Kultur, Leben, Warum tust du das?

Letterette, warum duasdn des?

Katerina den Toom

aus der Reihe #warumtustdudas

Die junge Münchnerin wusste schon früh, dass handgemalte Schriftzüge mehr als nur ein Hobby für sie sind. Nach einer BWL- und Bank-Karriere vertiefte Stephanie Reis ihre Liebe zur Schrift im Kommunikationsdesign-Studium und mit mehreren Workshops. Sie gründete letterette und beschriftete schon bald alles, was ihr unter die Finger, kam mit zünftigen bayerischen Sprüchen.

Stephanies Talent blieb nicht lange unentdeckt und so gestaltet sie heute Hochzeitseinladungen, Foodplakate, Schaufenster und witzige Schilder per Hand. Auf der diesjährigen Stroke Art Fair stellte Stephanie ihre Designs vor und erzählt uns in “Warum tust du das?”, wie sie darauf gekommen ist, Schilder zu bemalen.

1. Woher kommt der Name deines Projekts? Und was bedeutet er?

Meine handgeschriebenen, bayerischen Schilder haben ehrlich gesagt gar keinen Projektnamen. Aber so künstlerische Projektnamen – des hob i nonianed gmacht.

Ich habe etwas fast Ausgestorbenes wieder zum Leben erweckt.

2. Was ist neu, anders und einzigartig an deinem Projekt?

Ich schreibe ja handgeletterte Schilder, nur mit einem Schildermalerpinsel und Lack – ganz ohne Hilfsmittel wie Plotter, Folien, Stancils – so wie es damals die Schildermaler auch schon vor 100 Jahren gemacht haben. Die Technik an sich ist also etwas sehr Altes und Traditionelles. Damals wurden alle Schilder per Hand geschrieben, es gab auch gar keine andere Möglichkeit. Durch die Erfindung des Plotters Ende der 70er ist das leider immer weniger geworden und damit auch die Persönlichkeit und der Charme, der in dem handgemachten, nicht immer ganz so perfekten Pinselstrich liegt. Neu ist also, dass ich etwas fast Ausgestorbenes wieder zu neuem Leben erwecke und die bayerischen Sprüche und Ausdrücke traditionell, aber mit einem modernen Gesicht auf die Bretter bringe.

3. Wie viel Zeit hast du in dein Projekt investiert?

Auf das Schildermalen bin ich vor etwa drei Jahren zufällig gestoßen. Schrift war mein Schwerpunkt während meiner sieben Semester im Studium in Augsburg – das war mir also nicht fremd und schon immer meine ganz große Leidenschaft. Aber gerade den Umgang mit den speziellen Schildermalerpinseln konnte mir damals niemand persönlich zeigen und ich musste selbst viel recherchieren und ausprobieren.

Die bayerischen Schilder schreibe ich etwa seit eineinhalb Jahren immer mal wieder zwischendurch. Für die Stroke Ltd. im Oktober habe ich dann extra eine Serie gefertigt. Aber die bayerischen Schilder werden mich wohl noch ein Leben lang begleiten, weil ich das einfach so gerne mache, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ich irgendwann keine Freude mehr daran habe.

4. Wo findet man dich?

Meine Schilder hat man, wie bereits erwähnt, zuletzt auf der Stroke Ltd. im Oktober gesehen. Im Dezember werden einige davon auch im Adventssalon des »Dog and Pony« ausgestellt und zu kaufen sein. Andere meiner Schriftzüge findet man auf Buchcovern, Zeitschriften, Plakaten und bald auch auf einer Ladenfront im schönen Neuhausen, wo auch mein Arbeitsplatz ist.

Mich persönlich findet man überall in München. Zum Beispiel beim Cocktailtrinken in der Pussers-Pianobar, mit Kaffee, Skizzenbuch und Bleistift in der Glyptothek, bei am guadn Steak im P.Korn, beim Radlfahren zum Schloss Blutenburg, unter’m Kastanienbaum im Biergarten oder am Eisbach – die Füße im Wasser und ein Bier in der Hand.

Ich spiele Saxophon und Gitarre und mein neuestes Baby ist eine Ukulele. Was noch fehlt, ist ein Kontrabass.

5. Wer unterstützt dich?

Zu Beginn habe ich viel Unterstützung aus den USA bekommen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie das Schildermalen bzw. Sign Painten funktioniert und welche Materialien ein Schildermaler benötigt. In den USA gibt es noch einige Sign Painter und sogar eine Renaissance der handgeletterten Schilder. Ich habe nette Menschen gefunden, die mir per E-Mail geduldig all meine Fragen beantwortet haben. Anfang 2014 bin ich nach Berlin zu einem Wochenendworkshop mit SignPaintern aus den USA und England gefahren. Dort waren viele Leute, die meine Leidenschaft teilen. Mittlerweile habe ich auch noch einen weiteren Münchner Schildermaler gefunden. Es ist super, sich mit jemanden austauschen zu können und Tipps zu bekommen.

6. Was machst du, wenn du nicht an deinem Projekt arbeitest?

Ich bin selbstständige Kommunikationsdesignerin und Schriftgestalterin. Neben dem Pinsel schreibe ich auch mit Feder und allem, was mir so in die Hände kommt. Außerdem gestalte ich vom Plakat über Buchcover über Illustrationen alles, was man so als Kommunikationsdesignerin macht. Wobei mein Herz einfach für die alten Techniken – wie das Schildermalen, Letterpressdrucke und Linolschnitte schlägt. Ich spiele Saxophon und Gitarre und mein neuestes Baby ist eine Ukulele. Was noch fehlt, ist ein Kontrabass.

7. Was liebst du an München besonders?

Ja mei – grod schee is einfach. Man hat alle Möglichkeiten, die eine Großstadt bietet, etwas zu unternehmen und trotzdem is es einfach ein gmiatliches großes Dorf, in dem man seine Nachbarschaft kennt.

8. Wenn dein Projekt eine Person wäre, wie wäre diese Person?

Ein grantiger, aber auch sehr lustiger und selbstironischer Bayer, mit den Händen eines hundertjährigen Mannes und dem Verstand eines jungen Lausbuam.

9. Ein Song, der mit deinem Projekt zu tun hat?

Ehrlich gesagt gibt es den nicht. Ich liebe Musik und bin selber Musikerin. Beim Schildermalen brauche und will ich aber absolute Ruhe. Das Schildermalen ist für mich sowas wie Meditation – es gibt in diesen Stunden nur mich, meine Hand und den Pinsel. Des is einfach griabig, quasi!

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