Leben, Nach(t)kritik

Zwischen Laterndlmaß und Boaznsterben

Sarah Weiß

Maximilian Bildhauer hat die Boaznführer der Reihe Munich Boazn gestartet und damit neben den urigsten Boazn in München leider auch ihr Sterben dokumentiert. Bei der Lesung in der Fraunhofer Kulisse gab es neben lustigen Anekdoten auch noch einen bayerischen Cocktailkurs inklusive.

max bildhauer portrait

Nein, sagt er, er kann noch nicht reingehen. Er hat noch ein Bier vorne in der Wirtschaft und fertig rauchen muss er auch noch. Na dann. Ohne ein kühles Helles und die ein oder andere Zigarette wären wir heute wahrscheinlich eh nicht hier, weil er ohne den Drang nach beidem nicht von Straße zu Straße gezogen wäre, um jede kleine Kneipe auf ihre Tauglichkeit hin zu untersuchen.

Mittlerweile haben es seine Munich Boazn bereits bis in die dritte Ausgabe geschafft.

Aber eigentlich erzählt erst die Neuauflage die relevante Geschichte hinter dem Stadtführer, den man ohne diesen Hintergrund als Sauftouren-Routenplaner abtun könnte. Es sind die diagonal über die Ecken laufenden, schwarzen Streifen, die ganz subtil daran erinnern, dass die Münchner Schickeria samt ihrer Wohnungspolitik ihre Opfer fordert. “Des gibt’s nimmer”, sagt Max Bildhauer bei der ein oder anderen Boazn, bevor er anfängt, den zugehörigen Text vorzulesen und ein paar Anekdoten zu erzählen. Seufzen, Kopfschütteln, schön war’s da immer.

Gelernt hat er auf seinen Ausflügen viel. Wie man sich am besten in einem Boaznklo wäscht, zum Beispiel. Also mehr so untenrum. Oder, dass Öffnungszeiten flexibel sind und sich eine ordentliche Wirtin nicht von ihren Gästen aufdiktieren lässt, wann sie gefälligst zu arbeiten hat. Und wie man einen Masskrug mit ein paar richtig süffigen Getränken füllt – mal abgesehen von Bier natürlich.

Vier Rezepte braut er mit seiner einschenkfreudigen Assistentin Susi für die Gäste zusammen, die sich Goaßnmaß, Laterndlmaß, Stierblutmaß (angeblich eine Spezialität aus Niederbayern, die den meisten nicht bekannt ist) und Schneemaß schmecken lassen.

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Im Moment arbeitet Bildhauer an einem Bildband über die schönsten Boazn Münchens und er muss selber lachen, wie viel Zeit und Muße er schon auf diese Lokalitäten verwendet hat, wenn man überlegt, wie das Projekt in seiner Jugend angefangen hat: “Mich hat früher die Not in die Boazn getrieben – in Giesing gab’s nix anderes.”

Fotocredit: Presse/Gesa Temmen

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