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Roman Flügel – Nerd-Techno im Kong diesen Freitag. Win Tickets and dance it off!

Jan Rauschning-Vits
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roman flügel

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Vor etwa zehn Jahren gab es einen Artikel in der SPEX, der mir bis heute immer wieder in den Sinn kommt. Es ging um Fashion-Trends im weitesten Sinne. Im „Magazin für Popkultur“ wurde damals konstatiert, dass sich die Ideengeschichte von „cool“ im Wandel befinde. In Zukunft, so die SPEX, würden Geeks und Nerds das Maß der Dinge bestimmen. Man muss an dieser Stelle festhalten, dass die Begriffe von Geek und Nerd noch nicht über derart feste Konturen des Alltagsgebrauchs verfügten wie das heute der Fall ist. Außerdem soll festgehalten werden, dass der Begriff Hipstergerade in New York seinen dritten Frühling erlebt hatte, indem er auf Unterhemden tragende, unrasierte Jungs mit Trucker-Caps angewandt wurde. Es schien eher unwahrscheinlich, dass SPEX rechtbehalten sollte und Hornbrillen, Button-Down-Hemden und Kaschmir-Cardigans die Hipster-Zukunft definieren würden. Irritierend war allerdings damals bereits die Existenz eines Typen wie Jarvis Cocker …

Etwa zur selben Zeit traf ich Roman Fluegel zum ersten Mal. Er trug eine schwarz umrandete Hornbrille, eine schwarzen Cardigan und schwarze skinny Jeans. Er schien einer dieser Nerds zu sein, von denen die Rede war. Allerdings schien Roman kein Styler aus der Zukunft zu sein, der sich als Wegbereiter von künftigen Fashion-Idealen verstand, eher ein richtiger Nerd, der über Knöpfchen an Maschinen und modulare Synthesizer sprechen wollte. Roman Fluegel war damals Mitglied der Techno-Combo ALTER EGO, die schon auf eine beachtliche Rave-Laufbahn zurückblicken konnten und gerade mit „Rocker“ einen Hit in den deutschen Charts gelandet hatten. Außerdem hatte Roman Fluegel bereits mehrere Techno-Pseudonyme wie Soylent Green oder Acid Jesus hinter sich und war Resident im damals schon legendären Robert Johnson. Playhouse war damals auch noch ein mächtiges Label und Frankfurt bzw. Offenbach bot Berlin selbstbewusst die Stirn. Vielleicht, dachte ich damals, ist Roman Fluegel ja so etwas wie der Jarvis Cocker des Techno.

Einige Jahre später, 2010 oder 2011, kam Roman Fluegel irgendwie völlig unerwartet mit „Fatty Folders“, einem Album auf DIAL an, dem Label der Cardigan-und-Hemden-tragenden Hamburger Ästheten rund um Lawrence, Carsten Jost und Efdemin. Damals sprach man von deepem Arthaus-House für Galerieräume und Kunsthochschulen. Den Raver Fluegel hätte man nicht unbedingt in diesem Kontext vermutet, den Geek Roman allerdings schon eher. Wichtig war jedoch viel mehr, dass „Fatty Folders eine neue Farbe in den DIAL-Kosmos und ins Gesamtwerk von Roman Fluegel brachte: Verschachteltes Schimmern in chicagoesker Sperrigkeit, Acid-House als Produkt einer tiefgehenden Reflexion. Fast schon IDM. Nerd-Musik, aber seltsamerweise mit einer ungeheuren Körperlichkeit, die einen mitnahm.

An all das musste ich jedenfalls denken, als ich Roman Fluegels letztes Album „Happiness Is Happening“ (ebenfalls auf DIAL) hörte, das einen ja gewissermaßen noch einmal durch die ganze Geschichte von Techno führt. Kraut, House und echter Electro inklusive. Von einem lässig swingenden Disco-Monster wie „Wilkie“ bis zur Acid-Pastorale (O-ton De:Bug) „We have a nice life“. Aber irgendwie macht alles, was Fluegel die letzten Jahre so releast, einfach Sinn. Alles so stilsicher und durchdacht. Selbst die beiden Ravebretter, die als Kollaboration mit Simian Mobile Disco entstanden. Oder der electro-clashende Remix von C.A.R.’s „Idle Eyes“. Irgendwann kam der Punkt, da stand Roman Fluegel über den Dingen und begann, nur noch alles richtig zu machen. Als Producer, als DJ oder als Fashion-Stilikone. Vielleicht, denke ich jetzt, wusste Roman Fluegel aber immer schon Bescheid. Schon 1993, als Acid Jesus mit Jörg Elling Wuttke. Auf jeden Fall wusste er Bescheid, als er mir das erste Mal als Dandy mit Hornbrille und Kashmir-Cardigan gegenüberstand. Vielleicht Jarvis Cocker auch immer nur der Roman Fluegel des Brit-Pop.

Text: Tobias Staab

Hinweis: Dieser Text wurde aus Zeitgründen einfach aus der Facebook Veranstaltung kopiert. Wir schämen uns, nicht für jedes gute Event Münchens einen persönlichen Text schreiben zu können. Aber die Möglichkeiten der Stadt übersteigen schon seit langem unsere Kapazitäten. Außerdem hat Tobias Staab hier so ein berührendes Glanzstück geschaffen, dass wir dem auch nichts hinzufügen können.

 

–> ROMAN FLÜGEL (DIAL, ROBERT JOHNSON)
https://soundcloud.com/roman-fluegel

–> STAAB & BRANE (RITOURNELLE, ODMF)
https://soundcloud.com/tobias-staab

 

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