Kultur, Kunst

Reflektor M – Ein neuer Radar für die Gegenwartskunst in München

…und es gibt sie doch! Die produktive Kunstszene in München, nach der man erst einmal etwas Ausschau halten muss. Die Plattform Reflektor M macht nun das aktuelles Kunstgeschehen in der Stadt auch online sichtbar. Besonders praktisch: Die Anzeige, wie lange welche Ausstellung noch zu sehen ist!

Ein neues M für München

Eine kreative Kunsthistorikerin, einen Interface-Designer (Jürgen Graef) und einen findigen Frontend- Entwickler (Julian Kempff) – mehr brauchte es nicht, um am 13. Mai 2015 Reflektor M mit einem riesen Paukenschlag im Lost Weekend ins Leben zu rufen. Das Portal präsentiert aktuelle Kunstausstellungen der Münchner Museen, Galerien und spezielle Sonderformate. Seit dem sind ein paar Monate ins Land gezogen. Ich habe mit der Initiatorin und Kunsthistorikerin Maria Inés Plaza gesprochen und mich erkundigt, wie es Reflektor M geht.

REFLECTOR M

 

Das Team von Reflektor M: Jürgen Graef, Bernd Feldmauer, Julian Kempff, Michael Krefft und Maria Ines Plaza

 

Wie kam Euch überhaupt die Idee zu Reflektor M?

MP: Die Idee zu Reflektor M gab es schon seit Herbst 2013. Seit dem arbeiteten wir an dem Konzept und der Homepage, was teils viele Nerven und Zeit kostete. Aber wo Leidenschaft ist, ist auch ein Weg. Die Basis für das Onlineformat bildete das Galerien-Faltblatt Radar, initiiert von Daniela Stöppel und Markus Dicklhuber. Das rosa Libretto lag jahrelang umsonst in zahlreichen Galerien in München aus und bot neben den aktuellen Kunstterminen der Stadt gepfefferte Kritiken. Das Projekt rechnete sich schlussendlich leider nicht und wurde letztendlich eingestellt.

Im September 2014 wurde unsere Idee dann langsam konkreter und ich traf mich mit Daniela Stöppel. Sie hat mir klar gemacht, dass nicht nur ein neuer Name her musste, sondern gleich ein neues Distributionsmedium.

Jürgen hatte Ideen für eine Kunst-App mit seinem Bureau, und ich für ein kritisches Forum, wovon die Stadt sich alimentieren könnte. Der Schritt ins Digitale war eigentlich von vorne herein klar und da war die Arbeit von Ju entscheidend. Ich kenne keinen, der so ambitioniert und optimierend programmiert. Schnell und einfach sollte die Plattform sein, um die Ausstellungen ausfindig zu machen, die in kürze Enden.

Ihr seid nun seit Mitte Mai online. Was hat sich seit dem Launch bei euch getan?

Die Launch Party im Lost Weekend war extrem wichtig und seit dem hat sich einiges weiterentwickelt. Chris Fitzpatrick, der jetzige Direktor vom Kunstverein, verglich die Party sogar mit Veranstaltungen in San Francisco, bei denen einfach alle kommen und an Zeitgenössischer Kunst Spaß haben, was uns natürlich sehr schmeichelte.

Unsere Plattform soll ein Treffpunkt für verschiedene Meinungen sein. Ich möchte dementsprechend, dass das Publikum so heterogen wie möglich ist. Es sollen sich dort Künstler-Kreise, die sich sonst nie wirklich treffen, aber auch Kuratoren oder Galeristen ansprechen. Und natürlich auch die neue Generation von Ausstellungsbesucher, Leute die sich über die Projekte in der Stadt informieren wollen, aber die Ausstellungsorte oder Ateliers nie betreten haben und nicht wirklich wissen wohin in München.

Was genau bietet Reflektor M?

Das ehemalige Faltblatt Radar bleibt unser Fundament, wobei sich die Struktur von Reflektor M organisch weiter entwickelt hat. Die Relevanz von Radar lag an ihrer unbestreitbar guten Auswahl der Ausstellungen in München, die das Bild einer jungen Kunstszene unterstützt hat. Das behalten wir bei und können online natürlich viel aktueller sein als mit einem Druck. Und auch der Kommentar, der jeden zweiten Monat im Faltblatt veröffentlicht wurde, war Gold wert. Eine frische Stimme, die den Leser zum Nachdenken über die lokale Kunstpraxis gebracht hat, ist auch heute noch unbedingt nötig.

„Ja, da wird mir übel“

Das lokale Feuilleton konzentriert sich nämlich hauptsächlich auf institutionelle Ausstellungen, die bereits eine internationale Aufmerksamkeit durch die Presse haben. Andere Formate, die gelegentlich für die lokalen Ausstellungen berichten, sind meistens so geschrieben, als hätten sie die Ausstellung selber gar nicht gesehen. Manche Artikel sind zum Kotzen schlecht. Ja, da wird mir übel. Deshalb besteht unsere redaktionelle Arbeit nach wie vor aus kritischen Kommentaren zu den Ausstellungen, die nicht an ein Marketingtext erinnern.

Auf welchen Social Media-Kanälen seid ihr?

Wir nutzten Facebook, Twitter und Instagram. „Slowly but surely“ finden uns hier immer mehr Besucher, wobei Instagram mein Lieblings-Kanal ist. Die Bilder auf Instagram erlauben einfach eine sinnlichere Darstellung unserer Arbeit.

Als Einnahmemöglichkeit bietet ihr ja zum Beispiel monatlich eine Edition an – wie schafft ihr das mit der Finanzierung?

Unsere Kooperation mit Künstler ist einer der schönsten Aspekte unserer Plattform. Hier arbeiten und diskutieren wir gemeinsam die Möglichkeit, wie man durch eine Art Sharing Economy unsere Plattform unterstützen kann. Wir möchten sichtbar machen, dass wir mit unserem Weg nah an der Kunstproduktion sind. Die Editionen stehen meistens in Verbindung mit einer Ausstellung, die im Laufe des Jahres in München stattfindet und die Künstler gleichzeitig ihre Präsenz haben.

„Am Anfang kann man nur geduldig bleiben und das Herzblut als Kapital nutzen.“

Gerade am Anfang haben wir an viele Türen geklopft, doch viele forderten erst Mal Beweise. Das ist nicht immer einfach, gerade für ein junges Start up. Allerdings gibt es auch Menschen, die seit der ersten Stunde an unser Projekt geglaubt haben. Charles Schumann ist zum Beispiel einer der wenigen, die an uns geglaubt haben und zu einem gescheiten Launch ohne zu Zögern beitrugen. Dabei muss es nicht immer Geld sein. Bei der Firma für Webentwicklung Form & Code dürfen wir beispielsweise die Büroräume nutzen.

Durch solche Partner und Unterstützer ändert sich langsam aber stetig auch unsere finanzielle Lage. So sind wir bald in der Position, wo wir auch für unsere Arbeit den gerechten Beitrag für die Arbeit unserer Redaktion verlangen möchten.

Vielen Dank an Maria Inés für das Interview.

 

Foto Copyright: Detlef Schneider

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