Fotobook, Kultur, Nach(t)kritik

Ist das ein Schick-Schock? Das UTOPIA Island 2015 war wunderschön!

Etwa zwei Wochen sind nun ins Land gezogen seit dem fast ausverkauften UTOPIA Island Festival 2015 und wir waren vor Ort. Zunächst mal: Thumbs up!

Das kleine, familiäre Festival im Münchner Norden braucht den überregionalen Vergleich mit anderen Festivals längst nicht mehr zu scheuen und hat sich wirklich mehr als gemacht. Was man 2015 aufgeboten hat, ist zum einen State-of-the-(Festival)-Art und kann zum anderen durch genuine Qualitäten, allem voran der wunderschön angelegte Moosburger Aquapark, überzeugen. Stichwort Aquapark: Liegt man mit gekühltem Getränk auf einer der zahlreichen Badeliegen, halb im Nass, halb im Sand, gleißend im Sonnenlicht, den wummernden Sound im Rücken, so lösen sich etwaige Timetable-Abwägungen schnell in Wohlgefallen auf. Die meisten Besucher hält es bei traumhaftem Wetter tagsüber nämlich nah am Wasser. Die “Muss-ich-unbedingt-sehen”-Acts kommen dann aber eh zumeist erst zu späterer Stunde. Bilderbuch räumen auf der Mainstage unter freiem Himmel erwartungsgemäß ab. Die Engländer von Chase & Status sorgen mit ihrem energiegeladenen Drum’n’Bass im Aura-Zelt für wilde Moshpits (die ich so eigentlich nur von Hardcore-Konzerten kenne) und Roman Flügel heizt am Freitag dem Publikum im Terra-Zelt mit druckvollem, technoiden Sound gepflegt ein. Der (kommerziell) größte Act des Festivals ist aber wohl Kwabs aus England, der gerade richtig durchstartet und sich somit für die Festivalmacher als Booking-Glücksgriff erweist – auch wenn mir persönlich sein Sound etwas zu weichgespült ist.

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Außerdem beeindruckend ist das mit Liebe zum Detail gestaltete Festival-Gelände. Als wir das Areal erstmals betreten, ereilt uns doch beinahe der von Bilderbuch besungene “Schick-Schock”, als wir die Festivallandschaft so bestaunen. Wie man erfährt, war die zum Großteil aus freiwilligen Helfern bestehende UTOPIA-Crew wochenlang damit beschäftigt, die Festivaldeko mit Feinschliff zu versehen. Neue Elemente des Geländes waren beispielsweise ein für Besucher nutzbares Riesenrad oder Helikopterrundflüge. Auch für nächstes Jahr verspricht man, sich wieder allerhand einfallen zu lassen. Wir sind gespannt.

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Kommen wir zu ein paar kleinen Kritikpunkten: An die 90 EUR zzgl. Camping-Pass für den 2-Tages-Festival-Pass sind – vergleicht man das Line Up mit anderen Festivals – nicht gerade wenig. Dort vermisst man aber wohl ein ähnlich schönes Festivalgelände. Angesichts des Bookings kann man nun zweigeteilter Meinung sein: Zum einen tummeln sich Vertreter zahlreicher moderner Genres im UTOPIA-Aufgebot. Das verspricht natürlich Abwechslung und hat einen Hauch von “für-jeden-was-dabei”. Spricht man mit anderen Besuchern, so erfährt man etwa, dass der ein oder andere extra wegen Headliner XY von weit her angereist ist. Zum anderen mag man den konsequenten roten Faden im Line Up irgendwo vermissen. Gravierend fällt dies aber nicht ins Gewicht, da bei insgesamt fünf Bühnen doch immer etwas dabei war, was zumindest mir persönlich gefiel. Was sich meiner Meinung nach jedoch hervorragend ergänzt, sind die Auftritte der Bands auf der großen Freiluftbühne und die DJ-Sets am See beziehungsweise in den Zelten. In jedem Fall fordert das bunte Line Up die meist eng abgesteckten Hörgewohnheiten des typischen Münchner Open Air- und Clubbesuchers heraus. Zu überdenken für die Veranstalter bleibt ferner, ob sie nächstes Jahr nicht ein anderes Security-Team engagieren – ich will nicht wissen, vor welchen Dissen dieses Sicherheitspersonal sonst so ihr Unwesen treibt.

Das “We are One”-Motto des Festivals übertrug sich demgegenüber überwiegend auch auf das Publikum – alles geht nett und friedlich zur Sache. Normale Leute. Ich treffe weder auf den streitlustigen Beachparty-Jürgen im Böhse Onkelz-Shirt, noch kommt es zu Massenkarambolagen von Fjällräven-Rucksäcken auf der Tanzfläche (ich vergebe hier mal 2,5 von 5 möglichen Hipsterpunkten für das UTOPIA Island).

Stichwort Hipster: in unserem Festivalgepäck mit dabei hatten wir noch zwei Einwegkameras. Ein paar Schnappschüsse wollen wir euch nicht vorenthalten und freuen uns derweil schon auf’s nächste Jahr.

 

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“Spiel unser Lied, Baby!” – der UTOPIA Playground

 

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Yo Yo! Läuft bei euch…

 

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mp at work

 

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Dieser Festivalgast verteilt “Free Hugs”! Ok. Ein Festivalklassiker. Daneben macht er noch Saltos im vollen Lauf auf seine umgeklebte Luftmatratze. Ähm, warum nicht?!

 

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Unser Lieblings-Hangaround-Spot am See: Puls (dieses neue Radio) spendiert ein paar Liegeplätze in erster Reihe.

 

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Das muss so circa 30 Minuten nach Beziehen unseres Campinglagers gewesen sein. (Joke.)

 

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http://hot-dog-legs.tumblr.com/

 

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@ Seastage

 

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Flunkyball – sowas von 2010! (2010 war schön…)

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Adios, UTOPIA!

 

 

Bilderrechte:

(1) Beitragsbild: © Sebastian Siebler

(2) Kwabs Bühnenfoto: © Sebastian Siebler

(3) restliche Fotos: © Florian Kraus

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