Kultur, tagebook von Philomena Poetis

Endlich Party im Museum

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Nach nur wenigen Tagen war das Event #ArtisFaction in der Pinakothek der Moderne restlos ausverkauft und nicht wenige Münchner versuchten noch verzweifelt auf der Event-eigenen Facebook-Seite Karten zu ergattern. So war ich nicht minder über die lange Schlange und harte Tür überrascht, die mich an diesem Abend vor dem Münchner Museum erwartete. Was für ein Glück, dass mich meine neue Freundin Xenia gleich mit einem Lächeln und Bändchen ins wuselige Getümmel schickt.

Mein allererster Eindruck: Was für ein Sound!! – Vor mir steht eine geniale Anlage, die mit Hilfe von Münchner DJs und einiger Dezibel die Rotunde, der immer wieder beeindruckenden Pinakothek, zum vibrieren bringt!

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Party in der Rotunde der Pinakothek der Moderne

Bei meinem ersten Rundgang durch die geöffneten Ausstellungen bleibe ich in einem Raum voller Picasso Bilder hängen. Die nette Kunstkennerin Sarah lässt sich diese Gelegenheit nicht entgehen und führt mich kurzer Hand in Pablo Picassos (1881-1973) Kunstwelt ein, die hier zu sehen ist.

Besonders fasziniert mich ein Porträt einer Dame, die in die Blaue Periode (ca. 1901-1904) Picassos fällt. Alle Schattierungen, selbst die schwarz anmutenden, haben einen Blaustich. Sarah erklärt, dass Picasso mit der Farbe blau Armut, Krankheit und Schmerz ausdrücken wollte, um den Selbstmord eines Freundes, aber auch die eigene Einsamkeit und den eigenen misslichen Lebenszustand zu verarbeiten. Ich sehe mir das Bild genau an und empfinde – ehrlich und ungelogen – Trauer und Einsamkeit. Einzig und allein ein goldener Ring am kleinen Finger der Dame vermag ein wenig Farbe (und vielleicht auch Reichtum?) in diese Tristesse zu bringen.

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Werk der blauen Periode Pablo Picassos

Sehr angetan bin ich von der Ausstellung ZOOM!, in der 18 internationale Fotografen der Gegenwart ihre Aufnahmen zur Lage der Urbanisierung und zur Entwicklung von Städten auf unserem Planeten präsentieren. Neben der Landflucht aus deutschen Dörfern, kann man die Entwicklung und das Leben eines afrikanischen Dorfs betrachten und sich seine Gedanken zum Wohnungsbau in Japan machen. Andreas Seiberts Arbeit From Somewhere to Nowhere – China’s Internal Migrant 2002-2008 ist besonders eindrucksvoll. Er zeigt wie chinesische Wanderarbeiter, die ihre Heimat millionenfach verlassen haben oder verlassen mussten, versuchen in neu entwickelten chinesischen Metropolen Fuß zu fassen. Unglaublich unter welchen Bedingungen diese Menschen arbeiten und leben und wie viel dort ein Menschenleben wert zu sein scheint. ZOOM! ist als Ausstellung ein Muss für all diejenigen, die auch gern mal über den Tellerrand schauen und sich für gesellschaftliche Strömungen und Veränderungen unserer Zeit interessieren.

Aber es gibt an diesem Abend noch viel mehr zu entdecken und zu erleben: Zum einem kann man bei einem großangelegten Kunstwerk-Rätsel mit raten und – mit Hilfe des richtigen Lösungswortes – Freigetränke gewinnen. Zum andern besteht die Möglichkeit mit Photobooth und weißer Leinwand selbst kreativ zu werden und im Wintergarten lässt es sich bei Getränken, Snacks und Diashow entspannen und quatschen.

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Kreativität bei Photo Booth und Leinwand

Selbstverständlich kann man auch sein Glück bei der Skateboard-Versteigerung versuchen. Ich entscheide mich für das abgefahrenste Board-Modell – Kommunikationsdesigner Andreas Lechner zeichnete mehrere glatzköpfige Herren, die sich alle gegenseitig – auf die eine oder andere brutalere Art – verletzen, verstümmeln bzw. töten. Interessant. Ich biete auf meinem gelben Post-It ein Kontrastprogramm – einen Abend in der Oper, gerne auch in einer dramatischen Inszenierung, in der jemand oder gleich mehrere Charaktere sterben. Es gewinnt das Angebot, dass sich Künstler und Bieter Glatzen rasieren und mit diesem Aufzug durch München ziehen. Ok, man kann nicht immer gewinnen.

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Board-Versteigerung – er gewinnt das kreativste Gebot

Ab Mitternacht kommen alle Gäste langsam aber sicher auf der Tanzfläche in der Rotunde zusammen und tanzen, mit genialen Beats von beispielsweise BAAL, in die laue Frühlingsnacht hinein.

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Insgesamt ist #ArtisFaction ein tolles Event, dass jungen Leuten Kunst, Musik, Design, Graphik und Architektur – ohne aufgesetzt zu wirken – näher bringt. Und dieser Abend der offenen Tür zeigt klar, dass die Ausstellungen der Pinakothek der Moderne einiges für uns zu bieten haben.

Weitere Artikel über Musik, Konzerte, Opern oder auch das ein oder andere außenpolitische Thema findet ihr hier.

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