Kultur, Warum tust du das?

EUCURIO in München – in Gedenken an Bangladesh und Mode made in Europe

Alissa Muench

Einst arbeitete er bei Adidas – jetzt hat er seine eigene Online-Plattform gegründet und unterstützt mit ihr kleine Label, die Mode in Europa designen und herstellen. Das ist eine Seltenheit geworden neben all den Großkonzernen, die möglichst billig in meist asiatischen Ländern herstellen und bei uns teuer verkaufen – wir zahlen schnell mehr für das Logo, als für die eigentliche Qualität der Kleidung. David hat noch zwei weitere Tage einen Pop-Up Store im Münchner HUB geöffnet, danach kann man sich regulär alles über’s Internet bestellen.
Anlass ist der morgige Fashion Revolution Day, der an das Unglück der Fabrik in Bangladesh erinnern soll und aufruft, so etwas nie wieder passieren zu lassen.

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Woher kommt der Name eures Projekts? Und was bedeutet er?
Ich wollte einen Namen kreieren, der für alle europäischen Sprachen verständlich und gleichzeitig verbindend ist.
Um die Bedeutung des Namens transportieren zu können habe ich schließlich einen lateinischen Ursprung in der Wortbildung meines Konzeptes gewählt.

EUCURIO: EU – bedeutet das Gute oder auch Geborgenheit, Zufriedenheit und ist gleichzeitig auch die Abkürzung für Europa.

CURIO – bedeutet Seltenheit, bzw. Einzelstück und bringt für das Konzept zum Ausdruck, dass hier keine Massenware produziert wird. Wir möchten stattdessen, dass in der Art der Herstellung unserer Marken und den individuellen Produkten ein Wert geschaffen ist.

Was ist neu, anders und einzigartig an eurem Projekt?
eucurio ist eine Online-Plattform, die nur Klamotten und Accessoires verkauft, die Made in Europe sind. Wir wählen unter kleinen, feinen, unbekannten Labels aus, welche die beste Qualität in ihren Produkten vorweisen können. Wir sprechen damit „open minded“ bzw. sogenannte „Changemakers“ und neugierige Leute an, die nach Individualität und Verantwortung suchen.

Wir wollen Sachen bewegen, ändern aber auch inspirieren. Zum einen liegt mir etwas daran, Menschen dafür zu sensibilisieren, dass sich etwas an unserem Wirtschaftssystem ändern muss. Dann geht es uns darum, die europäische Identität zu stärken. Außerdem möchten wir Menschen zusammenbringen, die weltoffen sind und etwas verändern wollen.

Für mich hat Europa weniger mit Politik zu tun als vielmehr mit Kultur, Lifestyle und Kreativität. Darin verbirgt sich so viel ungenutztes Potential für Europa. Ich will, dass die Leute das verstehen und sich bewusst werden, dass sie Dinge verändern können! Politiker werden nichts verändern, sondern Menschen indem sie Wirtschaft neu gestalten.

Deshalb ist es mir so wichtig, die Einstellung zur Wirtschaft zu ändern. Das jetzige Konzept „hohe Quantität und niedrige Qualität“ von großen Konzernen und bekannten Marken nervt mich. Ich selbst habe in einem großen Konzern gearbeitet und weiß, dass Innovation und Kreativität nicht in Konzernen stattfindet, sondern von Menschen ausgeht, die leidenschaftlich sind und Visionen haben. Die einzelnen Marken von eucurio verbindet, dass ihre Macher alle etwas bewegen und die Welt besser machen möchten. Der Begriff Ethik wird beim Marketing von großen Marken heute zunehmend missbraucht. Das ist falsch. Ethik muss wieder die Norm werden. Ein Vorteil in Europa ist, dass es Regeln hinsichtlich der Produktionsverfahren gibt. Das ist einer der Gründe, warum wir nur Made in Europe Produkte verkaufen.

Es liegt mir am Herzen, eine Plattform für besondere Menschen zu kreieren, mit denen ich mich wohl und lebendig fühle. Die wirklichen Macher unter ihnen sind weltoffen und bewegen etwas – sie reden nicht nur. Für sie sind Erfahrungen wertvoller als ein Jobtitel und Statussymbole.

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Wie viel Zeit habt ihr in euer Projekt investiert/ werdet ihr investieren?
Die Idee ist nicht so auf einmal gekommen. Es war ein langer Prozess.
Ich war damals bei Adidas angestellt. Alles lief super. Wie bei vielen hat die Krise bei mir angeklopft als ich 30 Jahre alt wurde. Ich habe mich gefragt, was ich in den letzten Jahren eigentlich gemacht habe. Und noch wichtiger: Wohin soll mich die Reise meines Lebens führen?
Irgendwann wurde mir klar, dass ich kreativen Leuten helfen wollte, sich zu verbinden und sich gegenseitig zu inspirieren. Da ich halb Franzose, halb Ire bin und seit zehn Jahren in Deutschland lebe, lag es sehr nah, etwas europäisch Verbindendes zu machen.

Aber von der Idee bis zur Umsetzung war es noch ein großer Schritt. Schließlich hatte ich einen „Traumjob“ mit festem Einkommen und viel Sicherheiten. Den konnte ich nicht so einfach von heute auf Morgen aufgeben. Ich habe Eucurio nach der Arbeit bei Adidas zwölf Monate lang vorangebracht. Dann habe ich mich schließlich doch getraut: Seit August konzentriere ich mich ausschließlich auf Eucurio.

Wo findet man euch?

Wir sitzen im Impact HUB Munich, ein ganz besonderer Co-Working-Space in der Isarvorstadt, wo besonders Social Startups sich ein wunderschönes Großraumbüro teilen und sich gegenseitig austauschen und unterstützen. Übrigens stellen wir in dieser Woche (21.-24.4) unsere Kollektion im Rahmen des Fashion Revolution Days im Impact Hub München aus. Hier kann man sich die Klamotten in Ruhe anschauen und sich die Stories hinter den Produkten erzählen lassen.

Am Freitag 15 Uhr werden wir am Gärtnerplatz einen Street Mob veranstalten. Es werden Fotos von allen gemacht, die ihre Kleidung auf links tragen und so das Label „Made in…“ zeigen. Kommt vorbei, macht mit!

Wer unterstützt euch?
Freunde und Familie haben sehr viel mitgeholfen. Mein Glück war, das Impact Hub München zu finden. Ich habe dadurch viele sehr nette und inspirierte Leute getroffen, wie zum Beispiel meine frische Unterstützerin Fran. Somit arbeiten wir jetzt zu Zweit an unserer „eucurio“ – Unternehmung. Zur Zeit sind wir noch ohne Großen Support unterwegs, aber in nächster Zeit werden wir uns auf die Suche nach finanziellen Unterstützern machen.

Was macht ihr, wenn ihr nicht an eurem Projekt arbeitet?
Fran und Ich sind unendlich gern draußen, treffen Leute und tauschen uns aus. Dass jetzt der Frühling kommt ist gerade sehr schön und bringt Kraft mit sich!

Generell ist eine gewisse Balance zwischen Computer, Sitzen und Sport, Fussball und Laufen für uns die beste Beschäftigung neben der Projektarbeit. Außerdem gibt es für uns in München noch sehr viel zu entdecken, zum Beispiel muss noch die Lieblingsbar gefunden werden und tiefer in die Kultur hier eingetaucht werden.

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Was liebt ihr an München besonders?
Ich bin erst seit August in München und Fran seit November, wir kennen die Stadt leider noch nicht so gut.

München hat schon einen besonderen Flair durch die Nähe zu den Alpen. Es ist einfach eine schöne Stadt, die sehr international ist und uns daher eine Menge europäische Inspirationskraft gibt.

Wenn euer Projekt eine Person wäre, wie wäre diese Person?
Es wäre eine europäische Person, charakterisiert durch einen Drang der Neugier: Sie will immer hinter die Kulissen schauen und alles hinterfragen. Diese Person wäre auch besonders familiär geprägt und würde sich in der Gemeinschaft unterschiedlichster Charaktere am wohlsten fühlen. Die wichtigste Eigenschaft wäre, keine Furcht zu haben neue Länder und Kulturen zu entdecken. Ich könnte mir diese Person als urbanen Mensch vorstellen, der sich aus dem Massenbild durch sein Verantwortungsbewusstsein herausbildet.

Eure Infos im Netz?
Man findet unere Website, wir sind bei Facebook, bei Instagram (eucurio_tribe), Twitter (eucurio) und Tumblr (eucurio-team).

Ein Song, der mit eurem Projekt zu tun hat?
Da wir viele unterschiedliche Musictypen mögen, können wir uns nicht für einen Titel entscheiden. Man kann aber unsere Liebliegssounds auf unsere soundcloud hören.

Wann? noch bis zum 24. April immer von 11 – 18 Uhr
Wo? Im Inpact HUB München: Gotzinger Straße 8, 81371 München
Streetmob: Freitag, 24. April 15 Uhr am Gärtnerplatz

 

Fotos: (c) Eucurio

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