet am 23.04.15)

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