Kultur, Nach(t)kritik

Filme a la carte – die Screenings im Internationalen Wettbewerb

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Im Internationalen Wettbewerb werden in mehreren themenspezifisch sortierten Slots dem Zuschauer experimentelle, intermediale, genregemixte kürzere und längere Filme aus aller Welt präsentiert. Das Schöne daran ist, dass man nie so recht weiß, was einen erwartet.

Man wählt zunächst mal nach dem Titel des Slots. Dieses Jahr bestand die Menü-Bandbreite aus: Kunst als Lupe der Realität, Zurück in die Zukunft, Spiel und Wirklichkeit, Heimatklänge, Jugend forscht, Filmische Reisen, Rohstoff Kino, Kino-Geschichten, Sturm der Liebe, Beziehungskisten, Albtraum Gegenwart, John Stezaker – Crowd, Selbstfindungen.

Ich war in „Zurück in die Zukunft“, „Filmische Reisen“, „Rohstoff Kino“, „Beziehungskisten“ und „Selbstfindungen“. Am meisten unterhalten und nachhaltig beeindruckt haben mich die Slots „Zurück in die Zukunft“ und „Rohstoff Kino“, letzterer muss seine Schatten offenbar weit voraus geworfen haben, denn bis auf den letzten Platz tummelten sich Kino- und Kunstbegeisterte im AudimaxX der HFF.

Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie Künstler mit Film umgehen. Intermedialitäts- wie Intertextualitätsjunkies kamen in den vier Tagen voll auf ihre Kosten. Nicht nur die gewaltigen und ästhetisch höchst anspruchsvollen Bilder, sondern auch die zahlreichen Bild- und Filmzitate aus Kunst- und Kinogeschichte, verbunden mit den vielschichtigen Stories hielten Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und das Gehirn ganz schön auf Trapp!

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Die Reise „Zurück in die Zukunft“ kam einem vor wie ein Drogen-Trip. Unsere Zukunft sieht demnach aus wie Computerspiele, durch die wir uns gesteuert bewegen, die Gegenwart und Vergangenheit motivisch zitieren, und zwischen Realität und Fiktion oszillieren. Vor allem die beiden mittig plazierten Filme „Hpozentrum“ und „parametronomicon“ beanspruchten die Netzhaut und die räumliche Wahrnehmung. Einen krassen Kontrast dazu lieferte vor allem ein Film. Untitled (Human Mask) erzählt ohne ein Wort die Geschichte eines kleinen Äffchens mit Frauenmaske, das unablässig in Fukushima nach dem Tsunami weiter in einem Restaurant serviert. Ein Film über Einsamkeit und Weitermachen, ein japanischer Sisyphos?

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Auch „Rohstoff Kino“ ist etwas für die Filmtheoretiker unter den Zuschauern. Hier wird an das Material und die Wandlungsmöglichkeiten die Film bietet nochmal ganz nah rangezoomt. Für mich war dieser Slot wohl der, an dem ich der Titelfrage: „Was kann Kino von Kunst lernen?“ am nächsten ran gekommen bin. Was kann aber Kino von Kunst lernen? Vielleicht nichts neues, aber etwas wieder: Nämlich auch mal inne halten, die Perspektiven und die Bilder verändern, bearbeiten, verzerren, anhalten und den Blick weg von der Geschichte hin zur Technik und Ästhetik lenken. Und ich frage mich immer noch, ob nicht viel mehr der Kinozuschauer etwas von Kunst lernen kann.

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„Filmische Reisen“ beeindruckte vor allen Dingen durch die großen weiten Stadtansichten, beeindruckende Kamerafahrten und überfüllte Bilder und: Sprachenvielfalt. „Beziehungskisten“ reißen dafür wieder ein ganz anderes Feld und Genre auf. Hier ging es in zwei Filmen um unterschiedliche Liebeskonstellationen und Mehrecks-Geschichten. Beide sind nach dem mind-fuck-Auftakt am Donnerstag Abend eher zum Entspannen, wenn die verhandelten Stoffe auch durchaus berühren und unter die Haut gehen.

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