Kinogucken, Kultur
Mamma sta morendo
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Nanni Morettis neuer Film Mia madre erzählt zweifellos eine sehr persönliche Geschichte, ist seine Hauptfigur doch Regisseurin, die die Krankheit ihrer Mutter verarbeiten muss. Morettis Mutter ist vor dem Schreiben des Films verstorben und auch sonst spricht der Italiener in Interviews davon, wie viel Autobiographisches das Drehbuch enthalte. Doch auch wenn man von Nanni Moretti („Habemus Papam“, „Der Italiener“) noch nie gehört hat, bleibt Mia Madre ein wunderbarer für sich stehender Film.
Großen Anteil daran hat seine Hauptdarstellerin Margherita Buy. Sie verkörpert – fantastisch – die Filmregisseurin Margherita, bei der es im Alter um die Fünfzig gerade eher so mittel läuft: Trennung vom Freund, die Mutter (Giulia Lazzarini) im Krankenhaus und Probleme beim Dreh mit dem exzentrischen Amerikaner Barry Huggins (John Turturro). So laut und übertreibend der durch die Gegend tanzt, so ruhig spielt Margherita Buy; all die Krisen, das nicht mehr wissen, was man eigentlich sagen will und soll, spiegeln sich in ihrem Gesicht, frei von jeglicher Hysterie.
Den richtigen Ton trifft Moretti auch beim Erzählen der Krankengeschichte. Wer das mal miterlebt hat, das Sterben eines Verwandten, dem wird es hier unheimlich vertraut vorkommen. Das Handhalten, die Infusionen, das Rätseln, was die Kranke sagen will … all das bleibt lebensnah und kitschfrei, so wie es ist.
Ebengleiches lässt sich über Morettis Darstellung von Rom sagen: Mia Madre ist in der Hinsicht ein Anti – La Grande Belezza, weit weg von den schillernden Brunnen, Kirchen und Partys der Reichen und Schönen. Wenn der Handlungsort nicht genannt würde, würde man die Stadt als Nicht-Römer vielleicht gar nicht erkennen.
Es gibt Momente, in denen die zwei Teile des Films, die Trauer über den bevorstehenden Tod der Mutter sowie der eher witzige Filmdreh-Wahnsinn, nicht so ganz perfekt zueinander passen. Aber Margherita Buys großartige Hauptfigur und Morettis zurückhaltender Ton machen die leicht holprigen Übergänge immer wieder schnell vergessen.
(Kinostart war der 19.11.15. Wenn möglich, sollte man sich Mia Madre außerdem unbedingt als OmU auf Italienisch anschauen – weil sonst vor allem der Culture Clash mit John Turturros Amerikaner und einige damit einhergehende Wortspiele nicht funktionieren.)
Fotocredit: Neue Visionen
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