Kinogucken

Don’t come back

Thomas Empl

Es ist der Sommer, in dem schlummernde Hollywood-Reihen wiedergeboren und besser (Jurassic World) oder sogar viel besser (Mad Max) werden, als es irgendjemand erwartet hätte. Der neue Terminator setzt die Glückssträhne nur leider so gar nicht fort. Terminator: Genisys ist ein bizarrer Film.

Genisys versucht gar nicht erst, die alten Stränge abzuschneiden und Neues zu schaffen. Stattdessen schreit der Film dem Zuschauer entgegen: Seht her! Wir haben James Camerons Terminator auch gesehen! Die ersten gut zwanzig Minuten sind eine riesige Nachbildung des Originals von 1984: John Connor (Jason Clarke) schickt Kyle Reese (Jai Courtney) in die Vergangenheit, um seine Mutter Sarah Connor (Emilia Clarke) vor dem T-800 (Arnold) zu beschützen. Regisseur Alan Taylor stellt ganze Szenen eins zu eins nach. Der Penner, die Punks, Reeses Nike-Sneaker… alle da. Es ist absurd, einen jungen CGI-Arnold und statt Michael Biehn Jai Courtney durch diese nachgebaute Kulisse laufen zu sehen.

CGI arnie

Aber Genisys will eigentlich gar kein Remake sein. Also tauchen fast schon fanfiction-artig auf einmal Figuren auf, die gar nicht dort sein sollten. Ein T-1000 aus Terminator 2, eine schon kampfbereite Sarah Connor und mit ihr ein gealterter Arnie, den sie „Pops“ nennt. Ja, wirklich. Und weil das Drehbuch bisher nicht bizarr genug war, haben die beiden – Gott weiß wie – eine Zeitmaschine gebaut, durch die sie von 1984 ins Jahr 2017 reisen können… um mal wieder den Judgement Day zu verhindern.

Eine verrücktere Ausgangslage für einen neuen Terminator-Film hätte sich wohl kaum jemand geistig Gesundes ausdenken können. Der erste Akt ist zwar ziemlich bescheuert – aber ganz unterhaltsam. Richtig enttäuschend an Genisys ist dann vor allem, wie wenig man damit anfängt. Was in erster Linie an den völlig fehlbesetzten Hauptdarstellern liegt: Keine Ahnung, wie Jai Courtney schon wieder an eine Rolle in einer geliebten Action-Reihe gekommen ist – an seinem Talent oder seiner Ausstrahlung kann es nicht liegen. Sein Kyle Reese ist so flach und frei von Charisma, dass man die Liebesgeschichte zwischen ihm und Sarah nie für glaubwürdig hält; etwas, das Michael Biehn im Original mit viel weniger Dialogzeilen geschafft hat. Ein Wunder, dass es Emilia Clarke (Danaerys aus Game of Thrones) hinbekommt, oft genauso fehl am Platz zu wirken wie ihr Gegenüber.

Bleibt Arnold Schwarzenegger. Der muss zwar primär als Einzeiler-Lieferant und ständiger Deus Ex Machina herhalten, hat aber trotz des miesen Materials, mit dem er arbeiten muss, mehr Ausstrahlung in seiner linken Augenbraue als seine jungen Kollegen. Er wirkt wie ein Überbleibsel aus den beiden guten Terminator-Filmen, das halt vorkommen muss.

Mad Max und mit Abstrichen auch Jurassic World bemühen sich, neue Geschichten zu erzählen. Genisys recycelt Altes (Hubschrauber unter Brücken, Zeitreisen, Showdown in einer Fabrik, I’ll be back…) – aber macht nichts Interessantes damit. Skynet ist jetzt eine App, ansonsten haben wir das alles schon einmal in schöner, mit inspirierter Musik und besseren Schauspielern gesehen. Nach dem wenigstens absurden Beginn wird Genisys zum völlig blutleeren Standard-3D-Blockbuster… und furchtbar langweilig. Hasta la vista.

Jai Courtney

(Kinostart ist der 09.07.15. Einige Münchner Kinos zeigen Previews.)

Der (sehr spoilerhaltige) Trailer:

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(Bilder von: www.terminatorgenisys.de)

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