Nach(t)kritik, tagebook von Philomena Poetis

Prima la musica, poi le parole

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Wie kann man schöner in einen Konzertabend starten, als gemeinsam mit einer Freundin im Sommerkleid durchs warme und vom Blumenduft schwere München zum Hubertussaal im Schloss Nymphenburg zu radln?! – Gute Laune ist hier vorprogrammiert.

Geladen haben die Freunde des Nationaltheaters e.V. und präsentieren ein Programm der Orchesterakademie und des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper. Ein Programm, das allein von jungen Künstlern der Branche, zwischen 18 und 30 Jahren, auf die Beine gestellt wird und unter der Leitung der engagierten ukrainischen Dirigentin Oksana Lyniv, die seit der Spielzeit 2013/2014 Assistentin des Generalmusikdirektor Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper ist, musikalisch überzeugt.

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Kreativität fällt gleich beim Betreten des prunkvollen Schloss-Konzertsaales auf. Obwohl der Saal aufgrund seines länglichen Grundrisses keine perfekten Bedingungen für einen freien Blick auf die Bühne und barrierefreie Inszenierungen liefert, schaffen es Theresa Schlichtherle (Regie) und Janina Bauer (Bühne und Kostüme) durch die Verwendung von Laufstegen und platzierten Treppenausschnitten, das Publikum ins Bühnengeschehen mit einzubeziehen. So wird die szenische Spannung durch die Einbindung der Stufen gehalten, die unsichtbare Wand zwischen Bühne und Zuschauerraum durchbrochen und das Publikum sitzt während der einaktigen Oper, Prima la musica, poi le parole von Antonia Salieri (1750-1825), mitten im Geschehen. Aber dazu gleich mehr, denn der Abend beginnt, wie am pink-leuchtenden Schriftzug ersichtlich, erstmal mit Musica.

Gabriel Stiehler, der in der nächsten Spielzeit als Solohornist am Mozarteumorchester in Salzburg zu hören ist, gefällt mit seiner weichen, runden und sehr melodiösen Horninterpretation des Es-Dur-Konzerts von Mozart, die sich harmonisch gut in den Orchesterklang einpasst. Ein Konzert für Kontrabass ist ungewöhnlich und ich bin überrascht, welche Möglichkeiten Komponist Johann Baptist Vanhal (1739-1813) für dieses klangschwere Instrument ersann und wie dies vom Kontrabassisten Jean Hommel, seit 2014 Mitglied der Orchesterakademie, umgesetzt wird. Technisch phänomenal und höchst beeindruckend ist die Darbietung von Zurab Gvantseladze in Antonio Pascullis (1842-1924) Konzert für Oboe – Variations sur „La Favorite“ de Donizetti, welche mit großem Applaus der Anwesenden gefeiert wird.

Nach einem kühlenden Getränk im Nymphenburger-Schlosspark streiten sich in der bereits angekündigten Oper Prima la musica, poi le parole ein Dichter (gesungen von John Carpenter) und ein Komponist (Evgenij Kachurovsky) nach dem Henne- oder Ei-Prinzip, was für eine Oper zuerst geschrieben werden muss, Musik (musica) oder Text (parole). Zugespitzt wird die Streiterei durch die beiden Sängerinnen und somit Konkurrentinnen Donna Eleonore (gesungen von Anna Rajah) und Tonina (Marzia Marzo), die um das Ansehen und den begehrten Platz der “Prima Donna” buhlen.

Die ursprünglichen Rezitative der Oper, die das Opernmetier der 1780er Jahre parodierten, werden durch selbstgeschriebene, englische Texte der Darsteller ersetzt, damit diese natürlicher auf den Bühnen agieren können. Als spezielles Bühnenhighlight entscheidet sich die Regie für einen pinkfarbenen und grünen Buzzer am vorderen Bühnenrand. Wird der pinkfarbene Knopf gedrückt, fangen Orchester und somit auch Sänger an zu musizieren und beim Drücken des grünen Knopfs beginnen die Darsteller Einblendungen der Münchner Kulturserie Monaco Franze nachzuahmen – verwirrend für Sänger und Publikum, aber sehr unterhaltsam.

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Letztendlich beeindruckt mich im Ambiente des Nymphenburger Schlosses die Kreativität, Musikalität und Professionalität des jungen Teams aus Opernstudio und Orchesterakademie, die den Abend so besonders machen. Was jetzt zuerst da war, Musik oder Text, kann weiterhin diskutiert werden, solange es auf Kreativität basiert.

Weitere Artikel über Musik, Konzerte, Opern oder auch das ein oder andere außenpolitische Thema findet ihr hier.

Fotos: Janina Bauer

1Comment
  • Maddy temchin
    Posted at 23:10h, 29 September

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